Studie: Klosterleben gleicht Unterschiede bei Lebenserwartung aus
Ob ein Mönch nun einen Doktortitel hat oder kaum lesen kann, ändert seine Lebenserwartung nicht. Dies stellt die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in einer Studie fest, die im Fachjournal ,Journal of Health and Social Behavior' veröffentlicht wurde. In der Studie wurden Daten von Mönchen aus Klöstern analysiert, die zwischen 1840 und 1959 geboren wurden. Diese Daten wurden anschließend mit denen von Männern aus der Allgemeinbevölkerung verglichen.
Ergebnis war, dass Mönche unabhängig vom Bildungsstand ein längeres Leben als weltliche Männer haben. Hauptgründe dafür sei das strukturierte Leben in den Klöstern. Außerdem spiele die gute Gesundheitsversorgung eine Rolle. Klöster bieten mit ihrer strukturierten Umgebung, die regelmäßige Tagesabläufe, spirituelle Übungen und den Verzicht auf gesundheitsschädigende Gewohnheiten wie übermäßigen Alkohol- oder Nikotinkonsum laut der Studie „vorteilhafte Lebensbedingungen".
Soziale Gemeinschaft
Ein weiterer zentraler Faktor für die Langlebigkeit der Mönche ist die soziale Sicherheit und die Unterstützung innerhalb der Gemeinschaft. „Sie sind frei von finanziellen Sorgen, weil das Kloster ihnen lebenslang Obdach bietet, und alle Mitglieder haben identische Lebensbedingungen, vergleichbare Ernährung und gleichen Zugang zu medizinischer Versorgung", so die Studienautoren in dem Wissenschaftsjournal.
Helfen solle auch, dass Mönche weniger Druck haben. Man sei dem Stress des weltlichen Alltags nicht ausgesetzt, habe durch das Zölibat beispielsweise keine Familie zu versorgen: „Da die Mönche in Keuschheit leben, müssen sie nicht den Lebensstandard einer Familie gewährleisten, erleben keine Ehekonflikte, sorgen sich nicht um Nachkommen und kämpfen nicht darum, Familie und Beruf in Einklang zu bringen." Diese stabilen Strukturen seien folglich nicht nur gesundheitsförderlich, sondern auch in der Lage, psychosoziale Belastungen zu reduzieren, die in der allgemeinen Bevölkerung häufiger auftreten, so die Studienautoren.
Nulleffekt und Fragen
Besonders bemerkenswert an der Studie ist, dass die Lebenserwartung der Mönche ähnlich ist, unabhängig ihres Bildungsgrades. Dieser sogenannte „Nulleffekt“ zeigt, dass innerhalb des Klosters der Bildungsstand der Mönche nahezu keine Rolle für ihre Lebenserwartung spielt. In der allgemeinen Bevölkerung gelten sozioökonomische Unterschiede oft als entscheidend für die Lebensdauer. Die Studie zeigt, dass unter weitgehend gleichen Lebensbedingungen - wie im Kloster - der Einfluss des sozialen Status deutlich geringer ausfällt.
Die Ergebnisse werfen Fragen auf: Kann man Menschen durch gerechtere Güterverteilung ein längeres Leben ermöglichen? Die Studie legt nahe, dass Faktoren wie stabile Lebensstrukturen und soziale Unterstützung eine entscheidende Rolle für Gesundheit und Langlebigkeit spielen. Dies wird wohl weiter in der „Klosterstudie“ erforscht werden. In dieser Studie von dem Institut wird seit längerem die Lebenserwartung von Menschen untersucht. Klöster eignen sich wegen der ähnlichen Lebensweise besonders gut zum Vergleich.
(kap - ms)
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