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Kardinal Ouellet hat die Gruppe zum Papst begleitet Kardinal Ouellet hat die Gruppe zum Papst begleitet 

Papst Franziskus: Wir brauchen eine neue Politik

Katholische Politik ist nicht gleichbedeutend mit der Zugehörigkeit zu einer katholischen Partei, sondern besteht darin, unabhängig von der parteilichen Zugehörigkeit soziale Freundschaft zu fördern, um damit das Gemeinwohl zu stärken. Das sagte Papst Franziskus an diesem Montag bei einer Audienz für die Teilnehmer eines Seminars für aufstrebende katholische Führungskräfte in Lateinamerika.

Wer Politik aus einem christlichen Geist heraus betreibe, sei niemals allein, sondern habe in Jesus und seiner Gemeinschaft starke Verbündete zur Seite, betonte Franziskus. Dieses Bewusstsein schütze ihn davor, sich allein und damit auch hilflos in die Wirren und Herausforderungen der Politik zu stürzen und dabei Gefahr zu laufen, manipuliert zu werden.

Zum Nachhören

Politik - eine Berufung zum Dienst

„Politik ist nicht die bloße Kunst des Managements von Macht, Ressourcen oder Krisen. Politik ist nicht nur die Suche nach Effizienz, Strategie und organisiertem Handeln. Politik ist eine Berufung zum Dienst, die die soziale Freundschaft zur Erzeugung des Gemeinwohls fördert. Nur auf diese Weise kann die Politik den Menschen helfen, selbst zu Protagonisten ihrer Geschichte zu werden und zu verhindern, dass die sogenannten ,herrschenden Klassen‘ glauben, alles allein entscheiden können.“

„Alles für das Volk, aber nichts mit dem Volk?“

Überspitzt könnte man auch das liberale Motto umformulieren: „Alles für das Volk, aber nichts mit dem Volk“, scherzte Papst Franziskus. Politik dürfe nicht auf Techniken, menschliche Ressourcen oder Dialog- und Überzeugungsgabe reduziert werden. Sie sei aufgefordert, angesichts des aktuellen „Zeitenwechsels“ neue Wege für einen politischen Prozess zu suchen, der am besten vorwärts führt, ermunterte der Papst die aufstrebenden Führungspersönlichkeiten. Zu den Herausforderungen, die gleichzeitig Teil der Lösung seien, gehörten die drei Gruppen Frauen, Jugendliche und Bedürftige.

„Wenn wir uns nicht in einem Meer leerer Worte verlieren wollen, sollten wir immer auf die Gesichter von Frauen, Jugendlichen und Armen schauen. Betrachten wir sie als Protagonisten des Wandels und nicht als bloße Objekte der Unterstützung.“ 

„Ein wirksames Mittel, um unsere zerbrechlichen Demokratien zu säubern“

In Lateinamerika sei ein verstärkter Einsatz von Katholiken für eine Politik erforderlich, die echte Alternativen biete, betonte Franziskus. „Politik, die vom Evangelium der Menschen in Bewegung inspiriert ist, ist ein wirksames Mittel, um unsere zerbrechlichen Demokratien zu säubern und den Raum zu öffnen, um neue repräsentative Instanzen, die aus dem Volk kommen, zu erfinden.“

Dabei sei es nicht zwingend nötig, eine katholische monolithische Partei zu haben – vielmehr müsse daran gearbeitet werden, mit einer katholischen Geisteshaltung den vielstimmigen Chor der Politik zu bereichern. In dieser Hinsicht würdigte der Papst die Initiative „Akademie für Katholische Führungspersönlichkeiten“, die mittlerweile in vielen lateinamerikanischen Ländern präsent ist: „Ich bin froh, dass ihr versucht, dem Evangelium treu zu sein, in parteilicher Hinsicht pluralistisch und in Gemeinschaft mit euren Hirten.“

Der Papst empfing die Gruppe zu Abschluss eines vom 24. Februar bis 4. März 2019 im Vatikan abgehaltenen Seminars zur Soziallehre der Kirche. Das Seminar, das zur Ausbildung von 26 jungen katholischen Führungskräften aus verschiedenen Kulturen und Berufen gehört, ist Teil eines Postgraduiertenstudiums in Kirchlicher Soziallehre, das von der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika (CAL) und der Lateinamerikanischen Akademie für Katholische Führungskräfte in Zusammenarbeit mit dem lateinamerikanischen Bischofsrat CELAM und der Konrad-Adenauer-Stiftung organisiert wird.

(vatican news - cs)

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04. März 2019, 14:01