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Papst spricht in erster indigener Pfarrei Kanadas über Versöhnung

Versöhnung ist in der Kirche nur über das Kreuz möglich. Daran hat Papst Franziskus bei seinem Besuch in Kanadas ältester Indigenenpfarrei erinnert. Demütiger und Gedemütigte müssten gemeinsam „auf Jesus schauen, der in so vielen Schülern der Internatsschulen gekreuzigt wurde“, sagte der Papst am Montagabend vor Indigenen in der Heilig-Geist-Kirche in Edmonton.

Unter den Anwesenden waren Überlebende der berüchtigten kanadischen Internatsschulen und Ältere der First Nations. Einige von ihnen waren bereits Teil der Delegation gewesen, die im vergangenen April Papst Franziskus in Rom aufsuchte. Am Montagmittag hatte Franziskus bei seiner ersten Begegnung mit kanadischen Indigenen auf deren Territorium sie im Namen der Kirche „demütig um Vergebung" für das erlittene Unrecht gebeten. In dieser nun folgenden Begegnung ging er einen Schritt weiter und sprach über Versöhnung.

Franziskus in Edmonton
Franziskus in Edmonton

„Wenn wir uns untereinander und in uns selbst mit der Vergangenheit versöhnen wollen, mit erlittenem Unrecht und verletzten Erinnerungen, mit traumatischen Ereignissen, die kein menschlicher Trost heilen kann, müssen wir unseren Blick zum gekreuzigten Jesus erheben und den Frieden von seinem Altar erlangen“, so der Papst. Das Kreuz nämlich verwandle alles: den Schmerz in Liebe, den Tod in Leben, die Enttäuschung in Hoffnung, die Verlassenheit in Gemeinschaft, die Distanz in Einheit. Zugleich sei Versöhnung „nicht so sehr unser Werk“, sondern ein Geschenk, „eine Gnade, die erbeten werden muss“.

Zum Nachhören - was der Papst sagte

Verweltlichung führt nicht zu Versöhnung

Die katholische Kirche ist Franziskus zufolge ihrer Berufung, ein „lebendiger Leib der Versöhnung“ zu sein, nicht immer gerecht geworden. Der Papst sprach von einem „unauslöschlichen Schmerz“, den viele Menschen innerhalb kirchlicher Einrichtungen erfahren haben, und er benannte eine Ursache: Verletzungen wie jene in den indigenen Internatsschulen geschahen, „als die Gläubigen sich verweltlichen ließen und, anstatt die Versöhnung zu fördern, ihr kulturelles Modell aufgezwängt haben“, erklärte Franziskus. Denn genau das sei die weltliche Versuchung: Jesus „vom Kreuz herunterzuholen, um ihn mit Macht und äußerem Glanz kundzutun. Aber Jesus versöhnt am Kreuz, nicht indem er vom Kreuz herabsteigt.“

„Jesus versöhnt am Kreuz, nicht indem er vom Kreuz herabsteigt“

Die 1913 erbaute Herz-Jesu-Kirche der Ersten Völker ist eine der ältesten katholischen Kirchen in Edmonton. 1991 bestimmte Erzbischof Joseph MacNeil sie zur nationalen Gemeinde der First Nations, Métis und Inuit, der ersten ihrer Art in Kanada. Hier wird der katholische Glaube im Kontext der Kultur der Indigenen zum Ausdruck gebracht. Die Kirche beherbergt viele einzigartige Stücke sakraler Kunst aus der Hand von Indigenen.

(vatican news - gs)

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26. Juli 2022, 01:31