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Wie ein Familientreffen: Papst Franziskus bei der Audienz für die Mitarbeiter der Sender „TV2000" und „Radio inBlu" Wie ein Familientreffen: Papst Franziskus bei der Audienz für die Mitarbeiter der Sender „TV2000" und „Radio inBlu"  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst an katholische Medienleute: Schwimmt gegen den Strom!

In einer Audienz für die Mitarbeiter der katholischen italienischen Verkündigungskanäle „TV2000" und „Radio inBlu" hat Papst Franziskus daran erinnert, dass es auch und gerade in Zeiten der Informationsverzerrung durch Künstliche Intelligenz nötig sei, für eine respektvolle und kompetente Berichterstattung einzustehen, die Spaltungen und Uneinigkeit entgegenwirkt.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Die rasanten technischen Entwicklungen in Zusammenhang mit der Künstlichen Intelligenz sorgten nicht nur für eine neue Art der Information und Kommunikation, sondern veränderten dadurch auch „einige Grundlagen des zivilen Zusammenlebens“, zitierte Franziskus vor den Medienschaffenden aus seiner jüngsten Botschaft für den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel.

„In diesem Strudel, der nicht nur die Beschäftigten des Sektors, sondern uns alle ein wenig mitzureißen scheint, gibt es dennoch einige Grundsätze, die feststehen, wie Sterne, an denen man sich orientieren kann, um nicht die Orientierung zu verlieren“, wandte sich der Papst an seine rund 1000 Gäste, die er in der vatikanischen Audienzhalle empfing. Die Medien gehören zur Italienischen Bischofskonferenz. Diese Tatsache bedeute keine Einengung, sondern sei vielmehr als Ausdruck einer großen Freiheit zu sehen, unterstrich das katholische Kirchenoberhaupt. Kommunikation und Information würden stets im Menschlichen wurzeln und Glaube und Kultur müssten verschränkt sein, um Licht und Hoffnung in die uns umgebende Dunkelheit zu tragen, so Papst Franziskus.

Papst Franziskus bei der Audienz mit Direktoren und Mitarbeitern der Kanäle der italienischen Bischofskonferenz
Papst Franziskus bei der Audienz mit Direktoren und Mitarbeitern der Kanäle der italienischen Bischofskonferenz
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Nähe, Herz, Verantwortung

Drei Worte gab Franziskus den Audienzteilnehmern mit auf den Weg: Nähe, Herz und Verantwortung:

„Jeden Tag seid ihr über das Fernsehen oder das Radio vielen Menschen nahe, die in euch Freunde finden, von denen sie Informationen erhalten, mit denen sie auf angenehme Weise Zeit verbringen oder neue Wirklichkeiten, Erfahrungen und Orte entdecken können. Und diese Nähe bezieht auch die Territorien oder Peripherien ein, wo die Menschen leben“, führte Franziskus dazu aus.

Papst Franziskus bei der Audienz mit Direktoren und Mitarbeitern der Kanäle der italienischen Bischofskonferenz
Papst Franziskus bei der Audienz mit Direktoren und Mitarbeitern der Kanäle der italienischen Bischofskonferenz

„Kommunikation - das wissen wir - birgt die Gefahr, sich bestimmten herrschenden Logiken anzupassen, sich der Macht zu beugen oder gar Fake News zu konstruieren“

Ausgegrenzte zu Protagonisten machen

Er denke gerne daran, dass eine der Qualitäten Gottes diejenige sei, sich den Menschen nahe zu bringen, in Verbund mit Zärtlichkeit und Mitgefühl, schweifte Franziskus kurz ab. Er wolle sie dazu ermuntern, Netzwerke und Bindungen zu bilden und das Gute und Schöne in den Gemeinschaften mit Nähe zu berichten, auch um diejenigen ins Rampenlicht zu rücken, die ansonsten nicht wahrgenommen würden, so der Papst an die Medienschaffenden im Dienst der italienischen Bischofskonferenz.

„Kommunikation - das wissen wir - birgt die Gefahr, sich bestimmten herrschenden Logiken anzupassen, sich der Macht zu beugen oder gar Fake News zu konstruieren. Erliegt nicht der Versuchung, euch anzugleichen, schwimmt gegen den Strom, lauft immer wieder die Sohlen eurer Schuhe ab und begegnet den Menschen. Nur so könnt ihr ,authentisch aus Berufung‘ sein, wie es in einem alten Slogan von Euch heißt. Und vergesst niemals die, die am Rande stehen, die Armen, die Einsamen und, was noch hässlicher ist, die Ausgestoßenen.“

„Man kann eine Tatsache nicht beobachten, man kann niemanden interviewen, man kann nicht etwas erzählen, wenn es nicht von Herzen kommt“

Auch in einer immer technokratischeren Welt müsse Berichterstattung mit dem Herzen geschehen, da letztlich alles daraus erwachse, führte Franziskus seine Überlegungen weiter aus: „Man kann eine Tatsache nicht beobachten, man kann niemanden interviewen, man kann nicht etwas erzählen, wenn es nicht von Herzen kommt.“ Das bedeute auch, sich selbst ein wenig zurückzunehmen, uns von den „Ketten der Vorurteile“ zu befreien und die Wahrheit zu erzählen, „ohne sie von der Nächstenliebe zu trennen“: „Man darf die Wahrheit niemals vom Herzen trennen!“, so die Überzeugung des Papstes, der in diesem Zusammenhang auch zu Mut aufrief: „Wer ein Herz hat, hat auch den Mut, alternativ zu sein, ohne polemisch oder aggressiv zu werden; glaubwürdig zu sein, ohne den eigenen Standpunkt durchzusetzen; ein Brückenbauer zu sein. Und das ist sehr wichtig. Wir können den Kommunikator als eine Brücke betrachten, denn der Kommunikator ist notwendigerweise ein Brückenbauer.“

Die Audienz für die Mitarbeiter von TV2000 und Radio inBlu
Die Audienz für die Mitarbeiter von TV2000 und Radio inBlu

„Der Kommunikator ist notwendigerweise ein Brückenbauer“

Jeder müsse seinen Teil dazu beitragen, dass Kommunikation in allen möglichen Ausprägungen objektiv und respektvoll bleibe und dabei auch das Gemeinwohl im Blick behalte, führte Franziskus abschließend seine Überlegungen zur „Verantwortung“ aus, die die Medienschaffenden in ihrer Arbeit wahrnehmen müssten:

„Auf diese Weise können wir Brüche überbrücken und Gleichgültigkeit in Aufnahmebereitschaft und Beziehung umwandeln. Eurer ist einer der Berufe, die den Charakter einer Berufung haben: Ihr seid dazu berufen, Botschafter zu sein, die mit Respekt und Kompetenz informieren und Spaltungen und Zwietracht entgegenwirken.“ Dabei müssten sie sich stets daran erinnern, dass im Mittelpunkt eines jeden Stücks, Artikels oder Programms der Mensch zu stehen habe, mahnte Franziskus: „Vergesst das nicht. Genau das ist es, was der Kommunikation ihren Sinn gibt.“

Mit den Worten des heiligen Franz von Sales – des Patrons der katholischen Medienschaffenden – dass wir Gott nicht aufgrund der „Großartigkeit unserer Taten“, sondern aufgrund der Liebe, mit der wir sie vollbrächten, gefielen, entließ Franziskus seine Gäste. Nicht ohne sie wie gewohnt zu segnen und sie zu bitten, auch für ihn zu beten.

(vatican news)

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29. Januar 2024, 12:13