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Bischof Paulo Hinder Bischof Paulo Hinder 

Papst in Bahrain: Zu Besuch beim „Brückenbauer in der Wüste“

Ein Brückenbauer wolle er sein - einer, dem es gelingt, die Menschen spüren zu lassen, dass Gott jedem Menschen Gutes will. So umriss der Kapuzinerpater Paul Hinder 2004 kurz nach seiner Weihe zum Bischof sein neues Amt. Seither hat er sich als differenzierter und besonnener Hirte der katholischen Minderheit in islamischen Landen einen Namen gemacht.

Im vergangenen April feierte der Schweizer Ordensmann seinen 80. Geburtstag. Kurz darauf löste der Mailänder Weihbischof Paolo Martinelli Hinder an der Spitze des Apostolischen Vikariats Südarabien ab. Nach wie vor ist Hinder aber Übergangsleiter (Administrator) des Vikariats Nordarabien, zu dem auch das Gebiet des Inselkönigreichs Bahrain gehört. In dieser Funktion wird Hinder nun ab 3. November Papst Franziskus auf der Arabischen Halbinsel begrüßen können - zum zweiten Mal nach 2019, als der Papst Abu Dhabi besuchte.

In den Kapuzinerorden, dem seit 1889 das Wohl der Christen Arabiens anvertraut ist, trat Paul Hinder 1962 ein. Er studierte Theologie in Solothurn, promovierte und war zunächst in der Seelsorge und Novizenausbildung seines Ordens tätig. Erst Regionaloberer der Deutschschweizer Kapuziner, dann Provinzial der Schweizer Kapuziner, fiel im Generalrat des Ordens auch der Nahe Osten in sein Ressort.

Gläubige und Gastarbeiter

Papst Johannes Paul II. war es, der den damals 61-Jährigen zum Weihbischof Arabiens bestellte und später zum Apostolischen Vikar von Arabien und Jemen mit Sitz in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate (VAE) ernannte. Bei seinem Amtsantritt zählten sechs Länder zum Vikariat: Saudi-Arabien, Bahrain, VAE, Oman, Katar und Jemen. Auf die rund 3,1 Millionen Quadratkilometer seines Amtsbezirks kamen 1,3 Millionen Katholiken. Fast alle sind Ausländer, der Islam Staatsreligion. Hinders Gläubige sind Gastarbeiter. Sie kommen aus Indien, den Philippinen, aber auch dem Irak und Libanon.

Heute hat sich die Zahl der Katholiken mit 3,5 Millionen mehr als verdoppelt; auch die Zahl der Priester in der Seelsorge ist gestiegen. Der Besuch von Franziskus 2019 war der historische erste eines Papstes in der Region. Eine Nuntiatur in Abu Dhabi, neue Kirchen und Pfarren sind hinzugekommen, darunter die im Dezember 2021 eingeweihte Kathedrale „Unsere Liebe Frau von Arabien“ in Bahrain. 2011 teilte Papst Benedikt XVI. Arabien in ein nördliches und ein südliches Vikariat. Bischof Camillo Ballin übernahm den nördlichen Teil mit Kuwait, Bahrain, Saudi-Arabien und Katar. Als er im April 2020 starb, übernahm Hinder bis auf Weiteres auch wieder Nordarabien.

Großgebiet und Kleingemeinden

Homogen sind in dem Großgebiet weder die politischen Realitäten noch die Gemeinde. In Saudi-Arabien etwa, das die heiligsten Stätten des Islam beherbergt, ist der Bau von Kirchen ebenso verboten wie das öffentliche Zurschaustellen nicht-islamischer Religionen. Die Situation dort, heißt es auf der Webseite des Vikariats, "ähnelt derjenigen der frühen christlichen Gemeinschaften". In den Emiraten hingegen genießen Christen relative Freiheiten. Die Toleranz hat indes auch hier Grenzen. Missionieren etwa ist streng verboten.

Hinder übernahm sein Amt in schwierigen Zeiten. Die Anschläge des 11. September 2001 hatten das Verhältnis zwischen dem Westen und der islamischen Welt verschärft. Immer wieder betonte Hinder die spirituelle Nähe von Islam und Christentum. Der Schutz menschlichen Lebens und der Familie, die Überwindung von Armut und das Engagement für Gerechtigkeit und Frieden seien Anknüpfungspunkte.

Denen im Westen, die Angst vor dem Islam haben, hält Hinder gern den Spiegel vor. Seine These: Wer unsicher in der eigenen religiösen Praxis sei, lasse sich durch eine fremde Religion schneller verunsichern. Kritisch bewertete er in diesem Zusammenhang das Schweizer Minarettverbot und betont, dass am Dialog zwischen Christen und Muslimen kein Weg vorbeiführe.

(kap – mg)

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31. Oktober 2022, 14:15