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Unsere Kollegin Deborah Castellano Lubov von der englischsprachigen Abteilung war auch bei der Audienz mit ihrem Kind dabei Unsere Kollegin Deborah Castellano Lubov von der englischsprachigen Abteilung war auch bei der Audienz mit ihrem Kind dabei  (VATICAN MEDIA Divisione Foto)

Papst: Mütter spüren das Herz ihres Kindes, Maschinen hingegen nicht

Den Frauen, den Opfern von Missbrauch und Belästigung, eine Stimme geben: Bei einem Treffen im Vatikan mit den Teilnehmern des von der „Strategischen Allianz der Katholischen Forschungsuniversitäten“ (SACRU) und der Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice geförderten Treffens richtete der Papst diesen Appell, verurteilte die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz und würdigte die heldenhafte Arbeit so vieler Frauen.

Mario Galgano - Vatikanstadt

Zu lange schon seien Frauen „das erste Abfallmaterial“ gewesen und „werden heute noch ausgenutzt“, als Opfer von Gewalt und Missbrauch. Franziskus denke an die vielen und anhaltenden Diskriminierungen am Arbeitsplatz, die oft auf die Mutterschaft zurückzuführen seien, an das Lohngefälle zwischen den beiden Geschlechtern, aber auch an die „heldenhafte Arbeit so vieler anonymer Frauen von nebenan“, „die stille Kraft unserer Tage“. Er erinnerte an die Bedeutung einer stärkeren Integration. Es dürfe niemals zu Ungleichheit kommen, sondern zu einer dankbaren und gegenseitigen Aufnahme.

Zum Nachhören - was der Papst bei der Audienz sagte

Eine Stimme für missbrauchte Frauen sein

Anlass für den Papst war die Vorstellung eines Buches, für den Franziskus das Vorwort verfasst hat: „Mehr weibliche Führung für eine bessere Welt. Fürsorge als Motor für unser gemeinsames Haus“. Einem Werk von rund 90 Mitgliedern der Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice und des Netzwerks der katholischen Universitäten SACRU, die der Papst an diesem Samstagvormittag in dem vatikanischen Clementina-Saal empfing.

„Lassen wir die Frauen, die Opfer von Missbrauch, Ausbeutung, Ausgrenzung und unangemessenem Druck sind, nicht ohne Stimme!“

„Jeder Mensch muss in seiner Würde und in seinen Grundrechten geachtet werden“, bekräftigte der Papst und dachte dabei an das Drama der Gewalt gegen Frauen:

„Wir dürfen angesichts dieser Geißel unserer Zeit nicht schweigen. Lassen wir die Frauen, die Opfer von Missbrauch, Ausbeutung, Ausgrenzung und unangemessenem Druck sind, nicht ohne Stimme! Seien wir die Stimme ihres Schmerzes und prangern wir mit Nachdruck die Ungerechtigkeiten an, denen sie ausgesetzt sind, oft in einem Umfeld, das ihnen jede Möglichkeit der Verteidigung und der Wiedergutmachung verwehrt.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Inklusion als „ein heiliges Prinzip“

Franziskus lehnte jede Form der Diskriminierung von Frauen und anderen schwachen Gruppen der Gesellschaft ab, wiederholte er. Daher der Aufruf, „gemeinsam zu gehen“, alle zu integrieren, „insbesondere die wirtschaftlich, kulturell, religiös und geschlechtlich Benachteiligten“:

„Niemand darf ausgeschlossen werden. Dies ist ein heiliger Grundsatz. In der Tat ist das Projekt Gottes des Schöpfers ein im Wesentlichen inklusives Projekt, das gerade die Bewohner der existentiellen Peripherien in den Mittelpunkt stellt; es ist ein Projekt, das, wie eine Mutter, ihre Kinder als verschiedene Finger derselben Hand ansieht.“

Frauen und das Gemeinwohl

Unersetzlich und unbestreitbar in diesem Sinne, so der Papst weiter, sei der weibliche Beitrag zum Gemeinwohl: Dies zeigten die Frauen der Heiligen Schrift, die in entscheidenden Momenten der Heilsgeschichte entscheidend gewesen seien; oder auch in der Kirchengeschichte mit Figuren wie Katharina von Siena, Josephine Bakhita, Edith Stein, Teresa von Kalkutta. Sie seien „beeindruckend durch ihre Entschlossenheit, ihren Mut, ihre Treue, ihre Fähigkeit zu leiden und Freude zu vermitteln, ihre Ehrlichkeit, ihre Demut und ihre Zähigkeit“.

Die stille Kraft unserer Zeit

Viele Beispiele des täglichen Heldentums, das im Verborgenen gelebt werde, kämen Franziskus ebenfalls in den Sinn, so die Erinnerung an die vielen Frauen, die der Papst früher als Pater Jorge Mario Bergoglio im Bus zum Gefängnis von Buenos Aires traf: 90 Prozent der Besucher des Gefängnisses waren Frauen. Mütter seien die stille Kraft unserer Zeit, so der Papst, der auch die Geschichte einer anderen Frau erzählte. Sie stammte aus bescheidenen Verhältnissen, hatte keinen Ehemann, lebte in einem sehr kleinen Haus und ging jeden Morgen hinaus, um zu putzen. Bevor sie die Tür schloss, richtete sie ihren Blick auf ihren Sohn, der auf dem Bett im Esszimmer schlief, nachdem er sich in der Nacht zuvor betrunken hatte. Der ständige, tägliche Blick der Mutter veränderte mit der Zeit das Herz des Jungen. Weiter sagte er:

„Das merken wir auch hier im Vatikan, wo es inzwischen viele Frauen gibt, die ´hart arbeiten´, auch in sehr verantwortungsvollen Positionen.“

„Unsere Geschichte ist buchstäblich gespickt mit solchen Frauen, berühmten und unbekannten - aber nicht für Gott! - die den Weg von Familien, Gesellschaften und der Kirche vorantreiben. Das merken wir auch hier im Vatikan, wo es inzwischen viele Frauen gibt, die ´hart arbeiten´, auch in sehr verantwortungsvollen Positionen.“

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

Geist, Herz und Hände. Eine weibliche Synthese

In einer Zeit des tiefgreifenden Wandels, in der epochale Veränderungen wie die fortschreitende und rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz anstehen, könnten die Frauen - so der Papst - der Menschheit helfen, nicht zu verfallen, und sie haben viel zu sagen durch ihre Fähigkeit, die drei Sprachen des Verstandes, des Herzens und der Hände zu synthetisieren:

„Es ist eine Synthese, die nur dem Menschen eigen ist und die die Frau auf wunderbare Weise verkörpert, wie es keine Maschine könnte, denn sie spürt nicht das Herz eines Kindes, das sie in sich trägt, sie bricht nicht müde und glücklich neben dem Bett ihrer Kinder zusammen, sie weint nicht vor Schmerz und Freude, wenn sie an den Schmerzen und Freuden der Menschen teilnimmt, die sie liebt.“

Franziskus dankte den Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Audienz und würdigte den ihm vorgelegten Band, „die Frucht einer bemerkenswerten Vielfalt von Beiträgen“ und der „bisher beispiellosen Zusammenarbeit zwischen Universitäten in aller Welt und einer ganz und gar laizistischen Vatikan-Stiftung“. Eine neue Art und Weise, unterstrich er, „bei der der Reichtum des Inhalts aus dem Beitrag sich ergänzender Erfahrungen, Fähigkeiten und Gefühlsweisen entsteht. Multidisziplinarität, Multikulturalität und das Teilen unterschiedlicher Sensibilitäten sind in der Tat“, so der Papst, „wichtige Werte nicht nur für ein Buch, sondern für eine bessere Welt“.

(vatican news)

Die Audienz im Vatikan
Die Audienz im Vatikan

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11. März 2023, 13:05