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D: Neue Forschung zu religiösen Ritualen bei Behinderungen

Mit einem Forschungsprojekt will die Universität Bonn Ritualisierungen für Menschen mit Behinderungen oder psychischer Erkrankung untersuchen. Das Erzbistum Köln unterstützt dabei. Einige Erfahrungen konnten bereits gesammelt werden.

Professor Andreas Odenthal, Lehrstuhlinhaber für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Bonn, erklärt in einem Interview mit domradio.de, dass strukturelle Veränderungen innerhalb der Kirche, insbesondere im Rahmen der aktuellen Neugestaltung pastoraler Einheiten, die Möglichkeit bieten, innovative Räume in der kategorialen Seelsorge zu erschließen. Die Seelsorge für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen eröffne solche Räume für Begegnungen, die im Rahmen dieses Projekts aus einer neuen Perspektive betrachtet und in neue Praktiken umgesetzt werden können. Dabei spiele die Vielfalt religiöser Rituale, sowohl in ihrer vorhandenen Form als auch in ihrer Entstehung im Kontakt zwischen Seelsorgern und den betroffenen Personen, eine zentrale Rolle.

Innovative Ansätze in der liturgischen Seelsorge

Ein besonderes Merkmal des Projekts sei die enge Verknüpfung von Praxis und Wissenschaft, betont Odenthal. Theologinnen und Theologen aus seelsorglicher Praxis und universitärer Forschung hätten bewusst gemeinsam an der Entwicklung des Projekts gearbeitet. Diese Verbindung ermögliche nicht nur einen fruchtbaren Austausch zwischen verschiedenen Disziplinen, sondern auch eine Weiterentwicklung des Selbstverständnisses aller Beteiligten in ihren jeweiligen Rollen und Funktionen.

Franz-Josef Haas, Pfarrer in der Psychiatrieseelsorge und Seelsorger für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung im Erzbistum Köln, betont im Interview die Bedeutung von Spontaneität und konkreten, erlebbaren Ritualen im Rahmen von Gottesdiensten mit diesen Zielgruppen. Er hebt hervor, dass Menschen mit Behinderungen oft eine Korrektur unserer eigenen Perspektiven darstellen und uns zu einem tieferen Verständnis von Freude und Menschlichkeit führen können.

Auch Susanne Tillmann, Pastoralreferentin in der Seelsorge für Menschen mit psychischer Erkrankung und Behinderung im Erzbistum Köln, ist an dem Forschungsprojekt beteiligt. Sie hebt die kulturelle Vielfalt und Heterogenität der Zielgruppe hervor und stellt heraus, dass ein offener und wertschätzender Umgang miteinander in der Seelsorge von zentraler Bedeutung ist und betont die Notwendigkeit, liturgische Angebote der Kirche für eine diverse und vielschichtige Gemeinschaft zugänglich zu machen.

Hintergrund

Das Forschungsprojekt begann im Jahr 2020 und strebt an, das rituelle und seelsorgliche Angebot der Kirche zu bereichern und zu verbessern. Es soll dazu beitragen, die existenzielle Tiefe des Gottesdienstes zu vertiefen und Menschen in ihren individuellen Lebenssituationen Trost und Hoffnung zu schenken. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt könnten langfristig dazu beitragen, das Verständnis für die Bedürfnisse und Erfahrungen von Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in der Kirche zu vertiefen und die seelsorgliche Praxis entsprechend anzupassen.

(domradio - pdy)

 

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06. April 2024, 14:42