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Papst Franziskus: Habt keine Angst vor der Stille!

In seiner vierten Katechese zum heiligen Josef hat Papst Franziskus dazu eingeladen, mit dem Ziehvater Jesu die kontemplative Dimension des Lebens zu entdecken, die sich in der Stille auftut. Gerade in unserer schnelllebigen und hektischen Zeit sei es wichtig, sich manchmal „lieber auf die Zunge zu beißen“, bevor man etwas Dummes sage, das andere verletzt, betonte der Papst bei seiner Generalaudienz an diesem Mittwoch.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

„Die Evangelien überliefern kein einziges Wort aus dem Mund Josefs von Nazareth. Nichts - er hat nie gesprochen! Das bedeutet aber nicht, dass er wortkarg gewesen wäre, nein, es gibt einen tieferen Grund. Durch sein Schweigen bestätigt Josef das, was der heilige Augustinus wie folgt formulierte: Wenn das Wort Gottes wächst, werden die Menschenworte weniger,“ leitete der Papst seine Ansprache in der vorweihnachtlich geschmückten Audienzhalle ein.

Das Schweigen gibt dem Wort Gottes Raum

Das Schweigen des Josef sei also keine Leere und Passivität gewesen, sondern ein Ausdruck tiefer Innerlichkeit. Josef habe geschwiegen, weil er ein Hörender und gerade so auch ein Mann des Wortes gewesen sei: einer, dessen Schweigen dem Wort Gottes Raum gebe.

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Die Angst vor der Stille

„Wie schön wäre es, wenn auch uns gelänge, dem Beispiel des heiligen Josef folgend wieder zu dieser kontemplativen Dimension des Lebens zu finden, die sich gerade in der Stille auftut“, betonte Franziskus. „Aber wir alle wissen aus Erfahrung, dass das nicht leicht ist: Die Stille macht uns ein bisschen Angst, weil sie uns auffordert, in uns zu gehen und uns der Wahrheit unseres Lebens zu stellen. Viele Menschen haben Angst vor der Stille - sie müssen immer reden, reden, reden, Radio oder Fernsehen hören, die Stille aber können sie nicht ertragen, weil sie Angst haben.“

Dabei sei das Schweigen doch gerade deshalb wichtig, weil das Wort Gottes oft Gefahr laufe, in den Tausenden von Stimmen unterzugehen, die in der Hektik des Alltags in uns laut würden. Und auch unser Sprechen brauche das Moment der Stille, sonst könne es schnell oberflächlich oder gar zu einer gefährlichen Waffe werden.

„Die Erfahrung hat gezeigt, dass – wie es im Buch Jesus Sirach heißt – "viele gefallen sind durch ein scharfes Schwert, noch mehr aber durch die Zunge". Jesus hat gesagt: Wer schlecht über seinen Bruder oder seine Schwester spricht, wer seinen Nächsten verleumdet, der ist ein Mörder.“

Wenn Worte töten können...

Deshalb müssten wir von Josef lernen, die Stille zu kultivieren: den Raum der Innerlichkeit, in dem wir dem Geist die Gelegenheit geben, uns zu regenerieren, zu trösten und zu korrigieren.

„Schauen wir doch mal in unser Inneres: Oft tun wir eine Arbeit, und kaum sind wir fertig, greifen wir zum Handy. Wir stehen ständig unter Strom, und das ist nicht hilfreich,“ warnte Franziskus. „Das lässt uns in die Oberflächlichkeit abrutschen. Die Tiefe des Herzens wächst durch das Schweigen - Schweigen, das Raum lässt für Weisheit, für das Nachdenken und für den Heiligen Geist. Haben wir keine Angst vor Momenten der Stille! Haben wir keine Angst! Es wird uns gut tun!“

(vaticannews - skr)

 

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15. Dezember 2021, 11:27

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