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Die griechische Küstenwache bringt die Leichname der ertrunkenen Migranten an Land Die griechische Küstenwache bringt die Leichname der ertrunkenen Migranten an Land   (ANSA)

Papst betet für ertrunkene Bootsmigranten

„Mit großer Bestürzung hat Papst Franziskus von dem Schiffsunglück vor der griechischen Küste erfahren, bei dem viele Menschen ums Leben gekommen sind. Er betet für die vielen toten Migranten, ihre Familien und alle, die durch diese Tragödie traumatisiert sind", heißt es in einem Telegramm, das der Vatikan diesen Donnerstag veröffentlichte. Am Mittwoch war ein völlig überfülltes Fischerboot gekentert; 87 Leichen konnten geborgen werden; es werden aber deutlich mehr Tote vermutet.

Papst Franziskus bitte zudem Gott um Kraft, Ausdauer und Hoffnung für alle Rettungskräfte, die Überlebenden des Unglücks sowie alle, die diese versorgen und beherbergen, heißt es in dem von Kardinalstaatssekreträr Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm.

Laut Medienberichten sind bisher 78 Tote und 104 Überlebende geborgen worden. Die Suche nach weiteren Überlebenden wurde in der Nacht zum Donnerstag ohne Erfolg fortgesetzt. „Weder Überlebende noch weitere Opfer wurden in der Nacht entdeckt“, sagte ein Sprecher der griechischen Küstenwache am Donnerstagmorgen. Die Überführung der Toten nach Athen sei angelaufen, wie der Staatssender ERT berichtete. Dort sollen DNA-Proben genommen werden, um die Menschen zu identifizieren.

Unklare Lage

An Bord sollen nach Aussagen von geretteten Migranten mehr als 700 Menschen gewesen sein, die etwa aus Syrien, Pakistan, Afghanistan und Ägypten kamen. Bilder der Küstenwache zeigen das völlig überfüllte Boot Stunden, bevor es sank. Darauf ist zu sehen, dass sich allein an Deck des Bootes bis zu 200 Menschen drängten. Die meisten trugen keine Rettungswesten. Es gibt unterschiedliche Aussagen dazu, warum das Schiff sank. 

Das Fischerboot soll laut griechischer Küstenwache von Libyen aus gestartet sein und Italien zum Ziel gehabt haben. Schon am Dienstag hatten italienische Behörden eigenen Angaben zufolge die griechischen Nachbarn über ein voll besetztes Fischerboot im griechischen Such- und Rettungsbereich informiert. Sowohl griechische Küstenwache als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, diese sei aber abgelehnt worden, hieß es. Das Schiff sei stattdessen weiter Richtung Italien gefahren und dann in der Nacht auf Mittwoch plötzlich gekentert und gesunken. Alarm Phone, eine Initiative, die Rufe von in Not geratenen Migrantenschiffen entgegennimmt, teilte indes mit, man habe Kontakt zu Menschen gehabt, die sich ihrer Meinung nach auf demselben Schiff befunden und verzweifelt um Hilfe gebeten hätten. Die Passagiere hätten zudem beobachtet, wie der Kapitän das Schiff auf einem Beiboot verlassen hatte, bevor es kenterte.

Caritas: Europa versagt

Mit scharfer Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik reagierte der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner, am Donnerstag auf das Bootsunglück. „Europa versagt seit Jahren, wenn es darum geht, Menschen auf der Flucht zu schützen. Seit 2014 sind bereits mehr als 20.000 Geflüchtete auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken", sagte Schwertner gegenüber Kathpress. Es sei leider zu befürchten, dass auch der jüngste Vorstoß der EU-Innenminister die Situation nicht verbessern werde, so Schwertner. „Wichtige menschenrechtliche Garantien und humanitäre Erwägungen werden völlig außer Acht gelassen." Europa müsse sich zu humanitären Aufnahmeprogrammen und zu Resettlement bekennen, so die Forderung der Caritas.

„Humanitäre Korridore, sichere und legale Fluchtwege einrichten“

(vatican news/diverse - sst)

 

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15. Juni 2023, 13:52