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Österreich: Bischof Zsifkovics offen für Kirchenreformen

Der Eisenstädter Bischof Ägidius Zsifkovics hat sich für mehr Mitsprache von Frauen in Kirchenangelegenheiten und Wahlfreiheit beim priesterlichen Zölibat ausgesprochen. Er wolle parallel zum Synodalen Prozess der Weltkirche in seinem Bistum an jenen Themen arbeiten, „die man auf lokaler Ebene jetzt schon umsetzen kann".

Der ostösterreichische Bischof äußerte sich in einem Weihnachtsinterview der „Burgenländischen Volkszeitung. Konkret ging Zsifkovics auf die Beteiligung der Laien in verschiedenen kirchlichen Diensten ein: „Wir versuchen, die Frauen in unserer Diözese maximal miteinzubeziehen, auch in leitende Bereiche." So stünden etwa bei der Caritas oder dem kirchlich getragenen Gymnasium Frauen an der Spitze. Auch Jugendliche möchte der Bischof mehr einbinden.

Beim Thema Zölibat plädierte er für eine Entideologisierung und Freigabe der priesterlichen Lebensform. In dieser Frage seien Veränderungen möglich, so sei die priesterliche Lebensform im ersten Jahrtausend grundsätzlich freigestellt gewesen; erst danach habe sich das verändert. „Ich bin weder der einen noch der anderen Seite ideologisch verhaftet, sondern ich würde grundsätzlich gutheißen, wenn man die zölibatäre Lebensform freistellen würde", erklärte Zsifkovics. Aus diesem „Reizthema" sollte man „Luft herausnehmen". Die Sinnhaftigkeit des Zölibats als Lebensform Jesu sehe er durchaus, so Zsifkovics. „Und wer da bis in die Radikalität hinein nachfolgen will und das kann, der soll das machen. Aber wir können nicht alle dazu vergattern."

Solidarisches Teilen wichtiger denn je

Das Jubiläum des heiligen Martin von Tours als burgenländischer Landespatron ist dem Bischof - wie er sagte - ein großes Anliegen. Das Festjahr dazu habe nicht nur eine kirchliche, sondern auch eine gesellschaftspolitische Note. Der aus Pannonien stammende Heilige erinnere an solidarisches Teilen. „Das ist in diesen Zeiten dringender denn je", betonte Zsifkovics. Die Kirche müsse auf Zusammenhalt achten, die Menschen sollten ihre Leben „nicht spalterisch, sondern verbindend" gestalten. „Es braucht auch eine gesunde Distanz zum Wohlstand und die Bereitschaft, mit anderen zu teilen und sich zurückzunehmen."

Die Welt benötigt nach den Worten von Bischof Zsifkovics mehr Spiritualität; gerade in Zeiten des Umbruchs suche der Mensch nach Halt. Und sie brauche mehr Synodalität, ein gemeinsames Herangehen an die Probleme der heutigen Zeit. „Gerade heute sollte in der Politik das Gemeinsame mehr im Vordergrund stehen", so der Wunsch des Bischofs.

Beim Thema Migration wolle er „nicht blauäugig sein", so der burgenländische Bischof, der in der Bischofskonferenz für Europafragen zuständig ist. Es bestehe durchaus die Gefahr, „überlaufen" zu werden. Kulturelle Identität schützen zu wollen, sei „bis zu einem gewissen Grad wichtig und notwendig". Zugleich schränkte Zsifkovics ein: „Ich fürchte mich nicht vor manchen, die vom Islam oder einer anderen Kultur zu uns kommen, mit uns hier leben und auch arbeiten wollen, sondern ich fürchte mich vor einer immer größeren Zahl unter uns, denen das Christentum, die Kirche und ihr Glaube nichts mehr bedeuten." Es sei eine große Gefahr, die christlichen Werte nicht mehr zu leben.

(kap – gs)

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21. Dezember 2023, 11:22