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Papst: Nach Pandemie globaler Entwicklungsplan notwendig

Franziskus hat zu einem solidarischeren Entwicklungsmodell aufgerufen. Die Welt könne nach der Covid-Krise nicht so weitermachen wie bisher, schreibt er in einem Brief an die Weltbankgruppe und den Internationalen Währungsfonds. Darin fordert er erneut globale Impfgerechtigkeit und einen Schuldennachlass.

Der Brief des Papstes ist auf Ostersonntag, 4. April, datiert. Der Vatikan veröffentlichte das Schreiben aber an diesem Donnerstag anlässlich der Frühjahrstagung der beiden Einrichtungen.

Es gibt kein Zurück

Die Covid-19-Pandemie habe zu einer „Reihe schwerwiegender und miteinander verbundener sozioökonomischer, ökologischer und politischer Krisen“ geführt, hält Papst Franziskus in dem Schreiben fest. Beim Umgang mit den Pandemie-Folgen brauche es „neue, inklusivere und nachhaltigere Lösungen“, um Wirtschaft, Gemeinschaften und Individuen zu unterstützen. Dafür müsse man zu einem neuen Entwicklungsmodell übergehen, macht der Papst deutlich: „Der Begriff der Erholung kann sich nicht mit einer Rückkehr zu einem ungleichen und nicht nachhaltigen Modell des wirtschaftlichen und sozialen Lebens begnügen, in dem eine winzige Minderheit der Weltbevölkerung die Hälfte des Reichtums besitzt.“

„Neue, inklusivere und nachhaltigere Lösungen“

Menschen am Rande der Gesellschaft seien von der Finanzwelt „faktisch ausgeschlossen“, kritisiert der Papst, der zum Aufbau einer besseren, menschlicheren und solidarischeren Welt aufruft. Es brauche „neue und kreative Formen der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Teilhabe“, greift Franziskus Gedanken seiner jüngsten Enzyklika „Fratelli tutti" auf. Die „Stimme der Armen“ müsse gehört werden und sie beim Aufbau einer gemeinsamen Zukunft mit einbezogen werden.

Globaler Entwicklungsplan notwendig

Vertrauen sei auch Grundstein finanzieller Beziehungen, wendet Franziskus sich an die Finanz- und Wirtschaftsexperten, es brauche dafür eine „Kultur der Begegnung“, in der Brücken gebaut und „langfristig inklusive Projekte ins Auge gefasst“ würden. Statt individueller Wiederaufbaupläne brauche es jetzt einen „globalen Plan“, der alle Völker voranbringen kann, so der Papst. Und er ermuntert dazu, in dieser Vision ein Netzwerk internationaler Beziehungen aufzubauen, bestehende Institutionen in diesem Sinne zu „regenerieren“ und wenn nötig dafür auch „neue Institutionen“ zu schaffen.

Ärmere und weniger entwickelte Nationen müssten mehr Entscheidungsmacht erhalten und Zugang zum internationalen Markt, wird Franziskus konkret. Auch müsse die Schuldenlast der ärmsten Nationen, die durch die Pandemie noch verschärft wurde, „deutlich reduziert“ werden. Dies könne einen „Zugang zu Impfstoffen, Gesundheit, Bildung und Arbeitsplätzen“ ermöglichen.

Klimagerechtigkeit

Der Papst kommt dann auf das Thema Umwelt- und Klimagerechtigkeit zu sprechen. Hinsichtlich „ökologischer Schulden“ sei der globale Norden dem Süden etwas schuldig, gibt er zu bedenken: „Wir stehen nämlich in der Schuld der Natur selbst sowie der Menschen und Länder, die von der durch den Menschen verursachten ökologischen Degradation und dem Verlust der biologischen Vielfalt betroffen sind.“ Die Finanzindustrie müsse hier „agile Mechanismen zur Berechnung dieser ökologischen Schuld entwickeln“, appelliert der Papst, die die entwickelten Länder dann begleichen könnten – etwa, indem sie ärmere Länder auf ihrem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung durch Kostenübernahmen konkret unterstützten.

„In der Schuld der Natur selbst sowie der Menschen und Länder, die von der durch den Menschen verursachten ökologischen Degradation und dem Verlust der biologischen Vielfalt betroffen sind“

Das universelle Gemeinwohl müsse „Ziel und Zweck“ allen wirtschaftlichen Lebens sein, erinnert Franziskus in seinem Brief grundsätzlich. Es brauche ein Denken und Handeln „in Begriffen der Gemeinschaft“ und Engagement gegen die „strukturellen Ursachen der Armut und Ungleichheit“.

Ziel aller Wirtschaft muss Gemeinwohl sein

Daraus folge, „dass öffentliches Geld niemals vom Gemeinwohl abgekoppelt werden darf“. Auch sollten die Finanzmärkte „durch Gesetze und Vorschriften“ im Zeichen des Gemeinwohls reguliert werden. Die Geldwirtschaft müsse – „anstatt nur spekulativ zu sein oder sich selbst zu finanzieren“ - für gesellschaftliche Ziele arbeiten, schärft der Papst ein. Dies sei im Zusammenhang mit dem aktuellen globalen Gesundheitsnotstand umso dringlicher, knüpft er an. Seine jüngste Weihnachtsbotschaft aufgreifend erneuert Franziskus hier seinen Appell an die Verantwortlichen in den Regierungen, Unternehmen und internationalen Organisationen, sich gemeinsam für die Bereitstellung von Impfstoffen für alle einzusetzen, insbesondere für die Schwächsten und Bedürftigsten (vgl. Urbi et Orbi-Botschaft 2020), und diese gerecht zu finanzieren.

Er wünsche der Frühjahrstagung der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds, dass die Beratungen „viele Früchte für die Unterscheidung weiser Lösungen für eine inklusivere und nachhaltigere Zukunft tragen werden: eine Zukunft, in der die Finanzen im Dienst des Gemeinwohls stehen, in der die Schwachen und die Ausgegrenzten in den Mittelpunkt gestellt werden und in der die Erde, unser gemeinsames Haus, gut gepflegt wird.“

Hintergrund

Die Weltbankgruppe ist eine multinationale Entwicklungsbank. Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Ihre Aufgaben sind etwa die Vergabe von Krediten an Länder ohne ausreichende Währungsreserven, die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und die Überwachung der Geldpolitik.

(vatican news – pr)
 

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08. April 2021, 13:07