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Angelus: Die Katechese des Papstes im Wortlaut

Lesen Sie hier die Katechese des Papstes in einer Arbeitsübersetzung von Radio Vatikan. Die offizielle Übersetzung finden Sie in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Die beiden Gleichnisse, die uns das Evangelium an diesem Sonntag vorlegt, ziehen ihre Inspiration gerade aus dem gewöhnlichen Alltagsleben und offenbaren den aufmerksamen Blick Jesu, der die Wirklichkeit betrachtet und uns durch kleine Alltagsbilder das Fenster zum Geheimnis Gottes und zu den menschlichen Belangen öffnet. Jesus sprach auf eine gut verständliche Weise, er sprach mit Bildern von der Realität, vom täglichen Leben. So lehrt er uns, dass auch die alltäglichen Dinge, die uns manchmal eintönig erscheinen und denen wir uns nur nebenbei und mit Mühe widmen, von der verborgenen Gegenwart Gottes erfüllt sind, also eine Bedeutung haben. Auch wir brauchen also einen aufmerksamen Blick, damit wir „Gott in allen Dingen suchen und finden können“.

Jesus vergleicht das Reich Gottes, also seine Gegenwart, die dem Herzen der Dinge und der Welt innewohnt, mit einem Senfkorn: also dem kleinsten aller Samenkörner, die es gibt. Es ist unheimlich klein. Und dennoch, einmal in die Erde gesät, wächst es und wird der größte Baum (vgl. Mk 4,31-32). Das ist die Art und Weise, wie Gott wirkt. Manchmal hindert uns der Lärm dieser Welt, die Hektik unserer Tage daran, innezuhalten und zu sehen, wie der Herr die Geschichte lenkt. Und doch – so versichert uns das Evangelium –: Gott ist am Werk, wie ein kleines, gutes Samenkorn, das leise und langsam aufkeimt und aus dem nach und nach ein üppiger Baum wird, der allen Leben und Schatten schenkt. Auch der Same unserer guten Werke mag manchmal nichtig erscheinen; doch alles, was gut ist, gehört Gott und trägt deshalb auch demütig und langsam Frucht. Vergessen wir nicht, dass das Gute immer auf bescheidene, verborgene, ja oft unsichtbare Weise wächst!

Liebe Brüder und Schwestern, mit diesem Gleichnis will uns Jesus Vertrauen einflößen. Es gibt schließlich viele Situationen im Leben, in denen man sich nur allzu leicht entmutigen lässt, wenn man die Schwäche des Guten und die scheinbare Stärke des Bösen sieht. Oft lassen wir uns von Hoffnungslosigkeit lähmen, wenn wir sehen, dass die Ergebnisse trotz all unserer Bemühungen ausbleiben und scheinbar keine Änderung in Sicht ist. Das Evangelium fordert uns auf, einen neuen Blick auf uns selbst und auf die Wirklichkeit zu werfen; es fordert uns auf, unseren Blick zu weiten und über die Dinge – vor allem über den Schein – hinauszusehen, damit wir die Gegenwart Gottes entdecken, der als demütige Liebe immer auf dem Acker unseres Leben und der Geschichte am Werk ist. Darin liegt unsere Zuversicht, das ist es, was uns die Kraft gibt, jeden Tag mit Geduld voran zu gehen und das Gute zu säen, das Frucht tragen wird. Wie wichtig ist diese Einstellung, um auch die Pandemie gut hinter uns lassen! Wir müssen das Gottvertrauen haben, uns in Gottes Hand zu wissen und uns gleichzeitig alle dazu verpflichten, wieder aufzubauen und neu zu beginnen, mit Geduld und Beharrlichkeit.

Auch in der Kirche kann es passieren, dass das Unkraut der Zwietracht Wurzeln schlägt, besonders wenn wir die Glaubenskrise und das Scheitern verschiedener Projekte und Initiativen miterleben. Aber wir dürfen nie vergessen, dass die Ergebnisse der Saat nicht von unseren Fähigkeiten abhängen, sondern vom Handeln Gottes. Uns kommt die Aufgabe zu, zu säen, mit Liebe, mit Einsatz und mit Geduld zu säen. Die Kraft des Samens aber ist göttlich. Jesus erklärt es uns im anderen Gleichnis dieses Sonntags: Der Bauer sät den Samen und merkt nicht, wie er Frucht bringt, denn es ist der Same selbst, der spontan wächst, bei Tag und bei Nacht, wenn er es am wenigsten erwartet (vgl. V. 26-29). Mit Gott gibt es selbst beim trockensten Boden noch Hoffnung auf neue Triebe.

Die allerseligste Jungfrau Maria, demütige Dienerin des Herrn, möge uns lehren, die Größe Gottes zu sehen, der in den kleinen Dingen wirkt. Sie helfe uns, der Versuchung zu widerstehen, uns entmutigen zu lassen. Vertrauen wir jeden Tag auf Gott.

(vaticannews - skr)


 

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13. Juni 2021, 12:58