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„Es tut uns gut, die Erinnerung an das Erlittene zu bewahren"

Besuch bei einer kleinen Diaspora-Kirche: Papst Franziskus hat am Mittwoch mit Katholiken aus ganz Kasachstan und auch aus umliegenden Ländern in Nur-Sultan, der kasachischen Hauptstadt, eine Messe gefeiert.

Auf dem Gelände der Weltausstellung von 2017 versuchte der Papst, der etwa 24 Stunden zuvor in dem zentralasiatischen Land eingetroffen war, der kleinen katholischen Gemeinschaft den Rücken zu stärken. Kasachstan zählt nur etwas mehr als 100.000 Katholiken, die über das ganze Land verteilt leben.

Weil viele Katholiken mit deutschen und polnischen Wurzeln Kasachstan seit seiner Unabhängigkeit Anfang der neunziger Jahre verlassen, ist die Kirche des Landes im Umbruch. Kasachisch, Russisch und das weltkirchliche Latein waren die Sprachen, die die Messfeier mit mehreren tausend Menschen in Nur-Sultan prägten.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Rückenstärkung für eine kleine Herde

In seiner Predigt forderte Franziskus zu Gottvertrauen auf und erinnerte an die schwierigen Momente, die die Kirche in kommunistischer Zeit in der damaligen Sowjetrepublik durchgemacht hat.

„Wie oft sind wir entmutigt und unduldsam in unseren Wüsten vertrocknet und haben das Ziel des Weges aus den Augen verloren! … Das sind die Momente der Müdigkeit und der Prüfung, in denen wir nicht mehr die Kraft haben, aufzublicken zu Gott; das sind die Situationen des persönlichen, kirchlichen und sozialen Lebens, in denen wir von der Schlange des Misstrauens gebissen werden…“

„Die Erinnerung an das Erlittene bewahren“

Er denke an die „atheistische Verfolgung“ und „religiöse Unterdrückung“, aber auch den „manchmal mühseligen Weg“ seit dem Sturz der Systeme, so der Papst.

„Es tut uns gut, die Erinnerung an das Erlittene zu bewahren. Bestimmte dunkle Begebenheiten streichen wir besser nicht aus unserem Gedächtnis, sonst könnten wir auf den Gedanken kommen, dass sie Schnee von gestern sind und dass der Weg des Guten ein für alle Mal vorgezeichnet ist. Nein, der Frieden ist nicht ein für alle Mal gewonnen, er muss jeden Tag neu errungen werden, ebenso wie das Zusammenleben verschiedener Ethnien und religiöser Traditionen, eine ganzheitliche Entwicklung und soziale Gerechtigkeit.“

„Vom Kreuz Christi lernen wir Liebe, nicht Hass“

Franziskus ermunterte die Katholiken Kasachstans dazu, „nach oben zu blicken“ und ihr Vertrauen auf den Gekreuzigten und Auferstandenen zu setzen.

„Wenn wir unseren Blick auf Jesus richten, können uns die Bisse des Bösen nichts mehr anhaben, denn er hat am Kreuz das Gift der Sünde und des Todes auf sich genommen und dessen zerstörerische Macht besiegt… Vom Kreuz Christi lernen wir Liebe, nicht Hass; lernen wir Mitgefühl, nicht Gleichgültigkeit; lernen wir Vergebung, nicht Rache. Die ausgebreiteten Arme Jesu sind die zärtliche Umarmung, mit der Gott unser Leben annehmen will. Und sie zeigen uns die Geschwisterlichkeit, die wir untereinander leben sollen.“

(vatican news – sk) 

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14. September 2022, 13:20