Suche

Wilton Littlechild bei der Begegnung mit Indigenen am Montag in Maskwacis Wilton Littlechild bei der Begegnung mit Indigenen am Montag in Maskwacis 

Papst in Kanada: „Seine Worte waren Worte der Heilung“

„Der Besuch des Papstes war ein Segen, seine Worte waren Worte der Heilung“, sagte Chief Wilton Littlechild, „Goldener Adler“ in der Sprache der Cree, gegenüber unserem Korrespondenten in Edmonton. Am Mikrofon von Radio Vatikan zog er eine erste Bilanz der Bußwallfahrt von Papst Franziskus nach Kanada. Die beiden Tage endeten mit einer Messe im Commonwealth Stadium in Edmonton und dem Wortgottesdienst am Lac St. Anne, am Mittwoch reiste der Papst dann weiter nach Québec.

An diesem Mittwochmorgen kanadischer Zeit wird Papst Franziskus Edmonton verlassen, um sich ins über 3.000 Kilometer entfernte Québec zu begeben. Eine Reise in der Reise: Knapp vier Stunden wird der Flug dauern, die Ankunft in Québec im Osten Kanadas ist für 21 Uhr MEZ geplant. Die Zeitverschiebung gegenüber der mitteleuropäischen Zeit beträgt dort sechs Stunden, nicht mehr acht Stunden wie im westlicher gelegenen Edmonton.

Im Fokus der vergangenen Tage standen ohne Zweifel die Begegnungen mit Indigenen, von der großen Begegnung am Pow-Wow Grounds von Maskwacis am Montagvormittag kanadischer Zeit, bis hin zur Teilnahme an der Wallfahrt zum Lac St. Anne an diesem Dienstagnachmittag (in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in der mitteleuropäischen Zeitzone). Die große Überschrift, die man über diese emotional wie physisch anstrengende erste Etappe der Papstreise setzten könnte, ist die große Bitte um Vergebung für die Vergehen von Kirchenangehörigen an den Indigenen, die Papst Franziskus direkt in seiner ersten Ansprache auf kanadischem Boden getätigt hat. Die politischen Autoritäten des Landes, sonst in der Regel erste Ansprechpartner bei Papstreisen ins Ausland, wird Franziskus erst an diesem Mittwoch treffen, sobald er in Québec angekommen ist.  

„Ich glaube, dass es wirklich ein sehr sehr wichtiger Schritt auf unserem Weg ist, den wir vor vielen Jahren begonnen haben und der uns auf die Straße der Versöhnung geführt hat“

Die Aufmerksamkeit des Papstes für die Belange der Indigenen und sein unbedingter Wille, zur Heilung und Versöhnung beizutragen, werden auch durch einflussreiche Vertreter der Indigenen gewürdigt. „Ich glaube, dass es wirklich ein sehr sehr wichtiger Schritt auf unserem Weg ist, den wir vor vielen Jahren begonnen haben und der uns auf die Straße der Versöhnung geführt hat“, betonte Chief Wilton Littlechild am Rand der großen Messe im Commonwealth Stadion in Edmonton gegenüber Radio Vatikan.

„Das wird der nächste Schritt nach diesem Besuch sein. Nun beginnt die Aufgabe, uns untereinander zu treffen, miteinander zu arbeiten und gemeinsam in Richtung Frieden und Gerechtigkeit zu schreiten. Und Versöhnung…“

„Der Besuch des Papstes ist ein Segen, ein wahrer Segen“

Was die Zunkunft betreffe, so denke man nun an die jungen Menschen, die neuen Generationen. Nicht wenige junge Indigene, die selbst nie in den Residential Schools gewesen sind, berichten von den Wunden und Schmerzen ihrer Eltern, die auch ihr Leben maßgeblich beeinflusst haben. Eine Bürde, die die Familien gemeinsam tragen. „Wir denken an die jungen Leute, die eine Zukunft voller Hoffnung wollen; ich hoffe, dass sie dank der Versöhnung die Möglichkeit einer Zukunft voller Hoffnung haben“, so Chief Littlechild. Dies entspreche auch dem, was die jungen Menschen selbst wollten, unterstrich er. Bei einer Umfrage unter jungen Menschen hätten 70 Prozent von ihnen geantwortet, dass sie davon überzeigt seien, dass die Versöhnung noch während ihres Lebens erreicht werden könne: „Der Besuch des Papstes ist ein Segen, ein wahrer Segen, besonders die Tatsache, dass er in mein Heimatterritorium gekommen ist: das habe ich mir nicht erwartet, und ich empfinde es als große Ehre. Seine Worte brachten Heilung für alle von uns.“

Chief Littlechild ist ein Führer der Cree, der selbst auf einer Residential School war; er arbeitet als Anwalt und war nicht nur Grand Chief der Indigenenvereinigung Treaty Six First Nations, sondern auch Mitglied des kanadischen Parlaments.

Treffen mit den Autoritäten

Die politischen und gesellschaftlichen Vertreter Kanadas wird Papst Franziskus nun auch offiziell an diesem Mittwoch treffen. Der Abflug aus Edmonton, der Hauptstadt des kanadischen Bundesstaates Alberta, ist für 9.00 Uhr morgens (17.00 Uhr MEZ) geplant, nach dem vierstündigen Flug wird er um 15.05 Uhr Ortszeit (21.05 Uhr MEZ) auf dem internationalen Flughafen von Québec, der zweitgrößten kanadischen Stadt nach Montreal, erwartet. Der Name Québecs, das zum UNESCO-Kulturerbe gehört, kommt aus einer indigenen Sprache und bedeutet „dort, wo der Fluss sich verengt“; besagter Fluss, der durch die Stadt fließt, heißt St. Lawrence.

Ansicht von Québec
Ansicht von Québec

Begrüßung durch die Generalgouverneurin

Dort wird Franziskus in der Zitadelle von Québec, der Residenz der Generalgouverneurin Kanadas, Mary May Simon, erwartet, wo auch die offizielle Begrüßungszeremonie stattfinden wird. Anschließend findet ein Treffen mit Premierminister Justin Trudeau, den Zivilbehörden, dem diplomatischen Corps und Vertretern der indigenen Völker statt. Nach seiner Ansprache wird Franziskus und in den 2 km entfernten Sitz des Erzbistums zurückkehren.

Kommende Veranstaltungen

Am Donnerstag wird der Papst um 10 Uhr Ortszeit (16 Uhr MEZ) eine Messe im Nationalheiligtum Sainte Anne de Beaupré feiern. Die Ursprünge der Kultstätte gehen auf das 17. Jahrhundert zurück; jährlich finden bis zu einer Million Gläubige ihren Weg dorthin. Es handelt sich um die älteste Wallfahrtskirche Nordamerikas. 1922 wurde sie durch ein Feuer zerstört, später wieder aufgebaut und 1967 neu geweiht. Bei dem Brand blieb die Statue der Heiligen Anna unversehrt. Es wird erzählt, dass einer der ersten Baumeister der Kirche im 17. Jahrhundert an Skoliose litt und nach Abschluss der Arbeiten wieder ohne Krücken gehen konnte.

Der zweite Termin des vierten Tages der Reise ist für 17.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) angesetzt, wenn der Papst in der Kathedrale Notre Dame gemeinsam mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Seminaristen und pastoralen Mitarbeitern die Vesper feiern wird. Hier wird der Papst auch das Grab des heiligen Franz von Laval besuchen, der am 22. Juni 1980 von Johannes Paul II. seliggesprochen wurde und den Papst Franziskus am 3. April 2014 ins Verzeichnis der Heiligen aufgenommen hatte. Auch die Reliquien anderer kanadischer Heiliger sollen bei dem Gebet ausgestellt werden.

Letzte Etappe: Iqualit

Am Freitag, den 29. Juli um 9.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ), wird der Papst mit Mitgliedern der Gesellschaft Jesu im Erzbistum Quebec privat zusammentreffen, wo er auch eine Delegation der indigenen Bevölkerung der französischsprachigen Provinz empfangen wird. DAbei handelt es sich um seine letzte Begegnung in Québec vor seiner Abreise nach Iqaluit am Nordpolarmeer. Dort wird er in einem privaten Treffen mit einigen Schülern der ehemaligen Internatsschulen für indigene Völker sprechen; unmittelbar danach findet ab 17.00 Uhr Ortszeit die öffentliche Veranstaltung mit Jugendlichen und älteren Menschen auf dem Vorplatz der örtlichen Grundschule statt. Zuletzt dann die live und ohne Kommentar übertragene Abschiedszeremonie auf dem Flughafen von Iqaluit, von dem aus der Papst um 18.45 Uhr Ortszeit (0.45 Uhr MEZ) nach Rom abfliegen wird. Am Flughafen Fiumicino wird der Papstflieger um 7.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit erwartet.

(vatican news - cs)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

27. Juli 2022, 12:38