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Franziskus würdigt Frauen als Mittlerinnen des Friedens

Frauen sind Mittlerinnen des Friedens und müssen deshalb im Sinn einer friedlichen Zukunft an Entscheidungsprozessen beteiligt werden. Dazu hat Papst Franziskus am Neujahrstag bei seiner Predigt zum Hochfest der Muttergottes Maria aufgerufen. Zugleich verurteilte er Gewalt gegen Frauen und den Umgang mit schwangeren Migrantinnen in reichen Ländern.

Am Neujahrstag, sieben Tage nach Weihnachten, feiert die Kirche die „Hochzeit zwischen Gott und Mensch“, sagte der Papst. „Im Schoß einer Frau haben sich Gott und die Menschheit verbunden, um sich nie mehr zu trennen.“ Von Maria sei „das Heil ausgegangen, und folglich gibt es ohne die Frau kein Heil“. Wer sein Handeln menschlich gestalten wolle, müsse also „wieder auf die Frau schauen“, so Franziskus.

In klaren Worten verurteilte der Papst verschiedene weit verbreitete Formen von Gewalt gegen die weibliche Hälfte der Menschheit. Frauen seien Quellen des Lebens, dennoch „werden sie ständig beleidigt, geschlagen, vergewaltigt, dazu gebracht, sich zu prostituieren“ oder abzutreiben. „Jede Gewalt an der Frau ist eine Schändung Gottes, der von einer Frau geboren wurde“, stellte der Papst klar.

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Auch Pornografie reihte Franziskus in die Formen der Gewalt gegen Frauen ein, ebenso wie die ausbeuterische Zurschaustellung des weiblichen Körpers „auf den profanen Altären der Werbung, des Gewinns“. Der Papst kritisierte darüber hinaus die Haltung der reichen westlichen Gesellschaften gegenüber schwangeren Migrantinnen. „Es gibt Mütter, die beschwerliche Reisen riskieren, um verzweifelt zu versuchen, der Frucht des Leibes eine bessere Zukunft zu geben; sie werden für überschüssig gehalten von Menschen, deren Bauch voll ist, jedoch mit Dingen, und deren Herz leer an Liebe ist.“

„Die Frau zeigt, dass der Sinn des Lebens nicht darin besteht, immer weiter etwas zu produzieren, sondern für das, was da ist, Sorge zu tragen“

Franziskus lenkte den Blick auf die gestalterische, schützende und friedensstiftende Kraft der Frauen. „Die Frau zeigt, dass der Sinn des Lebens nicht darin besteht, immer weiter etwas zu produzieren, sondern für das, was da ist, Sorge zu tragen“, erklärte der Papst. Deshalb müsse allen, die eine bessere, friedlichere Welt wollen, die Würde jeder Frau am Herzen liegen. „Die Frau ist Spenderin und Mittlerin des Friedens und muss an den Entscheidungsprozessen voll beteiligt werden“, führte Franziskus aus. „Denn wenn die Frauen ihre Gaben weitergeben können, dann ist die Welt geeinter und friedvoller.“

„Geboren von einer Frau“, so das Leitmotiv der Papstpredigt, das bedeute doch, dass Gott mit Maria, einer Frau, „die Revolution der Zärtlichkeit eingeleitet“ habe. Genau diese Revolution der Zärtlichkeit sei die Kirche, nicht nur nach Weihnachten, gerufen fortzuführen: „Sie sieht Maria als Mutter und fühlt sich gerufen, jeden Menschen als Sohn oder Tochter anzunehmen.“ Nach dem Vorbild der Gottesmutter sollten alle Getauften „nach innen sehen“ und die „Person jenseits ihrer Fehler“ wahrnehmen. Nur wer auf diese Art „mit dem Herzen“ schaue, sehe Gott in allem.

„Wir verstehen die Kirche jedoch nicht, wenn wir sie von Strukturen, Programmen und Strömungen her betrachten“

In einer Passage, die aus deutscher Sicht wie ein päpstlicher Kommentar auf katholische Bewegungen wie „Maria 2.0“ und „Maria 1.0“ wirken mag, hob Franziskus zum Hochfest der Gottesmutter auch die Einheit stiftende Kraft Marias in der Kirche hervor. „Wenn sie sich Maria nähert, findet die Kirche sich selbst wieder, sie findet ihre Mitte und Einheit wieder“, so der Papst. „Der Feind der menschlichen Natur, der Teufel, versucht hingegen, sie zu spalten, indem er die Unterschiede, die Ideologien, die einseitigen Überlegungen und Parteien in den Vordergrund stellt. Wir verstehen die Kirche jedoch nicht, wenn wir sie von Strukturen, Programmen und Strömungen her betrachten: Wir werden etwas von ihr begreifen, aber nicht mit dem Herzen. Denn die Kirche hat das Herz einer Mutter.”

Die Sternsingerkinder beim Papst

Bei der Heiligen Messe am Neujahrstag mit dem Papst im Petersdom wirkten Sternsinger auch aus Ländern deutscher Sprache mit, die die Gaben zum Altar brachten. Diese Tradition besteht seit inzwischen 16 Jahren. Unter den Sternsingergruppen aus sieben europäischen Ländern war eine Gruppe aus der burgenländischen Pfarrei Ollersdorf in Österreich und eine weitere aus der Pfarrei Christus unser Friede in Herzogenrath-Kohlscheid im deutschen Bistum Aachen.

Die katholische Kirche begeht den 1. Januar als Hochfest der Gottesmutter Maria und seit 1968 zugleich als Weltfriedenstag. Aus diesem Anlass richten die Päpste seit Paul VI. jährlich eine Friedensbotschaft an die Welt. Franziskus setzte in diesem Jahr den Schwerpunkt auf die internationale Politik, die er zum unbedingten Dialog anhielt. Der Vatikan veröffentlichte die Papstbotschaft mit dem Titel „Der Frieden als Weg der Hoffnung - Dialog, Versöhnung und ökologische Umkehr“ Mitte Dezember.

Am Silvesterabend hatte Franziskus ein feierliches Dankgebet zum Jahresabschluss in der vatikanischen Basilika gehalten, an dem auch Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi teilnahm. In seiner Silvesterpredigt rief der Papst Kirche und Gesellschaft zu mehr Solidarität auf. „Zäune und eine alte Logik der Gegensätzlichkeiten“ müssten überwunden werden; alle müssten sich gemeinsam für mehr Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Frieden einsetzen, so das Kirchenoberhaupt.

(vatican news/kap – gs)

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01. Januar 2020, 11:18