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Papst Franziskus mit Seminaristen Papst Franziskus mit Seminaristen 

Dossier: Franziskus und der Zölibat

Sollte der Zölibat zumindest in sehr entlegenen Regionen Amazoniens aufgehoben werden, um auch in isolierten Gemeinden einen häufigeren Gottesdienst möglich zu machen? Die Amazonien-Bischofssynode hat sich im vergangenen Oktober vorsichtig dafür ausgesprochen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Eine Entscheidung von Papst Franziskus steht dazu noch aus; dennoch ist die Zölibatsdebatte losgebrochen. Wie denkt der erste lateinamerikanische Papst der Geschichte über die priesterliche Ehelosigkeit?

Wer eine Antwort auf diese Frage sucht, wird bald fündig. „Ich persönlich meine, dass der Zölibat ein Geschenk für die Kirche ist“, sagte Franziskus zu Journalisten bei einer fliegenden Pressekonferenz vor einem Jahr (auf dem Rückflug von Panama, 27.1.19). Und er fand lobende Worte für den Mut seines Vorgängers Paul VI.‘, der „in einer schwierigeren Zeit als dieser, die Jahre um 1968/70 herum“, am Zölibatsgesetz festgehalten habe.

„Meine Entscheidung ist: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat, nein“

Mit dem Vorschlag, den Zölibat von einer Verpflichtung zu einer Option zu machen, sei er „nicht einverstanden“, fuhr Franziskus fort. „Nur für die entlegensten Orte bliebe manche Möglichkeit – ich denke an die Pazifikinseln…“ Er finde zwar Vorschläge zu einem optionalen Zölibat, wie sie innerkirchlich immer wieder gemacht würden, „interessant“ („das ist etwas, das unter Theologen diskutiert wird“). Aber für ihn selbst scheint die Sache klar.

„Meine Entscheidung ist: kein optionaler Zölibat vor dem Diakonat, nein. Das ist meine persönliche Einstellung, ich werde es nicht tun, das bleibt klar. Bin ich hier ein ‚verschlossener‘ Typ? Vielleicht. Aber ich verspüre nicht den Mut, mich mit dieser Entscheidung vor Gott zu stellen.“

Nur seltene Äußerungen

Man wirft diesem Papst immer wieder mal vor, er drücke sich nicht klar aus. Im Fall Zölibat kann man diesen Vorwurf allerdings nicht erheben.

Dabei fällt etwas ganz anderes auf – nämlich, dass sich Franziskus nur sehr selten zum Thema Zölibat äußert. In einem ausführlichen Brief an Priester vom 4. August 2019 kommt das Wort noch nicht einmal vor – stattdessen aber der Dank, dass „Ihr ohne jedes Aufheben alles verlasst, um Euch im täglichen Leben Eurer Gemeinschaften einzusetzen“. Eine Stichwortsuche auf der Vatikan-Homepage führt bei Franziskus nur zu wenigen und nicht sehr aussagekräftigen Treffern.

Bergoglio glaubte nicht an eine Aufhebung des Zölibats

In seiner Zeit als Kardinal-Erzbischof von Buenos Aires wollte der heutige Papst im Gespräch mit Journalisten keine Vorhersage treffen, ob die Kirche einmal den Pflichtzölibat aufheben würde. „Aber gesetzt den Fall, die Kirche entschließt sich, diese Norm zu revidieren, dann, glaube ich, wird sie es nicht wegen des Priestermangels tun“ (in: Mein Leben, mein Weg, El Jesuita, Freiburg 2013, S. 106). Eigentlich konnte sich Kardinal Bergoglio nur eine regionale Lockerung des Zölibatsgesetzes „wegen eines kulturellen Problems an einem bestimmten Ort“ vorstellen, „aber nicht für alle gültig und nicht als persönliche Option“.

Denn er war damals „persönlich überzeugt davon“, dass der Zölibat „bleiben wird“. Und bezweifelte, dass seine Aufhebung zu einem Mehr an Priesterberufungen führen würde. Mit Pädophilie habe der Zölibat schlechterdings nichts zu tun: „Wenn es einen pädophilen Priester gibt, dann hatte er diese Perversion schon in sich, bevor er zum Priester geweiht wurde“ (ebd., S. 107).

„Priester geraten in Situationen, in denen sie sich verlieben, und das ist normal“

Als erster Papst hat sich Franziskus (privat, aber durchaus öffentlichkeitswirksam) mit Priestern getroffen, die ihr Amt aufgegeben haben, um zu heiraten. „Priester geraten in Situationen, in denen sie sich verlieben, und das ist normal“ (S. 108), sagte er als Kardinal. Wenn das mehr sei als vorübergehende „Begeisterung“ oder sexuelle Attraktion, dann solle der Betreffende „sein Priestertum und sein Leben neu überprüfen“. „Dann geht er zum Bischof und informiert ihn… Und er bittet darum, den priesterlichen Dienst verlassen zu dürfen.“

Er selbst habe als Bischof vielen Priestern, die am Zölibat gescheitert waren, zum Umstieg in ein anderes Leben verholfen, so der heutige Papst. „Wenn er sich seiner Entscheidung sicher ist, dann helfe ich ihm auch, eine Arbeit zu finden“ (S. 109); mit einer Dispens aus dem Vatikan könne der Betreffende dann auch „das Sakrament der Ehe empfangen“. Ein solcher Neuanfang sei allemal besser als ein „Doppelleben“.

Treffen sich zwei Priester...

Typisch Franziskus, dass er in Sachen Zölibat auch noch einen Witz auf Lager hat. Treffen sich zwei Priester, und einer fragt den anderen: „Wird ein neues Konzil den Pflichtzölibat aufheben?“ Antwort des Gefragten: „Ich meine ja.“ Kommentar des Fragenden: „In jedem Fall werden das nicht mehr wir erleben, sondern unsere Kinder.“ (Vgl. ebd., S. 183)

(vatican news)
 

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17. Januar 2020, 09:38