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Schweiz: Kirche glaubwürdig, wenn sie nicht als „Macht“ gelebt wird

Nur wo die Dienste der Kirche als „Aufgabe für alle“ und nicht als „Macht über alle“ verstanden und gelebt werde, sei sie glaubwürdig. Das schreibt der St. Galler Bischof Markus Büchel in einem Hirtenbrief. Trotz aller Schwierigkeiten, Stichwort Missbrauch, sei er überzeugt, „dass die Kirche Jesu Christi Zukunft hat“.

In Zeiten einer politischen Zeitenwende und vielfältiger globaler Krisen seien „Institutionen wie Religion und Kirche gefragt, die auch in schwierigen Zeiten Halt und Sinn schenken“, so der Bischof. Zugleich stelle er sich angesichts der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche die Frage, ob die Kirche dieses Vertrauen und diese Glaubwürdigkeit noch habe. „Als Bischof muss ich zugeben, dass ich mir diese schrecklichen Taten lange nicht vorstellen konnte und wollte“, so Büchel über die jüngst vorgelegte Missbrauchsstudie. „Ich bekenne auch, dass mir die ,Zeitenwende´, in der sich unsere Kirche befindet, Angst gemacht hat.“

„...unentschuldbar und unerklärlich“

In den vergangenen Monaten stehe ihm die Notwendigkeit dieser Zeitenwende so deutlich vor Augen wie nie zuvor, so der Bischof weiter. „Wenn ich heute und in Zukunft im Glaubensbekenntnis bete ,ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche´, dann werde ich immer mitdenken: Diese Kirche ist auch eine ,sündige Kirche´. Das Ausmaß an krimineller und krankhafter Energie, das ans Licht kam, bleibt unentschuldbar und unerklärlich.“ Deshalb sei es nachvollziehbar, dass viele Menschen das Vertrauen in die Kirche verloren haben.

Aus Büchels Sicht zeichnet sich ein langer Reformweg ab. „Zur Kirche, wie das Zweite Vatikanische Konzil sie gedacht hat, sind wir aber immer noch unterwegs – zu einer Kirche also, in der die Gleichstellung von Mann und Frau, die echte Teilhabe der Glaubenden, die Menschenrechte und der Dialog selbstverständliche Inhalte und Praxis sind. Noch immer werden diese Grundsätze und Haltungen in der Kirche nur ansatzweise verwirklicht und drücken sich zu wenig in den eigenen Strukturen aus.“

Gottes Geist muss Raum finden

Zugleich macht Bischof Büchel den Gläubigen im Hirtenbrief auch Mut. „Mit Papst Franziskus suchen wir den guten Weg, den wir miteinander gehen, mit Respekt aufeinander hören und aus der Weisung des Evangeliums mutig Entscheidungen treffen.“ Er sei überzeugt, „dass die Kirche Jesu Christi Zukunft hat“, aber nur dann, „wenn Gottes Geist darin Raum findet. Sie wird glaubwürdig anerkannt, wenn die Zuwendung zu den Menschen, besonders zu den Armen und Ausgegrenzten, der Maßstab des Handelns ist und bleibt.“

In diesem Sinn regte Büchel eine „neue Kultur des Mit- und Füreinanders“ an. Diese könne sich „dort entfalten, wo Menschen, wie die ersten Jüngerinnen und Jünger, ,bei Jesus wohnen´, mit ihm in Freundschaft verbunden sind und aus seinem Geist in die Welt hineinwirken.“

(vatican news – gs)

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15. Januar 2024, 15:22