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Papst spricht Migrantenbischof und Krankenpfleger heilig

Die Weltkirche hat seit diesem Sonntag zwei neue, offizielle Heilige: den argentinischen Salesianer und Krankenpfleger Artemide Zatti (1880-1951) und den italienischen Migranten-Bischof Giovanni Battista Scalabrini (1839-1905). Papst Franziskus sprach die beiden vor einer Messe auf dem Petersplatz heilig.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Ein bewölkter Himmel, ein etwa zur Hälfte gefüllter Petersplatz – und an der Fassade der Basilika die Darstellungen der neuen Heiligen, überlebensgroß. Die etwa 50.000 Menschen auf der Piazza stimmten die Allerheiligen-Litanei an, bevor ein ernst blickender Franziskus die lateinische Kanonisierungs-Formel sprach.

Die beiden neuen Heiligen sind im deutschen Sprachraum nicht sehr bekannt, haben aber interessante Biografien. Scalabrini, Bischof von Piacenza, reiste um die Welt, um das harte Leben italienischer Auswanderer zu dokumentieren, und wurde zu einem Begründer der Migrantenseelsorge, die zwei geistliche Gemeinschaften in seinem Sinn weiterführen. Auch Zatti war Italiener, wirkte aber in Argentinien. Nach seiner Genesung von der Tuberkulose stellte sich der Salesianer-Laienbruder in Patagonien ganz in den Dienst von Kranken.

Der rote Faden: Migranten

Der rote Faden, der beide Heiligenbiografien untereinander verbindet, ist die massenweise Emigration von Italienern ins Ausland im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Auch Papst Franziskus ist ein Nachfahre von italienischen Auswanderern nach Argentinien.

Selbstredend spielte das Thema Migration deswegen in der Predigt des Papstes eine besondere Rolle. Zum einen erinnerte er, vom vorbereiteten Redetext abweichend, an die ukrainischen Kriegsflüchtlinge und bat: „Vergessen wir nicht die gemarterte Ukraine!“ Zum anderen forderte er die Kirche auf, eine wirklich einladende Gemeinschaft für alle, vor allem auch für Migranten, zu sein.

„Es macht mir Angst, wenn ich christliche Gemeinschaften sehe, die die Welt in Gute und Böse einteilen“

„Fragen wir uns, inwieweit wir wirklich offene und integrative Gemeinschaften gegenüber allen sind; ob wir, Priester und Laien, in der Lage sind zusammenzuarbeiten im Dienst am Evangelium; ob wir eine einladende Haltung einnehmen – nicht nur mit Worten, sondern mit konkreten Gesten – denjenigen gegenüber, die weit entfernt sind, und allen gegenüber, die sich an uns wenden und sich aufgrund ihrer schwierigen Lebenswege unzulänglich fühlen. Geben wir ihnen das Gefühl, Teil der Gemeinschaft zu sein, oder schließen wir sie aus? Es macht mir Angst, wenn ich christliche Gemeinschaften sehe, die die Welt in Gute und Böse, in Heilige und Sünder einteilen: Auf diese Weise fühlen wir uns am Ende besser als andere und grenzen viele aus, die Gott in seine Arme schließen möchte.“

Es sei wichtig, „immer alle mit einzubeziehen“, so der Papst, „in der Kirche wie in der Gesellschaft“.

„Nehmen wir Migranten als Geschwister auf, oder beuten wir sie aus?“

„Und heute, am Tag, an dem Scalabrini heilig wird, will ich an die Migranten denken. Der Ausschluss der Migranten ist skandalös – sie auszuschließen, ist kriminell! Es lässt sie sterben, vor unseren Augen. Dadurch ist das Mittelmeer zum größten Friedhof der Welt geworden. Der Ausschluss der Migranten ist ekelhaft, sündig, kriminell. Nicht die Tür für den zu öffnen, der in Not ist … nein, die schicken wir weg, in Lager, wo sie ausgebeutet und als Sklaven verkauft werden… Brüder und Schwestern, heute denken wir an unsere Migranten. Die, die unterwegs sterben, und die, denen es gelingt, zu uns zu kommen. Nehmen wir sie als Geschwister auf, oder beuten wir sie aus? Ich lasse die Frage hier stehen.“

(vatican news)

Papst spricht auf Petersplatz Migranten-Bischof und Krankenpfleger heilig - ein Bericht von Radio Vatikan

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09. Oktober 2022, 11:53