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Die Auferstehung: Jesus und das leere Grab Die Auferstehung: Jesus und das leere Grab  (©gabriffaldi - stock.adobe.com)

Unser Sonntag: Ich sehe Jesus!

Pfarrer Christian Böck ist davon überzeugt: Ostern fängt auch für uns an, wenn es uns gelingt, Trostlosigkeit, Mutlosigkeit und innere Lähmung hinter uns zu lassen, uns neu auf den Weg machen, die Wunder Gottes zu entdecken, zu schauen.

Pfarrer Christian Böck

Direktor deutschsprachiges Pilgerzentrum, Rom

Ostersonntag Lesejahr B

Was macht man als Religionslehrer in der Grundschule, wenn fast die Hälfte der Klasse wegen Krankheit fehlt? Ganz genau, man lässt sie verbliebenen Kinder etwas malen, damit auch die anderen nicht zu viel Unterrichtsstoff versäumen.

Zum Nachhören

Mir ist es einmal vor Ostern so passiert und damit wir die Zeit auch sinnvoll nützen, habe ich die Kinder aufgefordert, ein Kreuz auf den Block oder ins Heft zu zeichnen, da wir gerade dabei waren, den Kreuzweg Jesu durchzunehmen. Es entstanden so richtige kleine Kunstwerke und besonders ein Junge meiner Kommunionklasse wollte sich aber mit dem Kreuze malen nicht zufrieden geben. „Was ist mit Jesus nach der Kreuzigung passiert?“ Immer wieder erzählte ich ihm, was uns die Bibel überliefert und er malte in Windeseile ein Bild dazu.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Ich sehe Jesus! 

Schließlich kamen wir auch zur Auferstehung und ich war gespannt, wie er dies zeichnen würde. Ich sagte ihm nur, dass Jesus zuerst der Maria von Magdala erschienen ist. Schon bald zeigte er mir stolz sein Bild: Das offene Felsengrab in einem schönen Garten, Jesus und Maria von Magdala mit einer großen Sprechblase: „Ich sehe Jesus!“ Mich hat der Junge fast umgehauen, denn so detailliert habe ich ihm die biblische Begebenheit nicht erzählt, dass er genau das allererste österliche Bekenntnis der jungen Kirche darstellte, mit dem Glaubensbekenntnis der Maria: „Ich habe den Herrn gesehen!“.

Das leere Grab

In der Tat hat niemand gesehen, wie der tote Jesus ins Leben zurückkam, wie der Stein vor dem Grab sich auf wunderbare Weise entfernte und wie Jesus das Grab verließ. Nirgendwo in den Evangelien finden wir einen Hinweis, wie sich Jesu Auferstehung vollzogen haben könnte. Erzählt wird nur, dass Frauen am dritten Tag nach Jesu Kreuzigung sein Grab besuchten und es leer vorgefunden haben. Der Osterglaube ist keine glatte Geschichte. Die Jünger und Jüngerinnen suchen und ringen, zweifeln und missverstehen. Erst allmählich stellt sich das volle „Sehen“ ein. Die beiden Jünger sehen das leere Grab, von Johannes heißt es, „er sah und glaubte“ und sie kehren zu den anderen verwundert zurück; Maria bleibt, ihre Liebe zu Jesus hält sie am Grab.

„Maria wendet sich um, weg von ihrer Trauer, hin zu ihrer Liebe. Da fängt Ostern für sie an.“

Ihre Liebe zu Jesus lässt sie schließlich erkennen, wer sie beim Namen ruft. Und sie wendet sich um, weg von ihrer Trauer, hin zu ihrer Liebe. Da fängt Ostern für sie an. Ostern fängt auch für uns an, Schwestern und Brüder, wenn es uns gelingt, Trostlosigkeit, Mutlosigkeit und innere Lähmung hinter uns zu lassen, uns neu auf den Weg machen, die Wunder Gottes zu entdecken, zu schauen. Wir sind eben keine Augenzeugen der Auferstehung, unser Weg ist „vom Glauben zum Schauen“ zu kommen.

Die österlichen Dimensionen

Glaube, Hoffnung und Vertrauen sind darum österliche Dimensionen, die lebens- ja überlebensnotwendig sind. Hoffnung und Vertrauen dass im letzten nicht Resignation und Tod siegen, sind die entscheidenden Haltungen zur Überwindung der gegenwärtigen Krisen unten denen unsere Welt heute ächzt. Hoffnung und Vertrauen sind auch der Schlüssel der Kirche auf dem Weg durch die Zeit. Im Vertrauen auf das Zeugnis der ersten Jüngerinnen und Jünger trägt die Kirche die Botschaft von der Auferstehung Jesu durch die Jahrtausende.

„Der Auferstandene nimmt auch uns in seine Lebensgemeinschaft auf“

Indem wir mit glaubendem Herzen dieses Zeugnis annehmen, erfahren wir nicht nur von seiner Auferstehung vor 2000 Jahren. Nein, es geschieht viel mehr: Der Auferstandene nimmt auch uns in seine Lebensgemeinschaft auf. „Nicht mehr ich lebe, Christus lebt in mir“ bekennt es Paulus den Galatern, nachdem er dem Auferstandenen begegnet ist. Die Begegnung mit dem Auferstandenen macht uns zu österlich hoffenden und glaubenden Menschen, das ist die Kernaussage der christlichen Botschaft.

Letzte Geborgenheit im Geheimnis Gottes

Wer nicht an Ostern und die Auferstehung Jesu glauben kann, der kann auch nicht daran glauben, dass ein tiefer Sinn in diesem Leben ist und dass es eine letzte Geborgenheit im Geheimnis Gottes geben wird, die alle Fragen beantwortet und alle Sehnsucht stillen kann. Wer nicht an Ostern glaubt, muss sich den Möglichkeiten und Grenzen dieser Welt zufrieden geben. Der englische Physiker Sir Isaak Newton ging einmal mit einigen seiner Studenten am Ostermorgen spazieren. Während dieses Spazierganges kamen sie an einem Friedhof vorbei und einer der Studenten bemerkte mit einem ironischen Unterton: „Professor, wer kann den tatsächlich glauben, dass der Staub dieser Toten jemals wieder zu einem Leib und zu einem neuen Leben geformt werden kann?“

Newton und der Magnet

Newton antwortete ganz ruhig: „Hab ein wenig Geduld!“ In der nächsten Physikvorlesung ließ sich der Professor eine Hand voll Eisenstaub bringen und vermischte ihn unter Erdenstaub und fragte dann den Spötter: „Wer sammelt diese Eisenstäubchen wieder aus dem Staub der Erde zusammen?“ Als der Schüler hierauf keine Antwort wusste, nahm Newton einen Magneten in seine Hand und hielt ihn in diese Mischung hinein. Plötzlich kam Leben und Bewegung in den Staub und auf einmal flogen sämtliche Eisenteilchen dem Magneten zu. Der Professor sage dem Studenten: „Der solche Kraft einem toten Magneten gab, wird der nicht Größeres unserer Seele geben, wenn sie einst am Auferstehungstag der Umkleidung durch den verklärten Staub bedarf?“

Ostern: Glaube an die größeren Möglichkeiten Gottes

Ostern, Schwestern und Brüder, heißt darum auch glauben an die größeren Möglichkeiten Gottes. Ostern ist nicht nur ein historisches Ereignis, das wir feiern, es ist die Welt veränderndes Jetzt und Heute. Deshalb verbietet der vom Tod erstandene Jesus Maria von Magdala, ihn festzuhalten. Es ist, als wolle er ihr und damit auch uns sagen: Halte dich nicht an Vergangenem fest, sondern wende dich mit mir im Rücken und mit meinem Namen im Herzen dem Leben zu. Jetzt und dem zukünftigen in der Welt Gottes!
Seit Ostern führt kein Weg mehr endgültig ins Grab, denn Ostern heißt: Es gibt kein Ende, sondern Voll-Endung. „Ich habe Jesus gesehen“ verkündet uns Maria von Magdala und:


„Mir ist ein Stein
vom Herzen genommen:
meine Hoffung, die ich begrub
ist auferstanden wie er gesagt hat
er lebt, er lebt, er geht mir voraus!“ Amen.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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30. März 2024, 12:08