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Simone Stein-Lücke, Kommunikationswissenschaftlerin Simone Stein-Lücke, Kommunikationswissenschaftlerin 

Unser Sonntag: Der wahre König

Simone Stein-Lücke erläutert, dass Christkönig ein „brandneues“ Fest der katholischen Kirche ist - eingesetzt 1925 von Papst Pius XI. als politisches Zeichen. Aber auch wir sollen heute nach unserem König Ausschau halten. 

Simone Stein-Lücke

Mt 25, 31-46 Lesejahr A

34. Sonntag, Hochfest Christkönig

Heute ist ein ganz besonderer Sonntag: Wir feiern rund um den Globus das Christkönigsfest – ein eher unbekanntes, recht junges Hochfest der katholischen Kirche. Immer am letzten Sonntag des Kirchenjahres, direkt vor dem 1. Advent.

Das Christkönigsfest ist - in Kirchendimensionen gesprochen - ein brandneues Fest, das Papst Pius XI erst 1925 eingeführt hat. Seine Idee war es, dem Versagen und der Schwäche von uns Katholiken entgegenzuwirken und etwas gegen unsere Gleichgültigkeit und Furchtsamkeit zu tun.

„Seine Idee war es, das soziale Königtum Christi zu propagieren“

Seine Idee war es, das soziale Königtum Christi zu propagieren und das fand von Anfang an sehr großen Anklang. Er setzte damit ein Zeichen der Hoffnung. In der Weimarer Republik und in der Zeit des Nationalsozialismus spielte die Christkönigverehrung eine große Rolle – vor allem bei der katholischen Jugend.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

Wider den Führerkult

In der Zeit des Nationalsozialismus entwickelte sich der Tag zu einem wichtigen Widerstandssymbol. Junge Katholiken nutzten die Feier, um sichtbare Zeichen gegen den Führerkult in Deutschland zu setzen. Mit eigenen Fahnen und Uniformen zogen sie durch die Dörfer und Städte und bekannten öffentlich ihren Glauben und ihren wahren König – was für ein Mut! Das heutige Fest verweist in seinem Kern auf das Kommen Christi in Macht und Herrlichkeit, wenn er die Herzen mit Freude erfüllt und ihre Tränen trocknen wird…

In der Welt als Pilger

Aber was bedeutet das für unser Leben? Was können wir heute mit dieser Botschaft anfangen, wie ist sie zu deuten?
Zum einen schickt uns der Gedanke an das Kommen des Herrn auf den Weg, zielbewusst zu leben.
Wir sind in der Welt als Pilger unterwegs – als Pilger für Gerechtigkeit und Frieden – immer das Reich Gottes fest im Blick.
Im heutigen Evangelium wird des weiteren auf das jüngste Gericht Bezug genommen und darauf verwiesen, dass jede einzelne Begegnung mit bedürftigen, notleidenden Menschen eine Gottesbegegnung ist.

Grenzenlose Solidarität

Der Christ und die Christin sind aufgerufen, es Christus nachzumachen und in grenzenloser Solidarität ein Leben in Barmherzigkeit, Güte und Bescheidenheit zu führen. Aber genau das widersprich heute mehr denn je dem Lebensstil, den wir mit einem König verbinden. Oder mit Politikern. Oder mit Mächtigen. Nur allzu oft lesen wir Berichte von ausschweifendem Lebensstil, von Festbanquetten, Luxusaustattungen und von undurchsichtigen ‚Sonderzulagen‘, die sich ‚die da oben‘ einverleiben – und das angesichts von Not und Existenzangst von Hunderttauenden Menschen in unserem Land und in aller Welt.

„Wie anders ist da unser Christkönig - ‚unten‘ an der Basis...“

Kein Wunder, dass immer mehr Menschen ‚politikverdrossen‘ werden und sich von ihren Würdenträgern und ‚Hirten‘ abwenden. Wie anders ist da unser Christkönig. Er hat eine ganz feste Rückbindung an die Basis. Er lebt und stirbt für die seinen. Er heilt die Verletzten und sucht die Verirrten. Ihm kann man vertrauen, er ist grundehrlich und in jeder Hinsicht ‚sozial‘. Er ist ein König, der nicht unnahbar ‚oben‘ ist, sondern ‚unten‘ an der Basis, im Maschinenraum und mitten unter seinem Volk.

Jesus kommt es auf das Sein an

Er weiß um unsere bitterste Not. Und so stellt er auch den Maßstab auf, der für sein Urteil gilt: Güte und Liebe, die schon beim Allernächsten beginnt und auch den Allerfernsten mit einschliesst. Christus hat selbst das getan, was er uns lehrt. In der Übereinstimmung von Wort und Tat liegt die Grundvoraussetzung für seine Glaubwürdigkeit – das woran unsere heutige Zeit und Gesellschaft so sehr krankt.
Bei Jesus kommt es ausschliesslich auf das ‚Sein‘ an – auf den ‚Schein‘ legt er keinen Wert.

Die letzte Instanz: Jesus Christus

Machen wir es ihm nach, liebe Schwestern und Brüder, suchen wir für unser eigenes Leben nach Barmherzigkeit, die wir täglich vollbringen können und nehmen wir diesen Auftrag ernst. Am Ende geht es nun darum, immer und überall Ausschau zu halten nach der letzten Instanz unseres Leben – unseren König und Herren Jesus Christus.

(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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25. November 2023, 09:03