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Papst Franziskus bei der Messe an diesem Sonntag Papst Franziskus bei der Messe an diesem Sonntag

Synoden-Abschlussmesse: Für eine Kirche, die Dienerin aller ist

Zum Abschluss der Weltbischofssynode zur Synodalität, die knappe vier Wochen im Vatikan tagte, hat Franziskus für eine Kirche geworben, „die dient, liebt und vergibt; ein offener Hafen der Barmherzigkeit“ ist. Die große Reform der Kirche bestünde darin, „die Zerbrechlichen, Schwachen und Ausgestoßenen auf ihrem Weg zu begleiten und den Ärmsten liebevoll zu begegnen,“ betonte der Papst bei der feierlichen Messe, der er diesen Sonntag im Petersdom vorstand.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Bei seinen Überlegungen ging Franziskus vom 22. Kapitel des Matthäusevangeliums aus, das Teil der Abschlussreden Jesu ist. Darin wird berichtet, wie Jesus einem Gesetzeslehrer, der ihn auf die Probe stellen will, auf geschickte Weise antwortet und seine Heuchelei aufdeckt (Mt 22,36): Auf die Frage, welches Gesetz denn das wichtigste sei, verweist Jesus auf das, was das Hauptgebot für jeden Christen ist: die Gottes- und die Nächstenliebe.

Diesen Sonntag wurde im Petersdom die heilige Messe zum Abschluss der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode gefeiert
Diesen Sonntag wurde im Petersdom die heilige Messe zum Abschluss der Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode gefeiert

„Am Ende dieses Wegabschnitts, den wir zurückgelegt haben, ist es wichtig, auf das „Prinzip und Fundament“ zu schauen, von dem aus alles beginnt und wieder neu beginnt: Gott mit dem ganzen Leben zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst,“ sagte der Papst zu den im Petersdom anwesenden Gläubigen. „Nicht unsere Strategien, nicht menschliches Kalkül, nicht die Moden der Welt, sondern Gott und den Nächsten lieben – das ist die Mitte von allem.“

Und diese Liebe käme vor allem in der Anbetung zum Ausdruck, betonte das Kirchenoberhaupt und beklagte, dass diese Gewohnheit immer mehr verloren ginge. Dabei bedeute Anbeten doch, „dass nur Gott der Herr ist und dass unser Leben, der Weg der Kirche und die Wendungen der Geschichte von der Zärtlichkeit seiner Liebe abhängen. Er ist der Sinn des Lebens.“

Eindrücke von der Messfeier im Petersdom
Eindrücke von der Messfeier im Petersdom

In der Heiligen Schrift werde die Liebe zu Gott oft mit dem Kampf gegen Götzendienst in Verbindung gebracht, gab Franziskus weiter zu bedenken. Doch während Gott befreie, erfüllten die Götzen nie, was sie versprechen, da sie ein „Machwerk von Menschenhand“ seien.

Die Verlockung des Karrierismus...

Wörtlich sagte der Papst:

„Stets müssen wir gegen den Götzendienst ankämpfen; gegen den weltlichen, der oft von persönlicher Eitelkeit herrührt, wie etwa die Erfolgssucht, die Selbstbehauptung um jeden Preis, die Geldgier - der Teufel tritt durch die Tasche ein, vergessen wir das nicht, die Verlockung des Karrierismus; aber auch gegen jenen Götzendienst der sich unter dem Deckmantel der Spiritualität verbirgt: meine Spiritualität, meine religiösen Vorstellungen, mein pastorales Geschick... Seien wir wachsam, damit wir nicht uns selbst an seiner Stelle in den Mittelpunkt stellen.“

Blick in den Petersdom
Blick in den Petersdom

Es ginge also darum, anzubeten, zu lieben und zu dienen, kehrte der Papst wieder zum Hauptgebot der Christen zurück, in dem „Christus eine Verbindung zwischen Gott und dem Nächsten herstellt, damit sie nie voneinander getrennt werden können. Es gibt keine religiöse Erfahrung, die taub ist für den Hilferuf der Welt, eine echte religiöse Erfahrung. Es gibt keine Gottesliebe, ohne Fürsorge für den Nächsten, sonst riskiert man ein Pharisäertum. Wir haben vielleicht wirklich viele schöne Ideen, mit denen wir die Kirche reformieren wollen, aber denken wir daran: Gott anzubeten und die Brüder und Schwestern mit seiner Liebe zu lieben, dies ist die große und immerwährende Reform. Eine anbetende und dienende Kirche zu sein, die der verwundeten Menschheit die Füße wäscht, die die Zerbrechlichen, Schwachen und Ausgestoßenen auf ihrem Weg begleitet und den Ärmsten liebevoll begegnet.“

Die Highlights der Messe

 

Gott und den Nächsten an die erste Stelle stellen

Und was das konkret bedeutet, nannte der Papst wie folgt beim Namen:

„Ich denke an die Opfer der Gräuel des Krieges; an die Leiden der Migranten, an den verborgenen Schmerz derer, die in Einsamkeit und Armut leben; an diejenigen, die von den Lasten des Lebens erdrückt werden; an diejenigen, die keine Tränen mehr haben, an diejenigen, die keine Stimme haben. Und ich denke daran, wie oft hinter schönen Worten und schmeichelnden Versprechungen Formen der Ausbeutung begünstigt werden beziehungsweise nichts unternommen wird, um diese zu verhindern. Es ist eine schwere Sünde, die Schwächeren auszubeuten, eine schwere Sünde, die die Geschwisterlichkeit zersetzt und die Gesellschaft zugrunde richtet. Wir, die Jünger Jesu, wollen einen anderen Sauerteig in die Welt bringen, den des Evangeliums: Gott an erster Stelle und zusammen mit ihm diejenigen, die er besonders liebt, die Armen und die Schwachen.“

Und demzufolge müsse also auch die Kirche, „Dienerin aller sein, Dienerin der Geringsten. Eine Kirche, die niemals ein „gutes Führungszeugnis“ verlangt, sondern annimmt, dient und liebt, vergibt. Eine Kirche mit offenen Türen, die ein Hafen der Barmherzigkeit ist,“ wünschte sich Franziskus.

Eindrücke von der Messe
Eindrücke von der Messe

Abschließend dankte der Papst den Teilnehmern an der Synodenversammlung noch für den gemeinsam zurückgelegten Weg und legte ihnen seinen Wunsch ans Herz „in der Anbetung Gottes und im Dienst am Nächsten zu wachsen.“

„In diesem „Gespräch des Geistes“ konnten wir die liebevolle Gegenwart des Herrn erfahren und die Schönheit der Geschwisterlichkeit entdecken,“ ließ er die in den letzten Wochen gemachte Erfahrung Revue passieren. „Wir haben einander zugehört, und vor allem haben wir durch die reiche Vielfalt unserer Geschichten und Empfindungen hindurch auf den Heiligen Geist gehört. Heute sehen wir noch nicht die volle Frucht dieses Prozesses, aber wir können mit Weitsicht auf den Horizont blicken, der sich vor uns auftut: Der Herr wird uns leiten und uns helfen, eine synodalere und missionarischere Kirche zu sein, die Gott anbetet und den Frauen und Männern unserer Zeit dient und hinausgeht, um allen die tröstliche Freude des Evangeliums zu bringen,“ schloss die Predigt des Papstes bei der Messe zum Abschluss der Bischofssynode 2023 im Vatikan.

(vaticannews – skr)

 

 

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29. Oktober 2023, 11:47