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Papst Franziskus und die Mitglieder des Dikasteriums für die Glaubenslehre Papst Franziskus und die Mitglieder des Dikasteriums für die Glaubenslehre  (Vatican Media)

Papst: Spontaner Segen erfordert keine moralische Vollkommenheit des Gesegneten

Ein spontaner Segen außerhalb des liturgischen Kontextes erfordert nicht moralische Vollkommenheit der Empfänger – und bei der spontanen Segnung eines Paares, das darum bittet, geht es um die Personen, nicht um die Verbindung, die eventuell der katholischen Lehre zuwiderläuft. Diese Präzisierung zum Schreiben „Fiducia supplicans" hat Papst Franziskus diesen Freitag gemacht. Er äußerte sich bei einer Audienz für Mitglieder des Dikasteriums für Glaubenslehre.

Christine Seuss - Vatikanstadt

In seiner Ansprache nutzte Franziskus die Gelegenheit, den Mitgliedern des Dikasteriums zum Abschluss ihrer Vollversammlung einige Punkte näher zu erläutern, die er mit Blick auf die jüngste Erklärung aus der Glaubensbehörde, Fiducia supplicans, für grundlegend erachte. Die Erklärung, die durch den Papst autorisiert wurde, ermöglicht es auch Paaren, die in Beziehungen leben, die die Lehre der katholischen Kirche als „irregulär“ ansieht, um einen Segen zu bitten.

Es gehe eben darum, die „Nähe Gottes und der Kirche“ denen gegenüber auszudrücken, die um Hilfe bitten, und dabei keine „moralische Vollkommenheit“ des Bittstellers vorauszusetzen, so der Papst: „Die Absicht der ,pastoralen und spontanen Segnungen‘ ist es, die Nähe des Herrn und der Kirche zu all jenen konkret zu zeigen, die sich in verschiedenen Situationen befinden und um Hilfe bitten, um einen Glaubensweg fortzusetzen - manchmal auch zu beginnen“, erläuterte Franziskus vor den Mitgliedern des Dikasteriums. In diesem Zusammenhang wolle er „kurz zwei Dinge betonen“:

„Berücksichtigung des Kontextes, der Empfindlichkeiten, der Orte, an denen man lebt, und der angemessensten Art und Weise, dies zu tun“

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„Erstens, dass keine moralische Vollkommenheit vorausgesetzt wird, um diese Segnungen außerhalb jedes liturgischen Kontextes und jeder liturgischen Form zu empfangen; zweitens, dass, wenn ein Paar sich spontan nähert, um sie zu erbitten, nicht die Vereinigung gesegnet wird, sondern einfach die Personen, die gemeinsam darum gebeten haben. Nicht die Verbindung, sondern die Menschen, natürlich unter Berücksichtigung des Kontextes, der Empfindlichkeiten, der Orte, an denen man lebt, und der angemessensten Art und Weise, dies zu tun.“

Nicht die Verbindung, sondern die Partner werden gesegnet

Die Erklärung hatte weltweit für Diskussionen gesorgt und war von den Bischofskonferenzen in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich aufgenommen worden. Eine der zentralen Aufgaben des Dikasteriums sei gerade im Bereich der Evangelisierung zu suchen, betonte Franziskus in diesem Zusammenhang. Das katholische Kirchenoberhaupt dankte den Mitgliedern für ihre Unterstützung von Papst und Bischöfen „bei der Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt, indem es die Unversehrtheit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre“ fördere und schütze, dabei „aus dem Glaubensgut“ schöpfe und danach suche, „es angesichts neuer Fragen immer tiefer zu verstehen (vgl. Praedicate Evangelium, Art. 69)." 

2 Sektionen beim Glaubens-Dikasterium 

Um diese Ziele zu erreichen, seien im Februar 2022 zwei voreinander getrennte Sektionen innerhalb des Glaubensdikasteriums errichtet worden, nämlich diejenige für die Lehre und die für Disziplin, erläuterte Franziskus weiter. Wie er bereits in seinem Brief an den neuen Präfekten Fernandez vom 1. Juli 2023 ausgeführt habe, brauche es einerseits kompetente Mitarbeiter, die die korrekte und achtsame Anwendung der kanonischen Normen insbesondere bei der Behandlung von Fällen des Missbrauchs an Minderjährigen sicherstellten und sich um die kanonische Weiterbildung von Ordinarien und anderen Personengruppen kümmerten, die sich mit Rechtsfragen befassten.

Auf der anderen Seite sei es jedoch ebenso nötig, der Sektion für die Lehre größeres Augenmerk und Raum zu geben: „Das Dikasterium sieht sich daher der Intelligenz des Glaubens angesichts des Wandels verpflichtet, der unsere Zeit prägt“, führte Franziskus weiter aus, der seine Überlegungen in diesem Zusammenhang besonders auf drei Worte konzentrierte: „Sakramente, Würde und Glaube“.

Sakramente, Würde und Glaube

In diesen Tagen hätten sie besonders über die Sakramente und deren Gültigkeit reflektiert, sagte Franziskus den rund 80 Mitgliedern des Glaubensdikasteriums, die er diesen Freitag zum Abschluss ihrer Vollversammlung empfing:

„Das Leben der Kirche wird durch sie (die Sakramente) genährt und wächst durch sie. Deshalb ist von den Amtsträgern eine besondere Sorgfalt bei der Spendung der Sakramente und bei der Weitergabe der durch sie vermittelten Gnadenschätze an die Gläubigen gefordert“, mahnte der Papst. Gerade durch die Sakramente würden die Gläubigen „fähig zur Prophetie und zum Zeugnis“: „Und unsere Zeit braucht besonders dringend Propheten des neuen Lebens und Zeugen der Nächstenliebe: Lieben wir also die Schönheit und die heilbringende Kraft der Sakramente und machen wir sie beliebt!“

„Unsere Zeit braucht besonders dringend Propheten des neuen Lebens und Zeugen der Nächstenliebe“

Dokument zu Menschenwürde in Arbeit

Was das zweite Wort, Würde, betreffe, so dürften Christen niemals müde werden, auf dem „Primat der menschlichen Person und der Verteidigung ihrer Würde unabhängig von allen Umständen“ zu beharren, betonte Franziskus weiter. Das Glaubsdikasterium arbeitet derzeit an einem Dokument zum Thema Menschenwürde, das, wie er hoffe, der Kirche dabei helfen werde, an der Seite derer zu stehen, die ohne Aufhebens im täglichen Leben für die Rechte und die Würde ihrer Mitmenschen einträten.

„Glaube ,nicht mehr eine selbstverständliche Voraussetzung des gemeinsamen Lebens‘“

2 besondere Jubiläen

Was den Glauben betreffe, so wolle er an zwei Jahrestage erinnern, fuhr Franziskus fort: den kürzlich begangenen zehnten Jahrestag des Apostolischen Schreibens Evangelii gaudium und das immer näher rückende Heilige Jahr 2025, in dem es darum gehe, den Glauben an „Jesus Christus, wahren Gott und wahren Menschen“ zu erneuern:

„Wir können jedoch nicht verschweigen, dass der Glaube in weiten Teilen der Welt - wie Benedikt XVI. sagte – ,nicht mehr eine selbstverständliche Voraussetzung des gemeinsamen Lebens‘ darstellt, sondern oft sogar verleugnet wird (vgl. Apostolisches Schreiben in Form des Motu Proprio Porta fidei, 2)“, betonte Franziskus unter Rückgriff auf das Schreiben, mit dem Papst Benedikt XVI. ein „Jahr des Glaubens“ ausgerufen hatte (11.10.2012-24.11.2013). Daher sei es an der Zeit, „neu und mit größerer Leidenschaft über bestimmte Themen nachzudenken“, so Franzisus, der darunter „die Verkündigung und Kommunikation des Glaubens in der heutigen Welt“ - vor allem mit Blick auf die jüngeren Generationen -, die „missionarische Umkehr der kirchlichen Strukturen und der in der Pastoral Tätigen“; die „neuen städtischen Kulturen mit ihrer Fülle an Herausforderungen, aber auch an noch nie dagewesenen Sinnfragen“; und „schließlich und vor allem die zentrale Bedeutung des Kerygmas für das Leben und die Sendung der Kirche“ im Sinn hatte. Und genau hier werde Unterstützung durch das Dikasterium erwartet, so Franziskus:

„Den Glauben bewahren bedeutet heute eine Verpflichtung zur Reflexion und Unterscheidung, damit die gesamte Gemeinschaft eine echte kerygmatische pastorale und missionarische Umkehr anstrebt, die auch dem laufenden synodalen Weg helfen kann.“ Zentral sei dabei die Rückbesinnung auf Jesus Christus.

(vatican news)

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26. Januar 2024, 11:55