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Papst Franziskus sprach am Freitagmittag vor dem muslimischen Ältestenrat in Bahrain Papst Franziskus sprach am Freitagmittag vor dem muslimischen Ältestenrat in Bahrain 

Papst an Muslime in Bahrain: „Gott ist Quelle von Frieden“

Papst Franziskus hat an diesem Freitag führende Muslime in Bahrain auf den gemeinsamen Einsatz für Frieden und Versöhnung in der Welt eingeschworen. Eindringlich mahnte er dazu, interreligiöse Spannungen der Vergangenheit zu überwinden. Als Mittel der Wahl empfahl Franziskus Gebet und Geschwisterlichkeit.

Gudrun Sailer - Vatikanstadt

An einem Freitag, der in der muslimischen Welt einen ähnlichen Stellenwert hat wie im Westen der Sonntag, hatten die Behörden in Bahrain das Treffen von Papst Franziskus mit den Angehörigen des Muslimischen Ältestenrates angesetzt. In der Moschee des Al-Sakhir-Palastes richtete Franziskus das Wort an die Anwesenden, die er „liebe Freunde, Brüder in Abraham“ und „Gläubige an den einzigen Gott“ nannte.

„Gott ist Quelle von Frieden“, steckte Franziskus den gemeinsamen Grund für den Einsatz christlicher wie muslimischer Gläubiger zugunsten der ganzen Menschheit ab. Er stellte klar, „dass der Gott des Friedens niemals zum Krieg anleitet, niemals zum Hass aufstachelt und niemals Gewalt unterstützt“. Die gemeinsame Aufgabe von Religionsverantwortlichen sei es, Frieden nicht nur zu verkünden, sondern zu verwurzeln, dazu müsse „Ungleichheit und Diskriminierung“ beseitigt werden, denn Friede sei „Werk der Gerechtigkeit“, zitierte Franziskus aus der Konzilskonstitution „Gaudium et Spes“ (1965) über die Kirche in der Welt von heute.

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Menschen über Meinungen stellen

Dann wurde Franziskus konkreter. Man müsse, sagte er, die Wirklichkeit vor die Ideen stellen, die Menschen vor die Meinungen und „eine Zukunft der Geschwisterlichkeit vor eine Vergangenheit der Feindseligkeiten“. Gläubige aller Religionen müssten „Vorurteile und Missverständnisse aus der Geschichte“ im Namen Gottes überwinden, der Papst stellte diesen Weg für Religionsführer als alternativlos vor: „Wie werden sonst die Gläubigen verschiedener Religionen und Kulturen zusammenleben, sich gegenseitig annehmen und wertschätzen können, wenn wir einander fremd bleiben?“

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Ursache der globalen Krisen: Entfremdung von Gott und dem Nächsten

Als Ursache der großen Übel der Gegenwart bis hin zur Umweltkrise machte Franziskus „unsere Entfremdung von Gott und dem Nächsten“ aus. Religionsführer hätten die Aufgabe, diese Entfremdung umzukehren. Der Papst empfahl zwei Mittel: Gebet und Geschwisterlichkeit. „Dies sind unsere Waffen, bescheiden und wirksam“, formulierte er. „Wir dürfen uns nicht von anderen Mitteln verleiten lassen, von Abkürzungen, die des Allerhöchsten unwürdig sind, dessen Friedensname von denen beleidigt wird, die an die Argumente der Stärke glauben, die die Gewalt, den Krieg und das Waffengeschäft fördern, den „Handel mit dem Tod“, der durch immer größere Geldsummen unser gemeinsames Haus in ein einziges Waffenlager verwandelt.“

Papst kritisiert Waffenhandel

Unumwunden kritisierte der Papst an dieser Stelle den globalen Waffenhandel, an dem auch die arabischen Staaten nicht geringen Anteil haben. Franziskus sprach von „dunklen Intrigen“ und schmerzlichen Widersprüchen: Nicht wenige Menschen müssten aus ihrer Heimat fliehen, weil dort Kriege durch den billigen Kauf alter Waffen aufblühen, „nur um dann an anderen Grenzen durch immer ausgefeiltere militärische Ausrüstung erkannt und abgewiesen zu werden. Und so wird die Hoffnung zweimal getötet!“

„Wir müssen beispielhaft vorleben, was wir predigen, nicht nur in unseren Gemeinschaften“

Angesichts solcher Szenarien von Macht und Geld müssten Religionsführer „mit der Weisheit der Ältesten und der Väter“ beständig daran erinnern, „dass Gott und der Nächste vor allem anderen kommen“, unterstrich der Papst. Er rief die führenden Muslime auch dazu auf, mehr noch als mit Worten mit Taten am Frieden zu arbeiten und ihr Engagement auf die Weltbühne zu tragen. „Wir tragen eine große Verantwortung vor Gott und vor den Menschen, und wir müssen beispielhaft vorleben, was wir predigen, nicht nur in unseren Gemeinschaften und bei uns zu Hause – das reicht nicht mehr aus –, sondern in der vereinten und globalisierten Welt.“ Und mit Blick auf den gemeinsamen Stammesvater der drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam, Abraham, sagte Franziskus: „Uns … dürfen nicht nur „die Unseren“ am Herzen liegen, sondern wir müssen uns immer geeinter an die gesamte menschliche Gemeinschaft richten, die die Erde bewohnt.“

(vatican news)

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04. November 2022, 15:13