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Der Papst und Lula haben sich telefonisch ausgetauscht Der Papst und Lula haben sich telefonisch ausgetauscht  (AFP or licensors)

Papst telefoniert mit Brasiliens Präsident Lula zur Ukraine-Krise

Das Gespräch fand an diesem Mittwoch statt, wie das Presseamt des Vatikans und die brasilianische Regierung bestätigen. Der Präsident habe Papst Franziskus für sein Engagement zum Schutz des Amazonasgebietes gedankt und ihn zu einem zweiten Besuch in Brasilien eingeladen, heißt es in einer Mitteilung der Regierung.

Das Telefonat fand just an dem Tag statt, an dem wenige Stunden zuvor (Dienstagabend Ortszeit) der brasilianische Kongress einen Gesetzesentwurf dafür auf den Weg gebracht hat, die Verteilung von Staatsland an Indigene empfindlich einzuschränken. Dies wäre eine schwere Schlappe für den Präsidenten, der im Wahlkampf Ende 2022 Landzuteilungen an die Indigenen zum Thema gemacht und versprochen hatte.

Doch das Gespräch zwischen Papst und Präsident dreht sich vor allem um den Einsatz für den Frieden in der Ukraine. Dass das Gespräch stattgefunden hatte, war bereits am Nachmittag durch ein kurzes Kommuniqué bekannt geworden, das auf der Website der brasilianischen Regierung veröffentlicht wurde. Das Presseamt des Vatikans bestätigte das persönliche Telefonat, ohne näher auf die besprochenen Themen einzugehen.

Frieden in der Ukraine weltumspannendes Thema

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hatte erst kürzlich seinen Vorschlag bekräftigt, dass eine Gruppe von Nationen, darunter Brasilien, eine friedliche Lösung für den Krieg in der Ukraine vermitteln solle. In dem Gespräch habe er Franziskus seinen Dank für seinen Einsatz für den Frieden in dem „gemarterten“ Land ausgesprochen, gab die Regierung nun bekannt. Außerdem berichtete er dem Papst von seinen Gesprächen mit anderen führenden Politikern, die sich um den Frieden in der Ukraine bemühten, und brachte sein Bedauern über die Eskalation des Konflikts in der Region zum Ausdruck.

Dank für Solidarität mit Brasilien

In dem Telefonat wollte Lula, wie es in der Erklärung der brasilianischen Regierung heißt, dem Papst auch für „die Erwähnungen und die Solidarität des Papstes mit Brasilien in den letzten Jahren“ danken.

Präsident Lula habe mit Franziskus auch über die Bemühungen gesprochen, den Kampf gegen Armut und Hunger in Brasilien, einem der von diesen Problemen am stärksten betroffenen Länder der Welt, wieder aufzunehmen. Anschließend habe er den Papst eingeladen, das Land zum zweiten Mal zu besuchen, nachdem er bereits im Juli 2013, wenige Monate nach seiner Wahl, anlässlich des Weltjugendtages in Rio de Janeiro dorthin gereist war. Laut der Website der Institution würde Jorge Mario Bergoglio diese Einladung in Betracht ziehen.

Eine Privataudienz im Sommer?

Zunächst sei allerdings eine Privataudienz im Vatikan für Juni oder Juli dieses Jahres geplant, geht aus dem Statement weiter hervor. Auch dies wäre nicht die erste Papstaudienz für den brasilianischen Präsidenten: Lula war bereits im März 2009 bei Benedikt XVI., am 13. Februar 2020 traf er dann Franziskus. Die Audienz vor drei Jahren hatte etwa eine Stunde gedauert und sich auf Themen wie Demokratie, Umwelt und Ungleichheit, eine Wirtschaft, an der junge Menschen und die Armen beteiligt sind, konzentriert. Dies bestätigte der Präsident selbst in einer anschließenden Pressekonferenz, nachdem er ein gemeinsames Foto mit dem Papst auf Twitter mit der Bildunterschrift „Meeting with Pope Francis to talk about a more just and fraternal world“ gepostet hatte.

Kampf gegen die Armut

Lula bedankte sich Angaben der Regierung zufolge bei dem aktuellen Telefonat auch für den Kampf gegen die Armut und für das Engagement der katholischen Kirche in Brasilien für den Erhalt des Amazonasgebietes, das unter starkem Druck steht. Ein heißes Thema, gehen derzeit doch die Indigenen auf die Barrikaden, die sich ihres Landes beraubt fühlen. Ein „Zeitfenster 1988“ genannter und durch den Kongress mit 283 zu 155 Stimmen deutlich favorisierter Gesetzesentwurf sieht vor, dass Indigene nur das Land für sich beanspruchen können, die sie zum Zeitpunkt des Inkrafttretens der Verfassung am 5. Oktober 1988 tatsächlich besiedelten. Gebiete, die ihnen zuvor geraubt worden oder nicht besiedelt waren, wären damit verloren. Unklar ist, ob der Vorstoß im nun zuständigen Senat eine ähnlich deutliche Mehrheit erhält.

„Aus dem Kongress sollten Gesetze kommen, die unserem Land ökologisch helfen“

Bischof Jose Ionilton Lisboa de Oliveira, Leiter der Territorialprälatur Itacoatiara im Norden Brasiliens, hatte zu Wochenbeginn die Hoffnung geäußert, dass der Senat die Gesetzesinitiative stoppt. „Aus dem Kongress sollten Gesetze kommen, die unserem Land ökologisch helfen“ und die „das Recht aller Völker“ garantierten, wird der Bischof in einer Veröffentlichung des katholischen Indigenen-Rates CIMI zitiert. Nun liegt die Hoffnung von CIMI, Indigenen- und Umweltaktivisten auf dem Obersten Gerichtshof, der das „Zeitfenster“ ein für alle Mal beerdigen könnte. Papst Franziskus räumt der Erhaltung der „Grünen Lunge“ des Planeten großes Gewicht ein, so hat er dem Thema auch eine eigene Synode über die pan-amazonische Region im Jahr 2019 gewidmet.

(vatican news /kna - cs)

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31. Mai 2023, 20:19