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Papst Franziskus bei der Audienz für die Mitglieder der Vereinigung Anima im Vatikan Papst Franziskus bei der Audienz für die Mitglieder der Vereinigung Anima im Vatikan 

Papst: Wirtschaft muss im Dienst des Lebens stehen

Um eine menschenwürdigere Zukunft zu schaffen, ist es nötig, dass „die Wirtschaft freier von der Macht des Finanzwesens“ und „kreativer bei der Suche nach nachhaltigeren Produktionsformen“ werde, sagte Papst Franziskus an diesem Montag vor einer Abordnung von kleinen und mittelständischen Unternehmern im Vatikan. Trotz anfänglicher positiver Reaktionen nach der Finanzkrise von 2007/2008 werde die Welt immer noch nach veralteten Kriterien regiert, so die Klage des Kirchenoberhauptes.

Die regionalen Kriege, insbesondere aber der Krieg in der Ukraine, machten deutlich, dass diejenigen, die die Geschicke der Völker lenkten, „die Lektion aus den Tragödien des 20. Jahrhunderts“ immer noch nicht gelernt hätten, betonte Franziskus vor den Mitgliedern der vor 20 Jahren gegründeten Vereinigung „Anima“ (zu deutsch:„Seele“), die sich aus Wirtschaftsleuten aus der Region Latium zusammensetzt, die wirtschaftliches Handeln mit Ethik und sozialem Engagement verbunden wissen wollen.  

Mit Blick auf das Gemeinwohl sei es dringend notwendig, dass „sich Politik und Wirtschaft im ständigen Dialog miteinander entschieden in den Dienst des Lebens stellen“, betonte Franziskus mit Verweis auf seine Enzyklika Laudato si'. Entscheidende Anstöße in diese Richtung hätte eigentlich die große Finanzkrise von 2007 und 2008 geben müssen, doch es scheine, dass trotz der positiven ersten Reaktionen die Welt weiter nach „veralteten Kriterien“ regiert werde, so der Papst:

„Ganz zu schweigen von der geopolitisch-militärischen Sphäre, wo verschiedene regionale Kriege und insbesondere der derzeitige Krieg in der Ukraine zeigen, dass diejenigen, die die Geschicke der Völker lenken, die Lektion der Tragödien des 20. Jahrhunderts noch nicht gelernt haben.“

„Wenn wir nämlich wollen, dass die Welt der Zukunft bewohnbar und menschenwürdig ist, muss die Wirtschaft freier von der Macht des Finanzwesens und kreativer bei der Suche nach Produktionsformen sein, die sich an einer ganzheitlichen Ökologie orientieren“

Der Papst äußerte in diesem Zusammenhang Verständnis für die Herausforderung, vor der Unternehmer stünden, die nicht nur Arbeitsplätze zu entwickeln und zu schaffen hätten, sondern gleichzeitig auch „ethische Werte und soziale Verantwortung“ respektierten. Dabei gelte es festzuhalten, dass „soziale und ethische Kriterien“ keinesfalls einen Hemmschuh bildeten, der die „Freiheit und wirtschaftliche Kreativität“ einschränke. „In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall, oder zumindest kann es so sein. Wenn wir nämlich wollen, dass die Welt der Zukunft bewohnbar und menschenwürdig ist, muss die Wirtschaft freier von der Macht des Finanzwesens und kreativer bei der Suche nach Produktionsformen sein, die sich an einer ganzheitlichen Ökologie orientieren“, betonte Franziskus und fuhr fort: „Damit die Wirtschaft konkret und nicht flüssig oder gasförmig ist, was eine Gefahr des Finanzwesens sein kann." 

Die Globalisierung müsse derart „gesteuert" werden, dass das „Globale nicht auf Kosten des Lokalen" gehe, sondern „die beiden Dimensionen in einer fruchtbaren Verbindung stehen", unterstrich der Papst.

Ein Netzwerk für eine bessere Wirtschaft

Dabei komme den kleineren Unternehmern eine wichtige Rolle zu, die auch angesichts des „Riesen Goliat“ der „finanziellen und technokratischen Macht“ keinesfalls gering zu schätzen sei, verwandte sich Franziskus gegen vorauseilenden Pessimismus.

„Ich denke und erhoffe mir, dass der Aufbau einer neuen Wirtschaft, die die Menschenwürde und die Umwelt respektiert, von unten beginnen kann und muss. Wie wir wissen, hat dies bereits von unten nach oben begonnen: Überall auf der Welt gibt es viele Erfahrungen mit ethischen und nachhaltigen Unternehmen, die den Weg weisen“, betonte der Papst, der dazu riet, die „Kommunikation und den Austausch“ zwischen diesen einzelnen Erfahrungen zu fördern, „damit ein Netzwerk entsteht, das in der Lage ist, auf immer breiterer Ebene Wirkung zu entfalten“.

Doch auch die „Seelen“ der Unternehmer selbst nahm sich Franziskus in seiner Ansprache vor. Denn als „Bischof“ wolle er ihnen einen Rat mit auf den Weg geben, so der Papst zu seinen Besuchern:

„Wenn Sie in der Geschäftswelt eine ,Seele‘ sein wollen, vergessen Sie nicht, sich um Ihre eigene Seele zu kümmern, die von Gott kommt. Und dafür müssen Sie der Versuchung des Aktivismus widerstehen und Zeit zum Nachdenken, zum Nachdenken und zur Kontemplation finden.“ Hierbei könne die Vereinigung mit ihren Vorschlägen nützlich sein, doch vor allem gelte es, sich selbst innerlich vom „Guten, Schönen und Wahren“ bewegen zu lassen. Dass dies möglich sei, zeigten die Besipiele von italienischen Unternehmen, die nicht nur erfolgreich Profit generiert hätten, sondern dank ihres „erleuchteten Gewissens“ auch die Qualität ihres Lebens und ihrer Arbeit gesteigert hätten. 

„Und wenn jemand nicht betet oder nicht beten kann oder nicht beten will oder nicht weiß, wie er beten soll, dann soll er mir wenigstens gute Gedanken und gute "Wellen" schicken“

Er bitte sie um ihr Gebet, denn das „brauche“ er, betonte Franziskus abschließend. Und auch wenn jemand nicht für ihn beten könne oder wolle, dann solle er ihm wenigstens „gute Gedanken“ schicken, so der Papst, bevor er sich von seinen Besuchern verabschiedete.

(vatican news - cs)

 

 

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14. März 2022, 13:33