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Felix Gmür, Bischof von Basel Felix Gmür, Bischof von Basel 

Schweiz: Baseler Bischof fordert Reue und Umkehr der Kirche

„So kann es mit der Institution Kirche nicht weitergehen“: Nicht zuletzt angesichts des im September vergangenen Jahres veröffentlichten Schweizer Missbrauchsgutachtens sagten dies viele zu ihm, so der Baseler Bischof Felix Gmür in seinem am Samstag veröffentlichten Hirtenbrief. Er teile diese Einschätzung. Nun brauche es Buße und Umkehr.

Bischof Gmür bezog sich in seinem Schreiben auf zahlreiche pastorale Gespräche, vor allem in der Zeit nach der Veröffentlichung des Gutachtens. Diese hätten „Anregungen, Erwartungen, kritische Rückmeldungen, Unverständnis und auch Wut“ zum Ausdruck gebracht.

In allen habe der Grundtenor vorgeherrscht, dass es einen Wandel in der Kirche brauche. Er teile diese Einschätzung. An der Frage, wie eine „synodale Erneuerung der Kirche“ aussehen könnte, schieden sich die Geister allerdings, so Gmür. Dennoch sei er überzeugt, dass Christen durch diesen Prozess wachsen und an Tiefe gewinnen könnten. „Wir alle zusammen sind es, die für eine synodale Kirche brennen und nach guten Formen des Glaubenslebens suchen, die eine Ausstrahlung haben und anziehend sind,“ so der Baseler Bischof.

Kirche durch Missbrauch gescheitert

Am Anfang der Umkehr stehe die Erkenntnis des Scheiterns. Das Scheitern der Institution Kirche trete „mit den Machtmissbräuchen und der sexuellen Gewalt, die unsägliches Leid verursacht haben“, klar zutage. Es brauche nun eine Hinwendung zu den Menschen, vor allem die Sorge um die Betroffenen. Aufrichtige Reue, schonungsloses Hinschauen und Einsicht seien aber die Voraussetzung für die Erfahrung von Gottes Wirken und die Hoffnung auf das „Gute, auf Jesus Christus und seine Botschaft“.

Kirche sei trotz aller institutioneller Grenzen die Gemeinschaft aller Gläubigen. Deren Engagement mache „etwas vom Reich Gottes sichtbar. Es ist nicht perfekt, aber es ist an vielen Orten in unserer Kirche und in vielen Menschen bereits zu spüren.“ Gottes Wille gehe allen ernsthaften Bemühungen schon voraus. Es brauche deshalb Vertrauen in Gott, die Menschen „und auch die Kirche“. Der Bischof dankte deshalb den Gläubigen für „Ihr kritisches Mitdenken, Ihre Geduld und Ihr Gebet“.

Umfassende Studie 

Im September vergangenen Jahres hatte die Veröffentlichung der Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche der Schweiz für Aufsehen gesorgt. Die im Auftrag mehrerer Institutionen der Schweizer Kirche von Historikerinnen der Universität Zürich durchgeführte Untersuchung nannte 1.002 Fälle sexuellen Missbrauchs und identifizierte 510 Beschuldigte sowie 921 Betroffene in der Schweiz seit Mitte des 20. Jahrhunderts. 74 Prozent der Betroffenen seien Minderjährige gewesen, so die Studie. Im Gegensatz zu Studien anderen Länder waren beispielsweise auch die Ordensgemeinschaften in die Studie miteinbezogen.

(bistum basel - ww)

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22. Januar 2024, 10:48