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Bischof Bertram Meier aus Augsburg Bischof Bertram Meier aus Augsburg  

Bischof Meier: Dialog ist ein zu lösender Knoten in der Kirche

Papst Franziskus hat an diesem Freitag den Augsburger Bischof Bertram Meier in Audienz empfangen. Das teilte das vatikanische Presseamt mit. Über Inhalte des Gesprächs wurde zunächst nichts bekannt. Meier hält sich rund zehn Tage vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz einige Tage lang in Rom auf. Beim Treffen der Bischofskonferenz in Augsburg vom 19. bis 22. Februar wird er erstmals Gastgeber sein. Wir sprachen mit ihm.

RV: Sie kommen ja ab und zu mal nach Rom und haben auch den Papst getroffen. Wie haben Sie den Papst vorgefunden? Für das Publikum, das jetzt ja nicht diese Möglichkeit hat, den Papst mal unter vier Augen zu sehen: Wie fanden Sie ihn auch jetzt körperlich und von der geistlichen Präsenz her vor?

Bischof Meier: Also, ich empfand den Papst als sehr präsent. Er hat einen sehr wachen Blick gehabt, ganz leuchtende Augen. Und ich muss sagen, er war auch ganz humorvoll bei der Audienz. Eines ist allerdings auch klar: Ich war einer der ersten bei der Audienz. Und wer zu ihm kommt, dem rate ich immer etwas früher zu kommen. Denn der Papst hat früher angefangen und ich hatte den Eindruck, er hat sich gefreut. Er kennt mich mittlerweile auch persönlich. Er verbindet natürlich mit dem Bischof von Augsburg die Stadt der Knotenlöserin, sodass das heute keine Premiere war, sondern es war ein sehr schönes Gespräch unter Brüdern.

Hier hören Sie das Interview mit Bischof Bertram Meier

RV: Etwas, was natürlich den Papst sicherlich interessiert - aber nicht nur ihn, sondern auch hier im Vatikan – ist natürlich die katholische Kirche in Deutschland. Wo steht sie heute? Es gibt ja immer wieder etwas zum Synodalen Weg zu berichten.

Bischof Meier: Ein wichtiges Stichwort dazu ist sicherlich die Volksfrömmigkeit. Als Bischof von Augsburg bin ich gerade mittendrin im Ulrichs-Doppeljubiläum. Ulrich ist unser erster Bistumspatron und wir feiern 1.100 Jahre Bischofsweihe und den 1.050. Todestag von ihm. Es war ein eigener Sondergesandter da und das war Kardinal Christoph Schönborn aus Wien. Da konnte ich auch dem Papst ein bisschen davon erzählen, wie schön diese Feier am Ende des vergangenen Jahres war und wir kamen auch zu sprechen auf das Thema Volksfrömmigkeit. Wir hatten eine große Lichterprozession.

„Wir dürfen das Herz nicht unterschätzen.“

Wir haben in Augsburg die Knotenlöserin. Die dortige Kirche Sankt Peter ist niemals leer. Und die Menschen, denke ich, sie glauben nicht nur mit dem Hirn, sondern sie hegen Gottvertrauen, vor allem mit dem Herzen. Und da, glaube ich, haben wir in der jetzigen Zeit der Kirche in Deutschland durchaus auch eine Herausforderung. Wir müssen deshalb mit unseren rationalen Denkweisen, die auch mit Talenten versehen sind, die Theologie durchdringen. Aber ich denke, wir dürfen das Herz nicht unterschätzen, denn das Volk Gottes, also alle Gläubigen, nicht nur einfache Menschen, sie wollen auch etwas fürs Herz. Und das ist das, was wir mit Volksfrömmigkeit bezeichnen.

Als Bischof einer bayerischen Diözese kann ich dann natürlich zurückgreifen auf sehr, sehr viele Wallfahrtskirchen, auf Marienheiligtümer, auf Riten und Volkstraditionen. Und das ist gut so, dass man sagen kann: Auch wenn wir in Bayern oder im Bistum Augsburg auch keine Volkskirche mehr sind, wir haben dennoch volkskirchliche Strukturen, die noch immer sehr lebendig sind. Das dürfen wir auch sehr dankbar wahrnehmen. Und darauf baue ich.

Die Knoten in der Kirche in Deutschland

RV: Wo liegen denn die Knoten, wenn man so sagen darf, in Deutschland, insbesondere in der Kirche, die gelöst werden müssten, wo man sagen würde - Heilige Mutter Gottes, bitte löse diese Knoten auf?

Bischof Meier: Ein ganz wichtiger Knoten ist, dass wir im Lebensbund der Kirche schauen müssen, dass wir wieder manche Störungen im Dialog glätten. Ich denke, dass wir in der Gefahr stehen, übrigens gesellschaftlich ähnlich, dass wir uns in eigenen Kirchenblasen bewegen. Und für uns ist es, glaube ich, wichtig, immer wieder mal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

„...dass wir wieder mehr zu einer gut funktionierenden Dialoggemeinschaft werden.“

Ich möchte auch Gruppen stärken, also Geistliche Gemeinschaften, auch Arbeitsgemeinschaften, oder insgesamt Gruppen, die sich mit Synodalität der Kirche beschäftigen, die Synodalität leben. Ich mache in den Gremien in meiner eigenen Diözese sogenannte synodale Übungen. Das ist alles sehr wichtig und richtig. Aber wir dürfen uns nicht so in der eigenen Blase einhüllen und bewegen, sondern auch immer wieder entdecken, dass katholisch sein bedeutet, sich gegenseitig zu bereichern.

Auch zu zeigen, was in der Weltkirche eine Maxime ist. Keiner ist so reich, dass er sich nicht auch beschenken lassen könnte, und keiner ist so arm, dass er nicht auch geben könnte. Deshalb ist es mir sehr wichtig, wie es Ignatius von Loyola auch sagt, als Tipp für seine Mitbrüder auf dem Konzil von Trient: Versucht bitte die Meinung des anderen zu retten und nicht sozusagen auch, wie es unserer deutschen Präzision oft entspricht, einfach sehr präzise, sehr genau, sehr logisch ranzugehen, sondern manchmal auch über die eigene Position hinaus zu schauen und zu sehen, was kann ich vom anderen lernen. Und das, glaube ich, ist ein wichtiger Knoten in der Kirche in Deutschland, dass wir wieder mehr zu einer gut funktionierenden Dialoggemeinschaft werden.

Die Bedeutung des Campo Santo Teutonico

RV: Sie sind jetzt hier in Rom und werden an diesem Wochenende, am Sonntag, auch einen Gottesdienst im Campo Santo Teutonico beim Deutschen Friedhof feiern. Sie sind ja auch verbunden mit dem Campo Santo Teutonico. Können Sie uns vielleicht auch eine Botschaft zum Campo Santo sagen, Sie als Emissär der der Deutschen Bischofskonferenz dieser Einrichtung?

Bischof Meier: Es ist für mich ein Heimspiel, weil ich in diesem Haus hier meine Promotion geschrieben habe nach der Germanicum-Studienzeit, und weil ich während der Zeit im Staatssekretariat hier auch das Amt des Vizerektors ausführen durfte. Als ich jetzt unseren Rektor Konrad Bestle gefragt habe, ob ich am Sonntag zur Messe kommen könnte, war es selbstverständlich, dass ich der Messe vorstehen darf. Und das freut mich riesig.

Es ist für mich ein Heimspiel, zumal auch die Erzbruderschaft sich trifft. Neben dem Gottesdienst werden wir nachher auch einen kleinen Empfang haben. Und dann werde ich mit der Hausgemeinschaft zum Mittagessen treffen. Da freue ich mich schon darauf.

Ich glaube, dass gerade auch so Angelegenheiten um den Campo Santo Teutonico nicht nur am Schreibtisch oder per E-Mail zu klären sind, sondern im persönlichen Gespräch. Und deshalb ist es für mich am Sonntag eine schöne Gelegenheit.

Das Interview führte Mario Galgano.

(vatican news)

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09. Februar 2024, 13:08