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Joachim Frank vom Kölner Stadtanzeiger ist Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands und war am Donnerstag bei einer Papstaudienz Joachim Frank vom Kölner Stadtanzeiger ist Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands und war am Donnerstag bei einer Papstaudienz 

„Selbstverständlich, dass Kirchenkonflikte sich in Medien kontrovers zeigen"

Dass verschiedene Reformvorschläge für die Kirche sich in Medien kontrovers niederschlagen, ist für Joachim Frank nicht kritisierenswert, sondern selbstverständlich. Der Vorsitzende der Gesellschaft Katholischer Publizisten Deutschlands war gestern mit einer Delegation des Verbands bei Papst Franziskus in Audienz, und dieser empfahl in seiner Rede den katholischen Medienschaffenden, in der Berichterstattung über den „Synodalen Weg“ nicht die Gegensätze zu verschärfen.

Gudrun Sailer sprach mit Joachim Frank, der für den „Kölner Stadtanzeiger“ über die katholische Kirche berichtet, und wollte zunächst von ihm wissen, wie es beim Papst war.

Hier hören Sie das Interview mit Joachim Frank

Joachim Frank: Eindrucksvoll, wie immer bei Audienzen beim Papst. Die meisten von uns werden ihn noch nicht so persönlich erlebt haben. Und wir fanden schon eindrucksvoll, dass er sich so viel Zeit genommen hat, um deutsche Journalisten zu begrüßen und ihnen auch zu sagen, dass sie einen wichtigen Job machen.

Der Papst hat auf Deutsch darum gebeten, für ihn zu beten und nicht gegen ihn zu beten. Wie hat die Gruppe deutscher Medienschaffender das interpretiert?

Joachim Frank: Als Ausdruck der Polarisierung, die wir überall in der Kirche wahrnehmen. Und gerade die deutsche Kirche ist ja ein Schlachtfeld, wenn man so will, auf dem genau diese Polarisierungen in der Kirche ausgetragen werden, etwa im Streit über die Reformen des Synodalen Wegs.

Gruppenbild mit dem Papst
Gruppenbild mit dem Papst

Vom Synodalen Weg war tatsächlich auch in der vorbereiteten Ansprache von Papst Franziskus die Rede, auch wenn er die Rede nicht gehalten hat. Er hat darauf verwiesen, dass Medienschaffende da eine wichtige Aufgabe haben, nämlich die, nicht verschiedene Meinungen gegeneinander auszuspielen, sondern nach Einheit zu suchen…

Joachim Frank: Also, Medienschaffende haben erstmal die Aufgabe, die Wirklichkeit darzustellen. Und wenn es verschiedene Facetten dieser Wirklichkeit und unterschiedliche Positionen etwa zum Synodalen Weg gibt, dann ist es unser Job, genau die erst mal auf den Punkt zu bringen und auch ins Verhältnis zu setzen. Dass da Konflikte sich auch in den Medien niederschlagen, halte ich deshalb für das Selbstverständlichste der Welt. Was der Papst zum Synodalen Weg gesagt hat, zeigt mir noch einmal, dass sich die Einstellungen hier an der Spitze der Kurie und auch beim Papst selbst gegenüber dem Synodalen Weg deutlich verhärtet haben oder er inzwischen eine Position einnimmt, die dem Synodalen Weg nichts mehr Gutes abgewinnen kann. Offenbar sieht er in diesem Weg nicht den Weg, den die Kirche einschlagen sollte. Es war dann schon auch deutlich, dass ja das Universalkirchliche betont wurde.

Man kann manchmal den Eindruck gewinnen, dass in Deutschland Gläubige denken, der Papst sollte doch das tun und wäre gut beraten, das zu tun, was ihnen gerade am Herzen liegt. Wenn man den Blick weitet auf die Weltkirche und diesen Papst als weltkirchlichen Akteur sieht aus einer deutschen Warte - geht das auf?

Joachim Frank: Ja, ich glaube schon, dass das aufgeht, indem man sagt: Was in Deutschland dran ist, das muss nicht das sein, was in anderen Regionen dran ist. Aber wenn man den Dringlichkeiten, die in Deutschland sind, etwas mehr Raum ließe und sagen könnte, da könnt ihr das machen, dann wäre man ja schon mal ein Stück weiter. Nehmen wir die Frage der Homosexualität. Das wird irgendwann ja auch zu einer Gerechtigkeitsfrage, zu einer Grundsatzfrage. Und ich glaube, da wäre die Erwartung, dass der Vatikan, die katholische Kirche, nicht so am Ende des Geleitzugs ist, sondern (weltweit) eher Avantgarde ist, weil es da um Menschenrechte und Menschenwürde geht. Und die sind universell.

(vatican news – gs)

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05. Januar 2024, 14:47