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Die Audienz im Vatikan Die Audienz im Vatikan 

Franziskus: Afrika nicht ausbeuten, sondern fördern

Der Papst hat an diesem Samstagmorgen die Missionsgemeinschaft „Ärzte mit Afrika – Cuamm“ anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens in der vatikanischen Audienzhalle empfangen und rief sie dazu auf, das „intellektuelle Kapital“ der jungen Menschen des Kontinents aufzuwerten. Und er kündigte an, dass er - so Gott will - Anfang 2023 den Südsudan besuchen wird.

Mario Galgano und Alessandro Di Bussolo - Vatikanstadt

Ein Dankeschön für das Engagement „für Afrika“, das „nicht ausgebeutet, sondern gefördert werden sollte“, und eine Aufforderung, mutigen Pionieren zu folgen, wie der älteren Ordensfrau, die er 2015 in Zentralafrika kennengelernt hat und die noch immer als Hebamme im Kongo Babys entbindet, und das „intellektuelle Kapital“ junger Afrikaner zu schätzen, die „eine Zukunft als Protagonisten“ in ihren Herkunftsländern leben wollen. Es war eine leidenschaftliche Rede, ein Ausdruck seiner Liebe zum afrikanischen Kontinent, in der er ankündigt, dass er Anfang 2023 in den Südsudan reisen wird, die Papst Franziskus vor mehr als 7.000 Ärzten und Freiwilligen von Cuamm hielt. Das Treffen in der Audienzhalle fand anlässlich des 70. Jahrestages der Gründung der Missionsgemeinschaft in Padua, die ursprünglich als „Kolleg für junge afrikanische Medizinstudenten“ gegründet wurde und die ein großes Engagement während der Pandemie erlebte.

Mit Afrika sein heißt für Afrika sein

Nach der Begrüßung durch den Bischof von Padua, Claudio Cipolla, betonte der Papst, dass die von „Ärzte mit Afrika – Cuamm“ „die beste Einstellung: sei...

„…denn in der Vorstellung, im kollektiven Unbewussten gibt es diese hässliche Einstellung: Afrika soll ausgebeutet werden. Und dagegen steht euer Nein, ihr seid mit Afrika. Mit Afrika zu sein, heißt also, für Afrika zu sein.“

Die Audienz im Vatikan
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Förderung des „intellektuellen Kapitals“ der jungen Afrikaner

So definiert Franziskus die Organisation „Cuamm“, die derzeit von Pater Dante Carraro geleitet wird, als „einen Weg des Teilens und des Dienstes“, der seit 1950 „fast den gesamten afrikanischen Kontinent durchquert hat, um medizinische Hilfe zu leisten, immer mit Blick auf die Entwicklung und mit einer Vorliebe für die Ausbildung von lokalem Personal“. Und sie unterstreiche die Notwendigkeit, das wertvolle „intellektuelle Kapital“ des Kontinents zu fördern. Papst Franziskus:

„Vor etwa einem Monat hatte ich per Zoom ein Treffen mit Universitätsstudenten aus ganz Afrika. Ich war erstaunt über die intellektuellen Fähigkeiten dieser jungen Männer und Frauen. Bitte lassen Sie sie nicht verloren gehen; helfen Sie ihnen, voranzukommen, denn Afrika sollte nicht ausgebeutet werden, sondern gefördert werden.“

Die Audienz im Vatikan
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Zu viele Menschen auf der Welt haben keine Gesundheitsversorgung

Der Papst erinnerte daran, dass die erste Verpflichtung von „Ärzte für Afrika“ darin bestehe, unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern das „tägliche Brot“ zu geben, wie wir Gott im „Vaterunser“ bitten. Und dieses „Brot“ sei auch die Gesundheit:

„Gesundheit ist ein primäres Gut, wie Brot, wie Wasser, wie Wohnung, wie Arbeit. Ihr setzt euch dafür ein, dass es vielen Brüdern und Schwestern, die heute, im 21. Jahrhundert, keinen Zugang zu einer normalen, grundlegenden Gesundheitsversorgung haben, nicht am täglichen Brot mangelt. Es ist beschämend: Die Menschheit ist nicht in der Lage, dieses Problem zu lösen, aber sie ist in der Lage, eine Waffenindustrie zu betreiben, die alles zerstört. Es werden Milliarden für Waffen ausgegeben oder andere enorme Ressourcen in der Industrie für Ephemera und Ausflüchte verbrannt.“

„Gesundheit ist ein primäres Gut, wie Brot, wie Wasser, wie Wohnung, wie Arbeit.“

Geliebte Länder wie Zentralafrika und Südsudan

Leider erhalten in der Welt, so Papst Franziskus, „zu viele Männer und Frauen nur die Krümel“ dieses Brotes, weil sie an bestimmten Orten der Welt geboren wurden. Und er denke „an so viele Mütter, die keine sichere Geburt erleben können und manchmal ihr Leben verlieren, oder an so viele Kinder, die schon in der frühen Kindheit sterben“. Dann erinnerte er an afrikanische Länder, die ihm „besonders am Herzen liegen“, wie die Zentralafrikanische Republik, wohin er 2015 reiste, um die Heilige Pforte in Bangui zu öffnen, und den Südsudan, „wohin ich, so Gott will, Anfang nächsten Jahres reisen werde“. Länder, die „sehr arm und zerbrechlich sind, die die Welt nur wegen der auszubeutenden Ressourcen für wichtig hält und die der Herr stattdessen als seine geliebten Länder betrachtet, in die er euch sendet, um gute Samariter, Zeugen seines Evangeliums zu sein“. Franziskus:

„Scheuen Sie sich nicht, sich schwierigen Herausforderungen zu stellen und an abgelegenen, von Gewalt geprägten Orten zu intervenieren, wo die Bevölkerung keine Möglichkeit der Versorgung hat. Sei mit ihnen! Sollte es Jahre der Anstrengung dauern, sollte es Enttäuschungen und Misserfolge geben, um Ergebnisse zu erzielen, lassen Sie sich nicht entmutigen. Bleiben Sie beharrlich im Dienst und im Dialog, der für alle offen ist, als Instrumente für Frieden und Konfliktlösung.“

Die Audienz im Vatikan
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Zusammenarbeit mit Kirchen, Regierungen und Missionsgemeinschaften

Der Papst unterstrich dann, dass das Dasein von „Cuamm“ in Afrika auch eine „Zusammenarbeit mit den lokalen Kirchen und den Institutionen der Länder, in denen Sie tätig sind, immer mit dem Ziel, die Menschen in Afrika zu teilen und zu fördern“ sei, und ermutigte sie, „weiterhin mit den religiösen Missionskongregationen zusammenzuarbeiten, die sich großzügig im Gesundheitssektor in Afrika engagieren“. Bündelung der Kräfte und „Unterstützung der vom Evangelium inspirierten sozialen Innovation“ seien wichtig, wobei auch neue Formen der Finanzierung von Gesundheitsdiensten für die Ärmsten erforscht werden müssten, so der Ratschlag des Papstes.

(vatican news)

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19. November 2022, 14:20