Papst feiert Seelenmesse für Benedikt XVI.
Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt
Am Silvestertag 2022 haben wir Abschied genommen von Joseph Ratzinger, dem emeritierten Papst Benedikt XVI. Er wurde mit seiner Wahl 2005 der erste Papst aus Deutschland seit rund 500 Jahren. Auch sein Rücktritt 2013 war historisch.
Seinem Gedenken galt die Messfeier, der Franziskus an diesem Freitag in der Apis von St. Peter vorstand, in besonderer Weise.
Im Mittelpunkt der Predigt von Papst Franziskus stand der Evangelienbericht von der Auferweckung des Sohnes der Witwe von Nain (Lk 7,11-13). Nur der Evangelist Lukas hat die Geschichte dieser Frau aufgezeichnet, die zeigt, wie sich der Herr um die einsamen und verlassenen Menschen der damaligen Gesellschaft kümmerte. In der Stunde der Not ist er ihr zur Hilfe geeilt, weil er Mitleid mit ihr hatte. Ein Mitleid, das Papst Benedikt wie folgt auf den Punkt brachte:
„Benedikt XVI., dessen wir heute zusammen mit den in diesem Jahr verstorbenen Kardinälen und Bischöfen gedenken, hat in seiner ersten Enzyklika geschrieben, das Programm Jesu sei »das sehende Herz« (Deus caritas est, 31),“ zitierte Franziskus seinen Vorgänger auf dem Petrusstuhl. „Wie oft hat er uns daran erinnert, dass der Glaube nicht in erster Linie eine Idee ist, die man verstehen, oder eine Moral, die man sich zu eigen machen kann, sondern eine Person, der wir begegnen sollen, Jesus Christus: Sein Herz schlägt für uns höher, sein Blick erbarmt sich angesichts unserer Leiden.“
Der mitleidige Blick des Herrn gelte vor allem Witwen, Waisen und Fremden, präzisierte Franziskus. Jenen also, „die die Bibel als die einsamsten und verlassensten Menschen bezeichnet, die ihr Vertrauen auf niemanden außer Gott setzen können. Sie sind also die Menschen, die dem Herrn am nächsten und am liebsten sind. Man kann Gott nicht nahe und teuer sein, wenn man diejenigen außer Acht lässt, welche seinen Schutz und seine Vorliebe genießen und die uns im Himmel willkommen heißen werden.“
Mitgefühl und Demut
Ein Christ zeichne sich aber nicht nur durch Mitgefühl, sondern auch durch Demut aus, erinnerte der Papst.
„Das ist die christliche Demut: nicht eine Tugend unter anderen, sondern die grundlegende Haltung des Lebens: glauben, dass wir auf Gott angewiesen sind und ihm Raum geben, indem wir unser ganzes Vertrauen in ihn setzen.
Gott liebe die Demut, weil er selbst demütig sei, so Franziskus weiter. Gott liebe diejenigen, die von sich absehen würden, die Demütigen, denn sie seien ihm ähnlicher als alle anderen.
„Ich erinnere gern an jene ersten Worte von Papst Benedikt: »demütiger Arbeiter im Weinberg des Herrn«,“ würdigte Franziskus den Papst aus Bayern. „Ja, die Christen, insbesondere der Papst, die Kardinäle, die Bischöfe, sind aufgerufen, demütige Arbeiter zu sein: zu dienen, nicht sich dienen zu lassen; zuerst an die Früchte des Weinbergs des Herrn zu denken, statt an die eigenen. Und wie schön ist es, sich selbst zugunsten der Kirche Jesu aufzugeben!“
Seine abschließende Bitte an die Gläubigen formulierte er wie folgt:
„Brüder und Schwestern, bitten wir Gott um einen barmherzigen Blick und um ein demütiges Herz. Lasst uns nicht müde werden, darum zu bitten, denn auf dem Weg des Mitgefühls und der Demut schenkt uns der Herr sein Leben, das den Tod besiegt. Und lasst uns für unsere lieben verstorbenen Brüder beten. Ihr Herz war pastoral, barmherzig und demütig, denn der Herr war der Sinn ihres Lebens. Mögen sie in ihm den ewigen Frieden finden. Mögen sie sich mit Maria freuen, die der Herr erhöht hat, als er auf ihre Demut blickte.“
(vaticannews – skr)
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