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Die Generalaudienz an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz Die Generalaudienz an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz

Papst bei Generalaudienz: Kluge Heilige sein

In seiner 12. Katechese der Reihe „Laster und Tugenden“ hat Franziskus über eine der Kardinaltugenden nachgedacht: die Klugheit. „In einer Welt, die von Äußerlichkeiten und oberflächlichen Gedanken beherrscht wird“, verdiene es diese antike Lehre, wiederentdeckt zu werden, so der Rat von Papst Franziskus bei der Generalaudienz an diesem Mittwoch.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Unter der Klugheit ist nicht die Tugend eines ängstlichen Menschen zu verstehen, der immer zögert, zur Tat zu schreiten. Nein, das ist eine Fehlinterpretation. Und es hat auch nicht nur mit Vorsicht zu tun. Klugheit ist dort gefragt, wo das Handeln eines Menschen von seinem Verstand und seiner Freiheit abhängt. Der kluge Mensch ist kreativ: Er überlegt, wägt ab, versucht die Komplexität der Wirklichkeit zu verstehen und lässt sich nicht von Emotionen, Trägheit oder dem Druck von Illusionen lenken,“ so die Erklärung des noch leicht erkälteten Papstes, der das Verlesen seiner Katechese und Grußworte wegen seiner angeschlagenen Stimme Pater Pierluigi Giroli überließ, einem italienischen Mitarbeiter im Staatssekretariat.

Papst Franziskus an diesem Mittwoch
Papst Franziskus an diesem Mittwoch

 

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Klug ist, wer zu wählen vermag...

Die Klugheit gehöre also zu den Kardinaltugenden, die wir für das Gelingen eines Lebens als wesentlich ansehen. Weiter heißt es im Katechesentext des Papstes:

„Der heilige Thomas nannte sie in Anlehnung an Aristoteles „recta ratio agibilium“. Gemeint ist die Fähigkeit, die Handlungen so zu lenken, dass sie auf das Gute ausgerichtet sind; deshalb wird sie ja auch als „Kutscherin der Tugenden“ bezeichnet. Klug ist, wer zu wählen vermag: Solange es nur in Büchern steht, ist das Leben immer leicht – inmitten der Winde und Wellen des Alltags ist es aber anders: Man ist oft unsicher und weiß nicht, welchen Weg man gehen soll. Wer klug ist, wählt nicht willkürlich: Er weiß vor allem, was er will; dann wägt er die Situationen ab, holt sich Rat und wählt mit Weitblick und innerer Freiheit den Weg, den er gehen will. Es ist nicht gesagt, dass er keine Fehler machen wird – wir sind schließlich auch nur Menschen –, aber er wird zumindest große Unachtsamkeiten vermeiden.“

Selfie gefällig?
Selfie gefällig?

Beharrlich das Gute wählen

Ein kluger Mensch verstehe sich auch darauf, das Gute im rechten Maß anzustreben: Er strebe also weder ein zu viel noch ein zu wenig an, sondern wähle beharrlich das Gute, so die Schlussfolgerung des Papstes.

„Der kluge Mensch versteht sich darauf, die Erinnerung an die Vergangenheit zu bewahren – nicht, weil er Angst vor der Zukunft hat, sondern weil er weiß, dass die Tradition ein Erbe der Weisheit ist. Das Leben besteht aus einer ständigen Überschneidung von Alt und Neu, und es ist nicht gut, immer zu denken, dass die Welt bei uns anfängt und wir für die Lösung der Probleme bei null anfangen müssen. Und der kluge Mensch ist auch vorausschauend. Wenn man sich für das Ziel entschieden hat, das man anstrebt, muss man dafür sorgen, dass man auch über die nötigen Mittel verfügt, um es zu erreichen.“

Blick auf den Petersplatz
Blick auf den Petersplatz

Abschließend untermauerte der Pontifex  seine Überlegungen noch mit folgendem Rat:

„Viele Passagen im Evangelium helfen uns bei der Erziehung zur Klugheit. Zum Beispiel: Klug ist, wer sein Haus auf Fels baut; und unklug der, der es auf Sand baut (vgl. Mt 7,24-27). Klug sind die Jungfrauen, die Öl für ihre Lampen mitnehmen, und töricht sind die, die es nicht tun (vgl. Mt 25,1-13). Das christliche Leben ist eine Kombination aus Einfachheit und Klugheit. Als Jesus seine Jünger auf die Mission vorbereitete, legte er ihnen ans Herz: „Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!“ (Mt 10,16). Als habe er damit sagen wollen, dass Gott nicht nur will, dass wir Heilige sind, sondern auch, dass wir kluge Heilige sind, denn ohne Klugheit gerät man schnell auf einen Irrweg!“

 

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Im Anschluss hat Franziskus noch das Bildnis des hl. Orontius von Lecce gesegnet, das während der Generalaudienz auf einem Podest neben den Lektoren aufgestellt war. Der frühchristliche Bischof und Heilige hatte die Stadt Lecce in Apulien im Jahr 1650 von einer Pestepedemie befreit, die bereits die Hälfte der Bevölkerung dahingerafft hatte. Aus Dankbarkeit ließ man 1666 eine Statue anfertigen, die auf eine der beiden Säulen montiert wurde, die einst in Brindisi das Ende der Via Appia markierten.

(vaticannews – skr)
 

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20. März 2024, 11:03

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