Suche

Die Teilnehmer am nationalen Treffen zur Synodalität in Italien Die Teilnehmer am nationalen Treffen zur Synodalität in Italien  (Vatican Media)

Papst: Synodale Kirche ist für alle offen

Seine Sicht auf Synodale Prozesse hat Papst Franziskus in einer Grundsatzansprache an die Vertreter des „Synodalen Wegs der Kirchen in Italien“ erneut dargelegt und ihnen einige Anhaltspunkte mit auf den Weg gegeben. In der Audienzhalle traf er die italienischen Bischöfe und die Diözesandelegierten, die den Synodalen Prozess auf italienischem Territorium begleiten.

Es gehe bei den Synodalen Prozessen – „wir wir wissen“ – nicht darum, „die Meinungen der Menschen zu suchen“ oder „sich zu einigen, es ist etwas anderes“, betonte der Papst vor seinen rund 1.000 Gästen in der Audienzhalle im Vatikan. Vielmehr handele es sich bei dem weltweiten Prozess, der derzeit in den Ortskirchen seinen Niederschlag findet, um „eine schöne Erfahrung des Hörens auf den Geist und der Konfrontation zwischen den verschiedenen Stimmen der christlichen Gemeinschaften“: „Dies hat dazu geführt, dass sich viele engagieren, insbesondere bei bestimmten Themen, die Sie als entscheidend und vorrangig für die Gegenwart und die Zukunft erkennen. Dies ist eine einzigartige geistliche Erfahrung der Bekehrung und Erneuerung, die Ihre kirchlichen Gemeinschaften missionarischer und besser auf die Evangelisierung in der Welt von heute vorbereitet machen kann.“

Hinweise darauf, wie Synodalität (nicht) funktioniert

Vor diesem Hintergrund gab das Kirchenoberhaupt den Anwesenden einige Hinweise mit auf den Weg. So müsse die Kirche in gegenseitigem Hören aufeinander voranschreiten, ebenso wie eine Verantwortungsteilung zwischen Bischöfen, Priestern und Laien anstreben. Besonders geißelte Franziskus in seiner Ansprache jedoch eine gewisse „Selbstbezogenheit“, mit der sich „eine Art ,defensiver Neoklerikalismus einzuschleichen“ drohe, der dann umso schlimmer sei, wenn er auf Laien übergreife: „Der defensive Neoklerikalismus, der durch eine ängstliche Haltung entsteht, durch die Klage über eine Welt, die uns nicht mehr versteht, dass die jungen Menschen verloren sind, durch das Bedürfnis, sich zu wiederholen und seinen Einfluss geltend zu machen...“

Weiter vorwärts gehen

Als Gegenmittel gab der Papst einige Denkanstöße mit, so gelte es, stets „weiter vorwärts zu gehen“, eine Kirche darzustellen, deren Antlitz durch „Demut, Selbstlosigkeit und die Seligpreisungen“ charakterisiert sei:

„Eine synodale Kirche ist eine solche, weil sie ein lebendiges Bewusstsein dafür hat, mit dem Auferstandenen in der Geschichte zu gehen, nicht um sich selbst und ihre eigenen Interessen zu schützen, sondern um dem Evangelium in einem Stil der Unentgeltlichkeit und der Fürsorge zu dienen, indem sie die Freiheit und die Kreativität kultiviert, die denen eigen sind, die die frohe Botschaft der Liebe Gottes bezeugen und dabei im Wesentlichen verwurzelt bleiben. Eine Kirche, die von Strukturen, Bürokratie und Formalismus erdrückt wird, wird es schwer haben, in der Geschichte zu wandeln, im Gleichschritt mit dem Geist, sie wird dort stehen bleiben und wird nicht den Männern und Frauen unserer Zeit entgegengehen können.“

„Eine Kirche, die von Strukturen, Bürokratie und Formalismus erdrückt wird, wird es schwer haben, in der Geschichte zu wandeln“

Als zweiten Hinweis gab Franziskus den Anwesenden mit auf den Weg, Kirche „gemeinsam“ zu gestalten, eine „dringende“ Notwendigkeit 60 Jahre nach dem Abschluss des II. Vatikanums, wo doch „stets die Versuchung lauert, bestimmte ,qualifizierte Akteure‘ auszusondern, die eine pastorale Tätigkeit ausüben“. Doch vielmehr müsse man den Kreis kirchlicher Mitverwaltung erweitern, erneuerte der Papst seinen entsprechenden Aufruf: „Wir brauchen christliche Gemeinschaften, in denen sich der Raum vergrößert, in denen sich jeder zu Hause fühlen kann, in denen die pastoralen Strukturen und Mittel nicht die Bildung von Kleingruppen begünstigen, sondern die Freude, mitverantwortlich zu sein und sich mitverantwortlich zu fühlen.“ Dabei könne jeder Getaufte seine Portion der Verantwortung übernehmen, erinnerte der Papst.

Verantwortung teilen

Eine „offene Kirche“ benannte der Papst als dritten Anhaltspunkt für eine gelungene Fortführung des Synodalen Weges in Italien, was gerade nicht bedeute, „weltliche Logiken einer Machtverteilung umzusetzen“: „Sondern es bedeutet, den Wunsch zu kultivieren, den anderen in dem Reichtum seiner Charismen und seiner Einzigartigkeit anzuerkennen. Auf diese Weise kann ein Platz für diejenigen gefunden werden, die immer noch darum ringen, ihre Präsenz in der Kirche anerkannt zu sehen, für diejenigen, deren Stimmen überdeckt, wenn nicht gar zum Schweigen gebracht oder ignoriert werden, für diejenigen, die sich unzulänglich fühlen, vielleicht weil sie schwierige oder komplexe Lebenswege haben.“

„Solange ihre Präsenz eine sporadische Note im gesamten kirchlichen Leben bleibt, wird die Kirche nicht synodal sein, sie wird eine Kirche der wenigen sein“

Kirche müsse für „alle“ offen sein, „Kranke, nicht Kranke, Gerechte, Sünder, alle, alle drin“, wiederholte Franziskus energisch: „Wir sollten uns fragen, wie viel Raum wir den Stimmen der Jugendlichen, der Frauen, der Armen, der Enttäuschten, der im Leben Verletzten und der auf die Kirche Wütenden in unseren Gemeinschaften geben und wie viel wir ihnen wirklich zuhören. Solange ihre Präsenz eine sporadische Note im gesamten kirchlichen Leben bleibt, wird die Kirche nicht synodal sein, sie wird eine Kirche der wenigen sein.“

Kirche sei dann attraktiv, wenn sie die Unruhe der unruhigen heutigen Zeit aufgreife, wenn der Weg mit Leben gefüllt sei und die Herzen der anderen nicht „ersticke“, sondern „entzünde“, so Franziskus weiter: „Der große Feind dieses Weges ist die Angst“, fügte er spontan hinzu.

Der Heilige Geist ist der Protagonist

Letztlich sei sowieso alles dem Heiligen Geist überlassen, der der „Protagonist des Synodalen Prozesses“ sei, „Er, nicht wir, Er“, insistierte der Papst: „Er ist es, der Einzelne und Gemeinschaften für das Zuhören öffnet; er ist es, der den Dialog authentisch und fruchtbar macht; er ist es, der das Unterscheidungsvermögen erhellt; er ist es, der die Wahl und die Entscheidungen leitet. Er ist es vor allem, der Harmonie schafft.“

Besonders hob Franziskus seine programmatische Ansprache beim Festakt zu 50 Jahren Gründung des Synodensekretariats hervor, die „wichtig“ sei, so die implizite Einladung dazu, sich die Gedanken des Papstes zu Synodalität während des weltweiten Prozesses noch einmal vorzunehmen.

(vatican news - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

25. Mai 2023, 14:23