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Friedensbekundung in Deutschland Friedensbekundung in Deutschland  (ANSA)

Österreichischer Sozialethiker: Mit Religion Populismus widerstehen

Wer an einen Gott glaubt, dem falle es leichter Populismus entgegenzutreten – so der Innsbrucker Sozialethiker und Präsident der katholischen Friedensbewegung „Pax Christi Österreich", Wolfgang Palaver. In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Quart" vom Forum Kunst-Wissenschaft-Medien der Katholischen Aktion, wies er darauf hin, dass Religionsgemeinschaften Geschwisterlichkeit und damit die Demokratie so stärken, dass politischer Wettstreit „nicht in Feindschaft abgleitet".

Die monotheistischen Weltreligionen würden für ihre Gläubigen das Potenzial bergen, den wachsenden Formen des Populismus zu widerstehen. Da im Bereich des Politischen „eine Neigung zum Freund-Feind-Denken" vorherrsche, brauche es im Bereich des „Vorpolitischen", der politischen Kultur, ein umso stärkeres Bemühen um Einheit und Zusammenhalt, schrieb Palaver.

Spirituelle Dimension statt Dogmatismus und Intoleranz

Der emeritierte Innsbrucker Theologieprofessor setzt dabei auf die spirituelle Dimension der Religionen. Diese halte Distanz zu Dogmatismus, Intoleranz und Gewalt, die oft mit Glaubensüberzeugungen einhergingen. Er erinnerte an die Konzilserklärung „Nostra aetate", die 1965 festhielt, „dass die Kirche nichts von alledem ablehnt, was in den anderen Religionen 'wahr und heilig' ist". Und auch in der Sure 5 des Koran sei von den vielen Wegen die Rede, die Gott den verschiedenen Religionen eröffne - laut Palaver ein Hinweis auf einen „monotheistischen Pluralismus", der religiösen Sicherheit mit Offenheit gegenüber anderen Zugängen ermögliche.

Instrumentalisierung und „Angstgesellschaften"

In seinem Beitrag unter dem Titel „Populismus und Religion angesichts einer Politik der Angst" beschreibt Palaver eine in westlichen Demokratien beobachtbare bedenkliche Entwicklung hin zu „Angstgesellschaften" mit der politisch geschürten Tendenz zu Pluralismus-Ablehnung, Sündenbockmechanismen und Polarisierung. Dabei würden religiöse Traditionen instrumentalisiert, „um Nationalismen oder andere Formen der kulturellen Abgrenzung zu verstärken". Dass Ängste - z.B. im Zuge von Fluchtbewegungen - von Populisten gezielt geschürt werden, veranschaulichte der Sozialethiker mit dem Ausspruch der früheren AfD-Bundessprecherin Frauke Petri, „dass wir die Ängstlichen brauchen, um Mehrheiten zu bewegen".

Es ist möglich

Doch es gebe „Auswege aus den Sackgassen der Angst", gab Palaver einen hoffnungsvollen Ausblick. Als Beispiel dafür, dass ethnische Konflikte innerhalb von Jahrzehnten oder sogar Jahren gelöst oder zumindest abgeschwächt werden können, nannte der Theologe das Zusammenleben von Muslimen, Christen und Juden vor einem Jahrtausend im damals muslimisch geprägten Südspanien - und das sogar zu einer Zeit, „als der erste Kreuzzug im Nahen Osten aus Christen und Muslimen erbitterte Feinde machte".

(kap - sb)

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18. April 2024, 11:47