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Die Teilnehmer an der Konferenz bei Papst Franziskus Die Teilnehmer an der Konferenz bei Papst Franziskus 

Papst: Mafia gewinnt, wenn Angst sich des Lebens bemächtigt

Es sind vor allem die Letzten, am Rand der Gesellschaft stehenden Menschen, die in die Fänge der Mafia geraten und als „moderne Sklaven“ für mafiöse wirtschaftliche Strukturen ausgebeutet werden. Das betonte Franziskus gegenüber den Teilnehmern an einer Tagung, die die Internationale Päpstliche Marianische Akademie aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des italienischen Anti-Mafia-Kriminalamtes DIA organisiert hat.

Franziskus sprach vor den rund 350 Teilnehmern an der Audienz die Mechanismen an, die zu einem Aufblühen mafiöser Strukturen führen – und dankte seinen Gästen für ihren delikaten und teils auch gefährlichen Einsatz im Kampf gegen die Mafia. Sie arbeiteten dafür, eine geschwisterliche und gerechte Gesellschaft zu fördern, in der eine Kultur der Legalität und Rücksicht auf Menschen und Umwelt herrschten, würdigte das Kirchenoberhaupt. Gegen die organisierte Kriminalität helfe nur, Strukturen zu schaffen, in denen der „Pakt unter den Generationen“ hochgehalten werde und der Wille bestehe, Gleichheit und Gerechtigkeit für alle walten zu lassen, so Franziskus.

Einzelinteressen, Korruption, Gier und Gewalt bildeten hingegen die „DNA“ mafiöser Organisationen: „Die Mafia gewinnt, wenn die Angst sich des Lebens bemächtigt. Dies ist der Grund dafür, dass sie (die Mafia) sich des Geistes und des Herzens bemächtigt und die Menschen von innen heraus ihrer Würde und Freiheit beraubt.“

Auch Kirche ist nicht gefeit

In dieser Gemengelage stellten sie einen „Lichtschimmer” dar, der für Wandel und ein Zeugnis der Freiheit stehe, hob der Papst die Anstrengungen seiner Gäste hervor, ohne Mängel auch der eigenen Organisation zu verschweigen. Auch hier gebe es, wie in der Gesellschaft, „Schattenbereiche“, in denen es an einer klaren Distanzierung von überholten und teils sogar unmoralischen Verhaltensweisen mangele.

Mafia bereichert sich dank der Ausgesonderten

Doch wenn es an Sicherheit und Legalität fehle, seien die ersten Opfer oft die Zerbrechlichsten, die „Letzten“ der Gesellschaft. Sie seien die „modernen Sklaven, auf denen die mafiöse Wirtschaft aufbaut; sie sind die Ausgesonderten, die sie benötigen, um das soziale Leben und die Umwelt zu verschmutzen,“ betonte Franziskus mit der Bitte an seine Besucher, diesen Menschen nahezustehen und so der Kriminalität entgegenzuwirken.

Es gelte, dem „kulturellen mafiösen Kolonialismus“ durch Bildung und Forschung entgegenzutreten, denn Fortschritt in den verschiedenen Bereichen der Gesellschaft, wie auch im Umweltbereich entstünden nicht durch „Korruption und Privilegien“, sondern in einem Umfeld, das durch „Freiheit, Ehrlichkeit und Solidarität“ geprägt sei. Denn das mafiöse Gedankengut schleiche sich nach Art einer kulturellen Kolonialisierung ein, bis es praktisch Teil der eigenen Kultur werde und unausweichlich scheine. Allerdings sei dies eine „Straße des Sklaventums“, während die Arbeit seiner Gäste gerade darin bestehe, eine solche zu verhindern, dankte Franziskus den Audienzteilnehmern noch einmal. 

Die Anti-Mafia-Direktion DIA ist am italienischen Innenministerium angesiedelt und bündelt Kräfte aus verschiedenen Polizeiorganisationen, um den Kampf gegen das organisierte Verbrechen im Land voranzutreiben. Sie wurde 1992 eingerichtet. Die Internationale Päpstliche Marianische Akademie hat aus Anlass des Jahrestages eine Tagung organisiert.

(vatican news - cs)

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23. Juni 2022, 12:26