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15. März 1938: Nazi-Parade nach dem „Anschluss“ durch Wien 15. März 1938: Nazi-Parade nach dem „Anschluss“ durch Wien 

Österreich: Pfarrei arbeitet antisemitische Geschichte auf

Die Kirchen in Österreich begehen am 17. Januar den 25. „Tag des Judentums“. Der zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRKÖ) findet am Mittwoch in der katholischen Kirche St. Josef-Weinhaus in Wien statt.

Die Wahl der Kirche erfolgte bewusst, denn sie war Ende des 19. Jahrhunderts ein Ort antisemitischer Propaganda. Die Pfarrei hat sich in den vergangenen rund 20 Jahren intensiv mit dieser Vergangenheit auseinandergesetzt.

Pfarrer Joseph Deckert (1843-1901) – nach ihm war der Platz vor der Kirche benannt – hielt in ihr „antisemitische Conferencen“ ab. Deckert war von 1874 bis 1901 Pfarrer von St. Josef-Weinhaus. So sagte er beispielsweise: „Bei gläubigen Christen steht fest, dass das Volk der Juden durch die Verwerfung ihres Messias von Gott verworfen wurde, und dass dieses gottesmörderische Geschlecht zur Strafe für die Frevel seiner Vorfahren heimat- und ruhelos auf Erden herumirren muss. Ihre Auserwählung ist überflüssig geworden“. 1893 beantwortete Deckert die Frage, ob ein Priester Antisemit sein dürfte, „mit voller Überzeugung: Ja, er kann es, er soll es sein und, wenn er es noch nicht ist, soll und muss er es werden“.

Holocaust-Gedenkstätte in Wien
Holocaust-Gedenkstätte in Wien

 

„Der verhängnisvolle Einfluss dieser Haltung in der Nazi-Zeit macht uns betroffen“

Die Pfarrgemeinde hat sich in den letzten Jahren unter Pfarrer Peter Zitta ausführlich mit ihrer antisemitischen Vergangenheit auseinandergesetzt. An der Kirchenmauer wurde eine Tafelkomposition angebracht, die darüber Auskunft gibt. Auf der Tafel heißt es unter anderem: „Der verhängnisvolle Einfluss dieser Haltung in der Zeit des Nationalsozialismus einerseits und die Leugnung des bleibenden Bundes Gottes mit dem Volk Israel andererseits machen uns betroffen. Deshalb lassen wir uns von der Umkehr der Kirche im 2. Vatikanischen Konzil leiten und möchten als Pfarrgemeinde zur Versöhnung zwischen Juden und Christen beitragen“.

Neues Projekt untersucht Deportationen aus dem Pfarreigebiet

In einem weiteren Projekt der Pfarrei geht es um die Erforschung der Deportationen aus dem Pfarrgebiet in der NS-Zeit. Dazu hat die Pfarrei auf ihrer Website die Namen der bisher bekannten deportierten und ermordeten Jüdinnen und Juden festgehalten, um ihnen ein ehrendes Andenken zu bewahren.

(kap – sk)
 

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14. Januar 2024, 09:56