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Die Angelus-Katechese am Neujahrstag im Wortlaut

Wir dokumentieren an dieser Stelle eine Arbeitsübersetzung der Katechese von Papst Franziskus beim Angelusgebet zum Jahresbeginn. Die offizielle Übersetzung mit den spontanen Einschüben des Papstes finden Sie in Kürze auf www.vatican.va.

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Wir beginnen das neue Jahr, indem wir uns unter den mütterlichen und liebevollen Blick Marias stellen, die die Liturgie heute als „Mutter Gottes“ feiert. Auf diese Weise setzen wir die Wanderschaft auf den Wegen der Zeit fort und vertrauen unsere Ängste und Sorgen derjenigen an, die alles vermag. Maria blickt mit mütterlicher Zärtlichkeit auf uns – so, wie sie auf ihren Sohn Jesus geblickt hat. Der beruhigende und tröstende Blick der Heiligen Jungfrau ist eine Ermutigung, dafür zu sorgen, dass diese Zeit, die uns vom Herrn geschenkt ist, unserem menschlichen und spirituellen Wachstum dient als eine Zeit, um Hass und Spaltung zu mildern und zu beseitigen; uns alle mehr als Geschwister zu empfinden; um aufzubauen und nicht zu zerstören; eine Zeit, um füreinander und für die Schöpfung Sorge zu tragen.

Und gerade dieser Sorge für den Nächsten und für die Schöpfung ist auch das Thema des Weltfriedenstages gewidmet, den wir heute feiern: Die Kultur der Achtsamkeit als Weg zum Frieden. Die schmerzhaften Ereignisse, die den Weg der Menschheit im vergangenen Jahr geprägt haben, insbesondere die Pandemie, lehren uns, wie notwendig es ist, sich die Probleme anderer zu Herzen zu nehmen und ihre Sorgen zu teilen. Diese Haltung stellt den Weg dar, der zum Frieden führt, weil sie den Aufbau einer auf geschwisterliche Beziehungen gegründeten Gesellschaft fördert. Jeder von uns, Männer und Frauen dieser Zeit, ist gerufen, an jedem Tag und in jedem Lebensumfeld den Frieden zu verwirklichen, indem er seinen Brüdern und Schwestern, die eines Wort des Trostes, einer Geste der Zärtlichkeit, der Solidarität bedürften, die Hand reicht.

Frieden lässt sich aufbauen, wenn wir beginnen, mit uns selbst und mit denen, die uns nahestehen, in Frieden zu sein und die Hindernisse und Hürden zu beseitigen, die verhindern, dass wir für jene Sorge tragen, die in Not und Elend leben. Es geht darum, eine Mentalität und eine Kultur der „Achtsamkeit“ zu entwickeln, um die Gleichgültigkeit, die Ablehnung, den Abstand und die Rivalität, die leider vorherrschen, zu überwinden. Frieden ist nicht nur Abwesenheit von Krieg, sondern ein sinnerfülltes Leben, das auf persönliche Erfüllung und Verwirklichung und geschwisterlichen Austausch und Teilen mit anderen gegründet und in diesen gelebt wird. Dann wird dieser Frieden, der so sehr herbeigesehnt und stets durch Gewalt, Egoismus und Bosheit gefährdet wird, möglich und erreichbar sein.

Die Jungfrau Maria, die den „Fürsten des Friedens“ zur Welt gebracht hat (Jes 9,6), erwerbe uns vom Himmel das kostbare Gut des Friedens, das man allein mit menschlichen Kräften nicht erreichen kann. Der Frieden ist vor allem ein Geschenk Gottes; er wird durch unablässiges Gebet erfleht, durch geduldigen und respektvollen Dialog aufrechterhalten und durch eine Zusammenarbeit aufgebaut, die offen ist für Wahrheit und Gerechtigkeit und auf die legitimen Wünsche und Bestrebungen von Individuen und Völkern achtet. Es ist mein Wunsch, dass Frieden in den Herzen der Menschen und in den Familien herrsche; am Arbeitsplatz und in der Freizeit; in Gemeinschaften und Nationen.

An der Schwelle dieses Anfangs, dieses Neubeginns, wünsche ich allen von Herzen ein glückliches, friedvolles und frohes Jahr 2021. Möge es für alle ein Jahr der geschwisterlichen Solidarität und des Friedens sein; ein Jahr voller zuversichtlicher Erwartung und Hoffnungen, das wir dem himmlischen Schutz Mariens, der Mutter Gottes und unserer Mutter, anvertrauen.

(vaticannews - skr)

 

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01. Januar 2021, 13:00