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Papst Franziskus beim Mittagsgebet am 7. November 2021 Papst Franziskus beim Mittagsgebet am 7. November 2021 

Papst: „Den Glauben nicht eigenen Interessen unterordnen!“

Papst Franziskus hat davor gewarnt, den Glauben zu missbrauchen, um eigene Interessen zu verfolgen. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz lud er vielmehr dazu ein, sich die arme Witwe aus dem Tagesevangelium zum Vorbild zu nehmen, die ohne Aufsehen und in Gottvertrauen ihren Glauben lebe.

Christine Seuss - Vatikanstadt

Wie üblich ging der Papst bei seinen Überlegungen von der Tagesliturgie aus. Im Markusevangelium wird beschrieben, wie die Schriftgelehrten sicherstellen, bei ihren Gebeten und ihrem Schaffen beobachtet zu werden, um Ehrfurcht zu erwecken – während eine arme Witwe, unbemerkt von den anderen, das Wenige, was sie zum Leben besaß in den Opferstock des Tempels gab.

Hier der Beitrag zum Mittagsgebet im Audio

„Jesus schaut sich die beiden Szenen an. Und es ist genau dieses Verb – ,sehen‘ -, das seine Lehre zusammenfasst: Vor denen, die den Glauben mit Doppelzüngigkeit leben, wie die Schriftgelehrten, müssen wir uns ,vorsehen‘, um nicht wie sie zu werden; während wir die Witwe ,ansehen‘ müssen, um sie als Vorbild zu nehmen.“ Es gelte, sich vor einem Leben zu hüten, das auf flüchtigen Äußerlichkeiten aufbaue, betonte Franziskus: „Und vor allem sollten wir darauf achten, dass wir den Glauben nicht unseren eigenen Interessen unterordnen. Diese Schriftgelehrten deckten unter dem Namen Gottes ihre eigene Prahlerei und, was noch schlimmer war, sie benutzten die Religion, um ihre Geschäfte zu machen, missbrauchten ihre Autorität und beuteten die Armen aus.“

„Nutze niemals deine Stellung aus, um andere zu erdrücken, verdiene niemals zu Lasten der Schwächsten!“

Dies erlebe man auch heute noch an vielen Orten, so Franziskus, der in diesem Zusammenhang insbesondere den Klerikalismus geißelte: „Das über den Demütigen stehen, sie ausbeuten, knüppeln, sich perfekt fühlen. Das ist das Übel des Klerikalismus. Es ist eine Warnung für alle Zeiten und für jeden, für die Kirche und für die Gesellschaft: Nutze niemals deine Stellung aus, um andere zu erdrücken, verdiene niemals zu Lasten der Schwächsten!“

Ordensfrauen beim Mittagsgebet am Petersplatz
Ordensfrauen beim Mittagsgebet am Petersplatz

In diesem Zusammenhang lud Franziskus zu einer Gewissensprüfung ein. Man müsse sich fragen, ob man sein Handeln an der Anerkennung der anderen ausrichte – oder ob es darum gehe, „Gott und den Nächsten“, und dabei vor allem „den Schwächsten“ einen Dienst zu erweisen: „Hüten wir uns vor den Unwahrheiten des Herzens, vor der Scheinheiligkeit, die eine gefährliche Krankheit der Seele ist!“, so die Aufforderung des Papstes.

„Ihre Münzen klingen schöner als die großen Opfergaben der Reichen“

Als Gegenmittel zu dieser Krankheit stelle Jesus die arme Witwe vor. Ihr Beispiel verdeutliche, wie wichtig es sei, „das Heilige von seiner Bindung an das Geld zu befreien“. Gleichzeitig lobe Jesus die Tatsache, dass die arme Frau in völligem Gottvertrauen alles, was sie besitzt, in den Opferstock gebe: „Jesus schlägt sie als Lehrmeisterin des Glaubens vor: Sie geht nicht in den Tempel, um ihr Gewissen zu beruhigen, sie betet nicht, um gesehen zu werden, sie stellt ihren Glauben nicht zur Schau, sondern gibt von Herzen, mit Großzügigkeit und Unentgeltlichkeit. Ihre Münzen klingen schöner als die großen Opfergaben der Reichen, denn sie drücken ein Leben aus, das Gott aufrichtig gewidmet ist, einen Glauben, der nicht von Äußerlichkeiten lebt, sondern von bedingungslosem Vertrauen.“ Diese Art von innerlich aufrichtigem „Glauben ohne äußeres Drumherum“ müsste ein Vorbild für alle sein, schloss Franziskus seine Katechese vor dem Angelus.

(vatican news)

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07. November 2021, 12:48