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Wortlaut: Ansprache von Papst Franziskus beim Angelus

Hier finden Sie die Ansprache, die Papst Franziskus an diesem Sonntag vor seinem Angelusgebet am Petersplatz gehalten hat, in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan.

Sämtliche Wortmeldungen des Heiligen Vaters in ihrer amtlichen Fassung werden auf der Internetseite des Heiligen Stuhls publiziert.

„Liebe Brüder und Schwestern, guten Morgen!
Das Evangelium stellt uns heute ein dramatisches Gleichnis mit einem traurigen Nachspiel vor (vgl. Mt 21,33-43). Der Besitzer eines Grundstücks hat einen Weinberg gepflanzt und ihn gut gepflegt; als er dann weggehen muss, vertraut er ihn einigen Bauern an. Zur Erntezeit schickt er seine Knechte aus, um die Ernte einzuholen. Aber die Bauern misshandeln und töten sie. Daraufhin schickt der Herr seinen eigenen Sohn, und sie töten auch ihn. Wie kommt das? Was ist schiefgelaufen? ...

Der Herr macht alles richtig, voller Liebe: Er macht sich zu schaffen, pflanzt den Weinberg, umgibt ihn mit einer Hecke, um ihn zu schützen, gräbt ein Loch für die Kelter und baut einen Wachturm (vgl. V. 33). Dann vertraut er den Weinberg den Bauern an, indem er sein wertvolles Eigentum an sie verpachtet und sie somit gerecht behandelt, damit der Weinberg gut bewirtschaftet wird und Früchte trägt. Unter diesen Voraussetzungen sollte die Ernte glücklich verlaufen, in einer festlichen Atmosphäre, mit einer gerechten Aufteilung der Ernte zur Zufriedenheit aller.

„Aus Bauern werden Mörder“

Doch stattdessen schleichen sich in den Köpfen der Bauern undankbare und gierige Gedanken ein ... : ‚Wir brauchen dem Herrn nichts zu geben. Das Produkt unserer Arbeit gehört uns allein. Wir sind niemandem Rechenschaft schuldig!‘ ... Doch das ist nicht wahr: Sie sollten dankbar sein für das, was sie erhalten haben und wie sie behandelt worden sind! Stattdessen schürt Undankbarkeit die Gier, und in ihnen wächst ein fortschreitendes Gefühl der Rebellion, das sie dazu bringt, die Realität verzerrt wahrzunehmen und sich eher als Gläubiger denn als Schuldner des Herrn zu fühlen, der ihnen Arbeit gegeben hatte. Als sie dann seinen Sohn sehen, gehen sie sogar so weit zu sagen: ‚Das ist der Erbe. Lasst uns ihn töten, und wir werden sein Erbe für uns haben!‘ (Vgl. V. 38). Aus Bauern werden Mörder. ...

„Glaube ich, dass alles mit der Gnade des Herrn beginnt?“

Mit diesem Gleichnis erinnert uns Jesus daran, was passiert, wenn der Mensch sich selbst täuscht und die Dankbarkeit, die grundlegende Realität des Lebens vergisst: dass das Gute nämlich aus Gottes Gnade kommt, aus seiner freien Gabe. Wenn man das vergisst, lebt man sein Leben mit seinen Begrenzungen nicht mehr in der Freude, sich geliebt und gerettet zu fühlen, sondern in der traurigen Illusion, weder Liebe noch Rettung zu brauchen. Man hört auf, sich lieben zu lassen, und findet sich als Gefangener der eigenen Gier wieder, des Bedürfnisses, mehr zu haben als andere, sich von anderen abheben zu wollen. ... Daraus entstehen so viele Unzufriedenheiten und Schuldzuweisungen, so viele Missverständnisse und Neid; und, getrieben vom Groll, kann man so in den Strudel der Gewalt geraten. Ja, liebe Brüder und Schwestern, Undankbarkeit erzeugt Gewalt, ... während ein einfaches ‚Dankeschön‘ Frieden bringen kann!

Fragen wir uns also: Ist mir bewusst, dass ich das Leben und den Glauben als Geschenk erhalten habe und dass ich selbst ein Geschenk bin? Glaube ich, dass alles mit der Gnade des Herrn beginnt? Bin ich mir bewusst, dass ich ein unverdienter Nutznießer dieser Gnade bin, der unentgeltlich geliebt und gerettet wird? Und vor allem, weiß ich, wie ich als Antwort auf die Gnade ‚Danke‘ sagen kann? ... Es ist ein kleines Wort, ... auf das Gott und unsere Brüder und Schwestern jeden Tag warten. ...

Maria, deren Seele den Herrn verherrlicht hat, möge uns helfen, die Dankbarkeit zu dem Licht zu machen, das jeden Tag aus unseren Herzen aufsteigt.“

(vatican news - sk)
 

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08. Oktober 2023, 12:19