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Maria - Ausschnitt aus einem Gemälde von Sandro Botticelli Maria - Ausschnitt aus einem Gemälde von Sandro Botticelli  (Copyright (C) Bridgeman Art Library)

Heute: „Mariä Empfängnis“… oder „Erwählung“

Die Kirche feiert heute Mariä Empfängnis: Dem liegt das Dogma der „ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ zugrunde, das Papst Pius IX. 1854 verkündet hat.

Es bezieht sich auf eine Grundaussage unseres Glaubens: Gott setzt in Maria einen radikalen Neuanfang in seiner Geschichte mit den Menschen und unterbricht durch seine Menschwerdung den Kreislauf des Bösen. An Maria wird deutlich, wie Gott den Menschen von seinem Ursprung her gedacht hat; sie ist das unverdorbene Konzept Gottes vom Menschen.

Der österreichische Theologe und Jesuit Andreas Batlogg plädiert allerdings dafür, das Hochfest „Mariä Empfängnis“, wie es im deutschsprachigen Raum gemeinhin heißt, in „Mariä Erwählung“ umzubenennen. „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ – dieser Name beinhaltet laut Batlogg „eine Reihe theologischer Hypotheken“. Und er werde von vielen Menschen nicht mehr verstanden.

Marienstatue
Marienstatue

Dem ursprünglichen Sinngehalt näher

Sinnvoller sei es daher, den Feiertag in „Mariä Erwählung“ umzubenennen, regt Batlogg in einem Gastbeitrag in der österreichischen Wochenzeitung „Die Furche“ vom Donnerstag an. Das käme dem ursprünglichen Sinngehalt des Festes näher. Der vorgeschlagene Name tauchte unter anderem bereits in ersten Arbeitsübersetzungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) auf.

Die Hypotheken von „Mariä Empfängnis“ liegen laut Batlogg unter anderem in einer mit dem Begriff „unbefleckte Empfängnis“ im Volksmund gegebenen „Dämonisierung von Sexualität“, aber auch in einer Fokussierung auf die „Erbsünde“. Diese theologische Mitgift des heiligen Augustinus sei heute kaum mehr zu vermitteln, so Batlogg. Selbst Ersatzbegriffe wie „Erbunheil“ oder „universale Sündenverfallenheit“ würden nicht erfassen, was eigentlich gemeint sei und weswegen eine Umbenennung sinnvoll wäre.

P. Batlogg
P. Batlogg

„Um diese verlorene Ganzheit geht es“

„Um diese verlorene Ganzheit geht es“, argumentiert der Jesui, „wenn Maria in den Mittelpunkt gestellt wird, die vom Anfang ihres Lebens an, eben von ihrer Empfängnis an, ausgenommen war von jener Schuldverstricktheit, in der wir Menschen uns vorfinden – und dieses einzigartige Privileg war ihr gewährt im Hinblick auf die Geburt ihres Sohnes Jesus, der einen total neuen Anfang in der Menschheitsgeschichte setzen sollte.“

Es gehe daher bei dem Feiertag auch nicht darum, Maria als eine „gehorsame Magd“ oder als „demütige, makellose Jungfrau“ darzustellen – je mehr dies versucht wurde, desto mehr sei Maria „dem konkreten Glaubensgefühl vieler entschwunden“.

Wunderbarer Anfang

Vielmehr sollte man in den Mittelpunkt rücken, dass die Kirche am 8. Dezember feiere, „dass Gott in Maria einen wunderbaren Anfang gesetzt hat“. Dies sei es schließlich, was die Bibel immer wieder berichte: Dass Gott neue Anfänge ermöglicht – sei es mit der Erschaffung der Welt, sei es mit der Sintflut-Erzählung, mit der Flucht Israels aus Ägypten oder eben mit der Geburt Jesu. „Im Blick auf Jesus, der einen neuen Anfang in der Weltgeschichte gesetzt hat, ist der Anfang Marias wunderbar“.

Batlogg abschliessend: „‚Mariä Erwählung‘ drückt treffender aus, worum es geht: um Erwählung. Im Blick auf ihre einzigartige ‚Funktion‘ bleibt Maria erspart, was allen anderen Menschen nicht erspart bleibt. Dass Gott handelt, wunderbar, immer wieder, dass er dabei nicht überfällt oder zwingt, sondern um Zustimmung wirbt – das feiern wir.“

(kap/te deum maria laach – sk)
 

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08. Dezember 2023, 09:22