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Die italienische Jesuitenzeitschrift La Civilta cattolica Die italienische Jesuitenzeitschrift La Civilta cattolica 

Papst an Jesuiten: Auf die Kultur der Gleichgültigkeit reagieren

Bei seiner Reise nach Bukarest hat Papst Franziskus am 31. Mai auch Jesuiten getroffen, sich den Fragen von Mitgliedern seines Ordens gestellt. Der Inhalt des nichtöffentlichen Gesprächs wurde an diesem Donnerstag in der italienischen Jesuiten-Zeitschrift „La Civilta Cattolica“ veröffentlicht.

Silvia Kritzenberger - Vatikanstadt

Zunächst ging der Papst auf die Frage der Jesuiten ein, wie man sich in schwierigen Zeiten verhalten, mit Kritik umgehen solle. Man müsse sich vor allem in Geduld üben, so der Rat des Papstes. Schon der heilige Peter Faber, Gefährte des Ignatius von Loyola und Mitbegründer des Jesuitenordens, habe erkannt, dass es wichtig sei, „zuerst dem Herrn im Gebet nahe sein und dann dem Volk Gottes, um dessen Wunden zu heilen.“ Den Spannungen in der Kirche, die heute so verwundet sei, müsse man mit Sanftmut begegnen, unterstrich Franziskus. Es sei nicht die Zeit, zu diskutieren und auf Angriffe zu reagieren. Stattdessen solle man es lieber Jesus gleichtun, der zu den gegen ihn erhobenen Anschuldigungen geschwiegen habe, so der Rat des Papstes. In Zeiten der Verfolgung müsse man das Kreuz umarmen.

Der Trost des Gebets und des Gottesvolkes

Trost finde man vor allem im Gebet und beim Volk Gottes, führte Franziskus weiter aus. Vor allem bei den Alten und Kranken, aber auch bei den jungen Menschen, die „rastlos sind und ein wahres Zeugnis suchen.“

Gleichgültigkeit: „die modernste Form des Heidentums“

Danach ging der Papst auf ein weit verbreitetes Phänomen unserer Zeit ein: die Gleichgültigkeit. Für Franziskus eine der „großen Versuchungen der Gegenwart, die modernste Form des Heidentums.“ In der Gleichgültigkeit sei nämlich „alles auf das Ich ausgerichtet“. Als Beispiel führte Franziskus ein Foto aus dem „L'Osservatore Romano“ an, das den Titel „Gleichgültigkeit“ trägt. Darauf sei eine gut gekleidete Frau abgebildet, der eine Bettlerin die Hand entgegenstreckt. Aber die elegante Dame nehme sie gar nicht war, schaue einfach weg. „Dort, wo alles ruhig und flach ist, wo man nicht auf die Geschichte reagiert, wo man weder lacht noch weint“, gebe es „keine Horizonte“, warnte Franziskus. 

Die Frage der kirchlichen Ehegerichtsbarkeit...

Auf die Frage der kirchlichen Ehegerichtsbarkeit angesprochen, räumte Franziskus Engpässe ein. Trotz des von ihm eingeführten Schnellverfahrens für Ehenichtigkeitsverfahren funktionierten mancherorts die zuständigen Diözesangerichte nicht. Auch gebe es zu wenige Tribunale, und manchmal sei es um der Kinder willen sogar besser, wenn Ehepartner sich trennten.

Laut „Civilta Cattolica“ widersprach Franziskus dabei erneut der Darstellung, er habe die Familiensynode 2014 und 2015 einberufen, „um den Geschiedenen die Kommunion zu geben“. Sein nachsynodales Schreiben „Amoris laetitia“ spreche vielmehr von einer „Integration der Geschiedenen“, die ihnen gegebenenfalls auch die Möglichkeit des Sakramentenempfangs eröffne. Dabei handle es sich um die „klassischste Morallehre“ des Kirchenlehrers Thomas von Aquin.

Skeptisch äußerte sich Franziskus gegenüber klaren Ja-Nein-Entscheidungen der scholastischen Kasuistik. In Problemen der Ehemoral müsse man von der Kasuistik, die uns irreführt, Abstand nehmen. Es wäre manchmal leichter, zu sagen „Man darf oder man darf nicht“, oder auch „Mach weiter, kein Problem; stattdessen müsse man die Eheleute begleiten. Diözesangerichte seien wichtig, aber die Prozesse müssten kurz sein, betonte der Papst.

(kna/vaticannews)
 

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13. Juni 2019, 16:14