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Generalaudienz: Die Katechese im Wortlaut

Radio Vatikan/Vaticannews dokumentiert an dieser Stelle in einer Arbeitsübersetzung, was der Papst bei seiner Mittwochs-Generalaudienz gesagt hat. Die amtliche Übersetzung finden Sie wie immer in Kürze auf vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir setzen unsere Begegnung mit einigen christlichen Zeugen fort, die viel Eifer in der Verkündigung des Evangeliums gezeigt haben. Apostolischen Eifer, Eifer für die Verkündigung: und wir stellen hier einige Christen vor, die ein Beispiel für diesen apostolischen Eifer waren. Heute möchte ich euch von einem Mann erzählen, der Jesus und unsere armen Brüder und Schwestern zur Leidenschaft seines Lebens gemacht hat. Ich meine den hl. Charles de Foucauld, der, „aus seiner intensiven Gotteserfahrung heraus einen Weg der Verwandlung gegangen ist, bis er sich als Bruder aller fühlte“ (Enzyklika Fratelli tutti, 286).

Jesus im Herzen tragen

Was war das „Geheimnis“ seines Lebens? Nachdem er seine Jugend fern von Gott gelebt hat, ohne an irgendetwas anderes zu glauben als das ungeordnete Streben nach Vergnügen, vertraut er dieses Geheimnis einem nicht-glaubenden Freund an. Ihm offenbart er den Grund seines Lebens, nachdem er sich durch die Gnadenerfahrung im Sakrament der Versöhnung bekehrt hat. Er schreibt: „Ich habe mein Herz an Jesus von Nazareth verloren“. Charles de Foucauld erinnert uns daran, dass der erste Schritt der Evangelisierung darin besteht, Jesus im Herzen zu tragen, also „unser Herz an ihn zu verlieren“. Wenn dies nicht geschieht, können wir es auch kaum mit unserem Leben vorleben und laufen stattdessen Gefahr, von uns selbst, unserer Gruppe, einer Moral oder – was noch schlimmer ist – einem Regelwerk zu reden, aber nicht von Jesus, seiner Liebe und Barmherzigkeit. Und das kann ich bei manchen neuen Bewegungen beobachten: sie sprechen von ihrer Vision der Menschlichkeit, ihrer Spiritualität, und sie empfinden sich als neuen Weg... Aber warum sprecht ihr nicht von Jesus? Sie sprechen von vielen Dingen - von Organisation, spirituellen Wegen -, aber sie sprechen nicht von Jesus. Und ich denke, es wäre schön, wenn sich heute jeder von uns fragen würde: nimmt Jesus in meinem Herzen einen vorrangigen Platz ein? Habe ich mein Herz ein wenig an ihn verloren?

Bei Charles de Foucauld war das der Fall – und zwar so sehr, dass er vom Angezogensein von Jesus zur Nachahmung Jesu übergeht. Auf Anraten seines Beichtvaters reist er ins Heilige Land, um die Orte zu besuchen, wo der Herr gelebt hat, und auf den Wegen zu wandeln, die der Meister gegangen ist. Vor allem in Nazareth erkennt er, dass er in die Schule Christi gehen muss. Er hat eine intensive Beziehung zum Herrn, verbringt lange Stunden mit der Lektüre der Evangelien und fühlt sich wie sein kleiner Bruder. Und weil er Jesus kennt, erwacht in ihm der Wunsch, auch andere mit ihm bekannt zu machen. Und das passiert immer: wenn wir Jesus besser kennen, dann hat man auch den Wunsch, andere mit ihm bekannt zu machen, diesen Schatz mit anderen zu teilen. In seinem Kommentar zum Besuch der Gottesmutter bei der heiligen Elisabeth lässt er den Herrn sagen: „Ich habe mich der Welt hingegeben... tragt mich in die Welt hinein“. Ja, aber wie soll man das tun? Wie Maria im Geheimnis der Heimsuchung: „in der Stille, durch das Vorbild, indem man es vorlebt“. Durch das Leben, weil – wie er schreibt – „unser ganzes Dasein das Evangelium herausschreien sollte“. Wie oft aber schreit unser Dasein Mondanität heraus, so viele dumme, merkwürdige Dinge - und de Foucauld sagt: Nein, unser ganzes Dasein soll das Evangelium herausschreien!" 

Dann beschließt er, sich in fernen Regionen niederzulassen, um das Evangelium in der Stille zu verkünden und – im Geist von Nazareth – in Armut und Verborgenheit zu leben. Er geht in die Wüste Sahara, um als Freund und Bruder den dort lebenden Nichtchristen Zeugnis von der Sanftmut Jesu zu geben, von Jesus, der in der Eucharistie gegenwärtig ist.

Charles lässt Jesus im Stillen handeln, in der Überzeugung, dass das von der Eucharistie geprägte Leben evangelisiert. So glaubt er ja auch, dass Christus der erste Evangelisierer ist. Er verweilt etwa zehn Stunden am Tag ins Gebet versunken zu Füßen Jesu vor dem Tabernakel, in der Gewissheit, dass dort die evangelisierende Kraft liegt – und in dem Gefühl, dass es Jesus ist, der ihn so vielen entfernten Brüdern nahebringt.

Den Sinn für die Anbetung nicht verlieren...

Und wie steht es um uns, frage ich mich: glauben wir an die Kraft der Eucharistie? Findet unser Auf-die-anderen-Zugehen, unser Dienst, dort – in der Anbetung – seinen Anfang und seine Vollendung? Ich bin überzeugt davon, dass wir den Sinn für die Anbetung verloren haben: wir müssen ihn wiederfinden, angefangen bei uns Personen des geweihten Lebens, den Bischöfen, Priestern, den Ordensfrauen und allen Geweihten; wir müssen Zeit darauf "verschwenden", vor dem Tabernakel zu verweilen, den Sinn für die Anbetung wiederfinden.

Die wichtige Rolle der Laien

„Jeder Christ ist Apostel,“ hat Charles de Foucauld geschrieben und einen Freund daran einnert, dass es „an der Seite der Priester Laien braucht, die sehen, was der Priester nicht sieht; die mit einer liebevollen Nähe evangelisieren, mit einer Freundlichkeit für alle; mit einer Zuneigung, die immer bereit ist, sich den anderen hinzuschenken.“ Heilige Laien, keine Emporkömmlinge. Laien, die verliebt sind in Jesus und dem Priester zu verstehen geben, dass er kein Beamter ist, sondern ein Vermittler, ein Priester. Wie dringend brauchen wir Priester doch diese Laien an unserer Seite, die wirklich glauben und uns mit ihrem Zeugnis den Weg weisen! Mit dieser "laikalen" Erfahrung  nimmt Charles die Zeiten des Zweiten Vatikanischen Konzils vorweg, erkennt die Bedeutung der Laien und versteht, dass die Verkündigung des Evangeliums in der Verantwortung des gesamten Gottesvolkes liegt. Wie aber können wir diese Beteiligung verstärken? Indem wir es Charles de Foucauld gleichtun: niederknien und das Wirken des Heiligen Geistes annehmen, der immer wieder neue Wege der Teilhabe, der Begegnung, des Zuhörens und des Dialogs eröffnet, stets in Zusammenarbeit und Vertrauen, in Gemeinschaft mit der Kirche und ihren Hirten.

Bruder aller Menschen

Der hl. Charles de Foucauld, eine prophetische Gestalt unserer Zeit, hat die Schönheit der Verkündigung des Evangeliums durch das Apostolat der Sanftmut bezeugt: Er, der sich als „Bruder aller Menschen“ fühlte und jeden angenommen hat, zeigt uns die evangelisierende Kraft der Sanftmut, der Zärtlichkeit. Vergessen wir nicht, dass der Stil Gottes in diesen drei Worten liegt: Nähe, Mitleid und Zärtlichkeit. Gott ist immer nah, immer mitfühlend, immer zärtlich. Und das christliche Zeugnis muss genau diesen Weg einschlagen: den Weg der Nähe, des Mitleids, der Zärtlichkeit. Denn so war er: sanft und zärtlich. Er wollte, dass alle, die ihm begegneten, durch seine Güte die Güte Jesu sehen konnten. So hat er über sich selbst ja auch gesagt, „ein Diener dessen zu sein, der viel besser ist als ich“. Indem er die Güte Jesu vorlebte, knüpfte er geschwisterliche Freundschaftsbande zu den Armen, den Tuareg: mit jenen, die am weitesten von seiner Mentalität entfernt waren. Und nach und nach konnten aus diesen Banden Geschwisterlichkeit, Integration und Wertschätzung für die Kultur der anderen entstehen. Die Güte ist einfach und verlangt nach einfachen Menschen, die sich nicht scheuen, anderen ein Lächeln zu schenken. Und mit einem Lächeln, mit seiner Einfachheit, hat Charles de Foucauld Zeugnis abgelegt für das Evangelium. Niemals Proselytismus, nie: Zeugnis! Evangelisierung führt nicht über Proselytenmacherei, sondern über das Zeugnis, über die Anziehung.

Fragen wir uns also abschließend, ob wir die christliche Freude, die christliche Sanftmut, die christliche Zärtlichkeit, das christliche Mitgefühl, die christliche Nähe in uns und zu den anderen tragen. Danke.

(vaticannews - skr)

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18. Oktober 2023, 10:51

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