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Osternacht: „Das leere Grab will herausfordern, aufrütteln, Fragen stellen“

Verstummt, verwirrt, gelähmt: Das ist die Stimmung der Jünger, in die hinein „die Steine schreien“ und von der Auferstehung künden. In seiner Predigt während der Osternacht sprach Papst Franziskus vom Glauben daran, dass Gott ins Leben einbricht und die Lähmungen des Lebens herausfordert.

P. Bernd Hagenkord - Vatikanstadt

Ostern beginnt nicht mit Triumph, sondern mit der Einsicht in die eigene Schwäche: der Papst sprach von der Last der Stille angesichts des Todes des Herrn, eine Stille, die auch in der Liturgie aufgegriffen wird.

Angesichts des Kreuzes bleiben wir ohne Worte, wie der Jünger aus dem Evangelium der Osternacht, der angesichts des durch den Tod Jesu hervorgerufenen Schmerzes verstummt. „Was soll man in Anbetracht dieser Wirklichkeit sagen?“, fragte der Papst.  „Angesichts der Ungerechtigkeit, die den Meister verurteilt hat, waren die Jünger still; angesichts der Verleumdungen und der falschen Zeugenaussagen, die der Meister erleiden musste, haben die Jünger geschwiegen. Während der schwierigen und schmerzhaften Stunden der Passion haben die Jünger auf dramatische Weise ihre Unfähigkeit erfahren, für den Meister etwas zu riskieren und zu seinen Gunsten zu sprechen; schlimmer noch, sie haben ihn verleugnet, sie haben sich versteckt, sie sind geflüchtet, sie waren still (vgl. Joh 18,25-27).“

„Während der schwierigen und schmerzhaften Stunden der Passion haben die Jünger auf dramatische Weise ihre Unfähigkeit erfahren, für den Meister etwas zu riskieren“

Auf die Stille folge die Lähmung und Erstarrung, ihnen wird damals wie heute aufgezwungen, dass man angesichts der vielen Ungerechtigkeiten nichts tun könne.

Auf die Stille folge auch die Verwirrung des Jüngers, der mit der Parole „Man hat es immer schon so gemacht“ vertröstet in einer Routine lebt, welche seine Hoffnung zum Schweigen bringt. Für den Jünger werden die Worte des Kajaphas normal, „Ihr bedenkt nicht, dass es besser für euch ist, wenn ein einziger Mensch stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht“ (Joh 11,50).

 

„Man hat es immer schon so gemacht“

 

Genau hier, inmitten all des Schweigens, begännen die Steine zu schreien, so Papst Franziskus: „‘Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden‘ (Mt 28,6). Der Stein vor dem Grab schrie, und mit seinem Schrei verkündete er allen einen neuen Weg. … Der Stein vor dem Grab war der Erste, der aufsprang und auf seine Weise einen Gesang des Lobes und der Begeisterung, der Freude und der Hoffnung anstimmte, an dem wir alle teilhaben dürfen.“

 

Das Schreien der Steine und die Worte des Engels, „Fürchtet euch nicht“, wolle alle Überzeugungen und Gewissheiten treffen. „Das leere Grab will herausfordern, aufrütteln, Fragen stellen, aber vor allem will es uns ermuntern, zu glauben und die Zuversicht zu haben, dass Gott in jegliche Situation, in jede Person „eintritt“ und dass sein Licht in die unberechenbarsten und verschlossensten Winkel unserer Existenz vordringen kann.“

 

Der Grund der Hoffnung für Handlungen der Liebe

 

Die Botschaft von der Auferstehung sei der Grund der Hoffnung, die sich dann in Handlungen der Liebe umsetze. „Wie sehr tut es uns not, dass unser Glaube erneuert wird, dass unsere kurzsichtigen Horizonte in Frage gestellt und von dieser Verkündigung erneuert werden! Er ist auferstanden und mit ihm ersteht unsere schöpferische Hoffnung, um uns den gegenwärtigen Problemen zu stellen, weil wir wissen, dass wir nicht allein sind.“

Ostern zu feiern bedeute, zu glauben, dass Gott nie aufhöre, in die Geschichte der Menschen „einzubrechen“, indem er unsere Determinismen herausfordere, fasste der Papst seine Gedanken zusammen. „Ostern feiern bedeutet zuzulassen, dass Jesus jene kleinmütige Haltung überwindet, die uns oftmals belagert und versucht, jede Art der Hoffnung zu begraben.“

„Ostern feiern bedeutet zuzulassen, dass Jesus jene kleinmütige Haltung überwindet, die uns oftmals belagert und versucht, jede Art der Hoffnung zu begraben.“

Und die Botschaft von damals richte sich auch an die Christen heute, „eine Einladung, mit eintönigen Angewohnheiten zu brechen, unser Leben, unsere Entscheidungen und unsere Existenz zu erneuern. Eine Einladung, die dorthin ergeht, wo wir uns befinden, in dem, was wir tun und sind; mit dem „Machtanteil“, den wir haben. Wollen wir an dieser Verkündigung des Lebens teilhaben oder werden wir angesichts der Ereignisse stumm bleiben? … . Er ist nicht hier, er ist auferstanden! Und er erwartet dich in Galiläa, er lädt dich ein, um dir zu sagen: „Fürchte dich nicht, folge mir nach“.“

 

Taufen in Sankt Peter

 

Während der Osternacht taufte und firmte der Papst acht Erwachsene, darunter Christen aus Nigeria, Italien und den USA.

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31. März 2018, 22:00