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Gruppenbild mit Papst: Franziskus empfängt europäische Jesuiten in Ausbildung Gruppenbild mit Papst: Franziskus empfängt europäische Jesuiten in Ausbildung 

Franziskus an junge Jesuiten: „Brüder, wir brauchen Kreativität!

Papst Franziskus hat junge Jesuiten zu Kreativität im Umgang mit Menschen in schwierigen Situationen wie Arbeitslosigkeit aufgefordert. Er empfing sie am Mittwoch in Audienz. In einem mit scherzhaften Tönen durchzogenen Gespräch redete Franziskus auch über das Finanzwesen, das er als „grausam“ bezeichnete, weil es abstrakt, „gasförmig“ daherkomme und den Menschen aus dem Mittelpunkt verdränge.

Ein junger Jesuit fragte seinen Mitbruder, den Papst, wie man als Priester mit dem Thema Arbeitslosigkeit umgehen solle, wo er selbst als Ordensmann niemals von diesem Problem betroffen sein werde. „Das ist vielleicht eines der schärfsten und schmerzhaftesten Probleme für Jugendliche, weil es ins Herz der Person geht“, antwortete Franziskus. Arbeitslosigkeit kratze an der Würde.

Als Grund für die wachsende Jugendarbeitslosigkeit machte Franziskus eine „Neuaufstellung der Weltwirtschaft“ aus, „wo die Wirtschaft, die konkret ist, ihren Platz an das Finanzwesen abtritt.“ Das Finanzwesen allerdings sei „grausam: es ist nicht konkret, es ist abstrakt. Dort spielt man mit einem kollektiven Bild, das nicht konkret ist, sondern flüssig oder gasförmig“. Im Mittelpunkt des Finanzwesens stehe nicht der Mensch, sondern das Finanzwesen selbst. „Das ist, denke ich, die große Sünde gegen die Würde der Person heute: sie von ihrem Platz in der Mitte zu verdrängen.“

„Es braucht menschlichen Erfindungsgeist, man muss sich die Hände schmutzig machen“

Zum Beleg zitierte der Papst eine Managerin des Internationalen Währungsfonds, die ihm letztes Jahr anvertraut habe, dass sie erfolgreich in einen „Dialog zwischen Wirtschaft, Humanismus und Spiritualität“ eingetreten sei und dasselbe mit dem Finanzwesen versucht habe, dabei aber gescheitert sei. „Die Wirtschaft kann sich der sozialen Marktwirtschaft öffnen, wie das Johannes Paul II. gefordert hatte“, sagte der Papst mit den Worten der Währungsfondsmanagerin; „aber das Finanzwesen ist dazu nicht in der Lage, weil man es nicht zu fassen kriegt: es ist ,gasförmig´. So entstehen Leerstellen in der Arbeit.“

Hier zum Hören:

Arbeitslosigkeit schädige Jugendliche besonders schwer, fuhr der Papst fort. Er erwähnte Suizide, Drogensucht und Anfälligkeit für Extremismus. Wie man nun als junger Ordensmann einen Gleichaltrigen ohne Job verstehen und begleiten könne? „Brüder, wir brauchen Kreativität! Einen kreativen Mut“, sagte der Papst. „Das Problem hat eine Lösung, aber man muss sie finden, es braucht das prophetische Wort, es braucht menschlichen Erfindungsgeist, man muss sich die Hände schmutzig machen.“

 

Kleiner Scherz des Papstes: „So lerne ich von euren Häresien“

 

Wie er das bei allen anderen Gästen auch tut, bat der Papst die jungen Jesuiten, für ihn zu beten. Die Arbeit als Papst sei „nicht einfach“, schob er nach, doch „üblicherweise ist es lustig“, auch wenn das „vielleicht wie eine Häresie klingt“; daraufhin lud er dazu ein, die verbleibende Zeit noch zu nutzen für eine Frage, „so lerne ich von euren Häresien“.

Die Audienz für europäische Jesuiten in Ausbildung fand am Mittwoch statt. Am Dienstag, den 31. Juli, Fest des Heiligen Ordensgründers Ignatius von Loyola, hatte Franziskus seine Mitbrüder am Sitz des Jesuitenordens besucht.

(Vatican News - gs)

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02. August 2018, 12:01