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Bei der Papstaudienz für die Mitglieder von Säkularinstituten im Vatikan Bei der Papstaudienz für die Mitglieder von Säkularinstituten im Vatikan 

Papst an Säkularinstitute: „Seid dort, wo Rechte missachtet werden“

„Entweder man evangelisiert mit seinem Leben, und das ist das Zeugnis, oder man ist nicht fähig zu evangelisieren“: mit diesen Worten hat sich Papst Franziskus an die Weltkonferenz der Säkularinstitute gerichtet. Das Kirchenoberhaupt empfing deren Mitglieder, die sich zur Generalversammlung der Weltkonferenz in Rom aufhielten, diesem Donnerstag im Vatikan.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Derzeit tagt in Rom die Generalversammlung der Weltkonferenz der Säkularinstitute. Sie seien gerufen, an den Freuden und Leiden der Menschen teilzuhaben, auch dort, wo Krieg die Völker spalte und die Menschenwürde verweigert werde, gab der Papst seinen Gästen mit. Säkularität sei das Herzstück ihrer Berufung, doch sei diese keinesfalls mit Weltlichkeit gleichzusetzen, betonte Papst Franziskus weiter. Vielmehr gehe es darum, inmitten der Menschen zu leben und ihre Schwierigkeiten, Freuden und Leiden zu teilen und zu verstehen, „mit dem Stil der Nähe, der auch der Stil Gottes ist“. Sie müssten die Fragen und Ängste der Menschen aufgreifen, um sie „mit dem Licht des Evangeliums zu erhellen“, so die Einladung des Kirchenoberhauptes:

„Wo Müdigkeit und Schmerz am größten sind, wo Rechte missachtet werden, wo Krieg die Völker spaltet, wo die Würde verweigert wird“

„Ihr seid aufgerufen, die ganze Unsicherheit des Provisorischen und die ganze Schönheit des Absoluten im gewöhnlichen Leben zu erfahren, auf den Straßen unter den Menschen, wo Müdigkeit und Schmerz am größten sind, wo Rechte missachtet werden, wo Krieg die Völker spaltet, wo die Würde verweigert wird.“

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Die Kraft des Gebets

Die Kraft und den Mut für diesen aufopferungsvollen Dienst fänden sie im Gebet und in der stillen Betrachtung Christi, sagte Papst Franziskus. Doch das Engagement seiner Gäste sei auch ein „Grenzberuf“, der „zuweilen mit der Diskretion der Zurückhaltung“ ausgebübt werde, einen Dienst, der teils nicht die ihm zustehende Anerkennung in den Pfarreien bekomme, gestand Franziskus ein. Diese „mangelnde Wertschätzung“ könne vielleicht sogar dazu geführt haben, sich zurückzuziehen oder den Dialog zu scheuen, was jedoch „nicht gut“ sei, betonte der Papst.

„Kirchliche Kontexte, die durch den Klerikalismus - der eine Perversion ist - blockiert sind, wo Eure Berufung von der Schönheit einer gesegneten Säkularität spricht“

Franziskus hob an dieser Stelle das positive Wirken der Säkularinstitute in klerikalen Strukturen hervor: „Euere Berufung ist eine Berufung, die Wege öffnet, Grenzwege, um nicht stehen zu bleiben. Ich denke an kirchliche Kontexte, die durch den Klerikalismus - der eine Perversion ist - blockiert sind, wo Eure Berufung von der Schönheit einer gesegneten Säkularität spricht, indem sie die Kirche für die Nähe zu jedem Mann und jeder Frau öffnet.“

Mit ihrem Wirken in Politik, Kultur und Gesellschaft, wo zuweilen die Einstellung vorherrsche, sich der „vorherrschenden Strömung“ oder der eigenen „Bequemlichkeit“ anzupassen, hätten sie die Kraft, für eine Änderung einzutreten und erinnerten daran, dass kein Schicksal ein Einzelschicksal darstelle, so der Papst.

„Die Kirche ist kein Labor, in dem man sich beruhigen und ausruhen kann. Die Kirche ist eine Mission“

„Liebe Freunde, werdet nicht müde, das Gesicht einer Kirche zu zeigen, die sich auf einer Reise mit allen neu entdecken muss, um die Welt mit all ihren Schwierigkeiten und Schönheiten aufzunehmen. Die Kirche ist kein Labor, in dem man sich beruhigen und ausruhen kann. Die Kirche ist eine Mission.“

Mit Mut weiter

Dieser Weg sei nur gemeinsam zu beschreiten, mit dem Mut, obsolete Gewohnheiten „aus den Angeln zu heben“ und „Muster zu durchbrechen, die die Verkündigung im Zaum halten“. Die Menschen könnten nicht mit „abstrakten Ideen“ erreicht werden, wiederholte der Papst spontan eine ihm teure Feststellung: „Niemand legt ein Zeugnis mit abstrakten Ideen ab. Nein. Entweder man evangelisiert mit seinem Leben, und das ist das Zeugnis, oder man ist nicht fähig zu evangelisieren.“

„Entweder man evangelisiert mit seinem Leben, und das ist das Zeugnis, oder man ist nicht fähig zu evangelisieren“

Er wolle sie ermutigen, die Säkularität in der Kirche mit Sanftmut und ohne Ansprüche, aber hartnäckig präsent zu machen, fuhr der Papst fort. Ihr Dienst solle „ein Dienst des Samens“ und des „Sauerteigs“ sein, der auch in den Ereignissen „sterben“ könne, um damit zu einer Veränderung aus dem Inneren heraus beitragen zu können. Doch dafür sei auch die Unterstützung der „Hirten der Kirche“ unerlässlich, mahnte Franziskus mit Blick auf seine eingangs getroffene Feststellung, dass der Dienst der Säkularinstitute zuweilen nicht die gebührende Beachtung finde.

„Werdet nicht müde, der Welt die Verkündigung des neuen Lebens, der universalen Geschwisterlichkeit und des dauerhaften Friedens zu bringen, die herrlichen Gaben des auferstandenen Herrn“, so die abschließende Einladung des Papstes.

(vatican news - cs)

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25. August 2022, 13:39