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Kardinal Fernando Filoni Kardinal Fernando Filoni 

„Tage großen Leidens für Benedikt und die Kirche“

Der italienische Kurienkardinal Fernando Filoni hat die „hohe moralische und intellektuelle Ehrlichkeit“ des emeritierten Papstes Benedikt XVI. (2005-13) gewürdigt. In einem Beitrag für die Vatikanzeitung L’Osservatore Romano schreibt der 75-Jährige von „Tagen großen Leidens für Benedikt XVI. und die Kirche“.

Filoni, ein früherer hochrangiger Mitarbeiter im vatikanischen Staatssekretariat, berichtet in dem Aufsatz, ihm sei „der Wille Benedikts XVI., die Frage der Pädophilie mit Entschlossenheit anzugehen“, bei seiner Arbeit im Vatikan „immer klar gewesen“.

Heute fehle es nicht an Menschen, die sich über den emeritierten Papst ereiferten. „Das sollen sie ruhig tun, aber ich kann bezeugen, dass ich nie auch nur ansatzweise erlebt habe, dass er etwas vertuscht oder heruntergespielt hätte.“

„Spürbare Sensibilität für die Opfer“

Benedikt habe sich immer durch „eine spürbare Sensibilität für die Opfer“ ausgezeichnet. Bei Begegnungen mit Betroffenen von Missbrauch auf seinen Auslandsreisen habe er darauf geachtet, dass „die Identität der Opfer, für die er tiefen Respekt empfand, geschützt wurde“. Darum hätten diese Begegnungen immer abseits der Fernsehkameras stattgefunden.

Wichtig sei dem Papst bei den Begegnungen, an denen in der Regel auch Filoni teilnahm, gewesen, „dass das nicht nur eine Art Audienz war, sondern ein richtiggehendes Gebetstreffen“, dass es also eine „spirituelle Dimension“ dabei gab. Benedikt habe bei diesen Gelegenheiten „die Demut eines Kirchenmannes gezeigt, der sich nie hätte vorstellen können, dass es zu so furchtbaren Handlungen kommen konnte“.

„Es gab eine Bitte um Vergebung von Seiten der ganzen Kirche Gottes“

„Bei jedem dieser Treffen hab es einen wirklich menschlichen und geistlichen Sinn. Die Brüder und Schwestern, die in der Regel tief bewegt waren, vertraute er Gott an; es gab eine Bitte um Vergebung von Seiten der ganzen Kirche Gottes und ein Versprechen Benedikts XVI.‘, Barmherzigkeit mit Gerechtigkeit zu verbinden. Was er durch zahlreiche neue Normen dann auch umgesetzt hat. Das ist der Benedikt XVI., den ich aus der Nähe erlebt habe.“

Filoni, ein früherer päpstlicher Nuntius – unter anderem im Irak –, wurde 2007 von Benedikt XVI. zum Substituten im vatikanischen Staatssekretariat ernannt. 2011 machte ihn Benedikt zum Präfekten der Missionskongregation. Mittlerweile ist Filoni emeritiert, hat aber noch ein Amt: Er ist Großmeister der Grabesritter.

Bischof Oster
Bischof Oster

Auch Bischof Oster verteidigt Benedikt

Derweil hat auch der Passauer Bischof den emeritierten Papst verteidigt. Auf seiner Internetseite kritisierte Bischof Stefan Oster auch den Umgang der Medien mit Benedikt. „Ich sehe den oder die Fehler, ich sehe den alten Mann und ich sehe seine Lebensleistung (auch in der innerkirchlichen Bekämpfung von sexuellem Missbrauch!) - und meine sachlich begründete Wertschätzung für ihn bleibt dadurch unverändert.“

Das Münchner Missbrauchs-Gutachten, das kürzlich veröffentlicht wurde, habe zur Zeit Joseph Ratzingers als Erzbischof von München (1977-82) inhaltlich wenig Neues erbracht. Die Medien hätten daraus eine „groß gemachte Geschichte“ gestrickt. Oster wörtlich: „Wenn Sie und ich einen Menschen auch persönlich gern haben - und sehen, dass ein Fehler passiert ist, für den er Verantwortung hat …, würden wir dann öffentlich den Stab über ihn brechen? So wie es weite Teile der inner- und außerkirchlichen Öffentlichkeit jetzt tun?“

Er könne nicht erkennen, dass Benedikt Missbrauch habe vertuschen wollen, so Bischof Oster. Der emeritierte Papst stammt aus dem Bistum Passau; er wurde 1927 in Marktl am Inn geboren.

(vatican news – sk)

- aktualisiert um 13.30 uhr - 

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29. Januar 2022, 22:50