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Das Gleichnis von den Talenten Das Gleichnis von den Talenten 

Unser Sonntag: Die anvertrauten Talente

Simone Stein-Lücke, Kommunikationswissenschaftlerin, ruft uns erneut dazu auf, anzupacken. Jetzt ist die Zeit, zu handeln, denn: "Peng, der Herr steht vor der Tür" und das irdische Leben ist vorbei - es kommt zur Abrechnung.

Simone Stein-Lücke

Mt 25, 14–30

33. Sonntag Lesejahr A

Im Evangelium des heutigen Sonntags geht es um die anvertrauten Talente – eine ganz populäre Stelle der Schrift, die sehr viel mit unserem Alltag und unser aller Leben zu tun hat.

Die Betrachtung zum Sonntagsevangelium im Video

In diesen letzten Wochen des Kirchenjahres, lässt uns die Kirche die Vergänglichkeit allen Irdischen bedenken:

„Es kommt der Tag des Herrn: Plötzlich und unerwartet, wie ein Dieb in der Nacht“, heißt es im Gleichnis.

Das irdische Leben ist eine Zeit, wo wir auf Erden wertvolle Güter zu verwalten haben. Immer wieder werden wir auf die Probe gestellt, ob und wie wir dieser Aufgabe gewachsen sind. Wir lernen im Gleichnis, dass jeder nach seinen Fähigkeiten die Talente erhält: Der eine Diener bekommt fünf, der andere drei und der dritte nur eines. Jedem wird das zugemutet, was er verkraften kann.

Die "Abrechnung des Herrn"

Bei der Heimkehr des Herrn dann - von einer langen Geschäftsreise - wird am Ende abgerechnet. Und mal ehrlich, diese Abrechnung - dieser Heimkehr des Herrn - bedeutet nichts anderes als: der Hinweis auf das Jüngste Gericht. Man weiß nie, wann uns der letzte Tag, der letzte Atemzug und der Tod ereilt. Er kommt überraschend: Egal, ob man jung, alt, gesund oder krank ist.

„Peng, steht der Herr in der Tür: Die Reise ist vorbei, die Zeit des Wirtschaftens, des Einflussnehmens ist abgelaufen.“

Peng, steht der Herr in der Tür: Die Reise ist vorbei, die Zeit des Wirtschaftens, des Einflussnehmens ist abgelaufen. Und kaum steht der Herr in der Tür, werden große Aufgaben groß belohnt und die tüchtigen Diener werden in das Haus des Herrn eingeführt: „Kommt, nehmt Teil an der Freude des Herrn!“ Das steht im Gleichnis und so ist es gemeint: Mit Freude und Anerkennung wird die Leistung und der Ertrag der tüchtigen Diener gefeiert.

Unterschiedliche Reichtümer

Wenige Gleichnisse sind so leicht übertragbar, wie dieses von den Talenten. Wir sind die Diener – wir alle - und uns werden unterschiedliche Reichtümer anvertraut. Vergleichbar mit den Talenten im Gleichnis, werden uns sowohl geistiges Vermögen, Verstand, Liebesfähigkeit, Wohlwollen, Menschkenntnis anvertraut sowie materielle Güter. Jedem nach seinem Maß und nach den Fähigkeiten, sie zu bewältigen.

„Unerwartet ist der Tod und ist die Abrechnung – wir sind keine Eigentürmer, sondern wir sind nur Verwalter.“

Die Abwesenheit des Herrn ist das irdische Leben, unerwartet sind der Tod und die Abrechnung – wir sind keine Eigentürmer, sondern wir sind nur Verwalter. Aber handeln wir auch danach? Bringen wir mit den erhaltenen Talenten Frucht, mit den materiellen Gütern, mit unseren Begabungen, mit der Fähigkeit, Menschen zu gewinnen?
Weil der Herr jedem von uns nach seinen Fähigkeiten gegeben hat, kann er auch viel verlangen.

Einzig der letzte Diener, der ein Talent erhalten hat, hat sich in eine schlimme Situation manövriert: Er hat sein Talent versteckt – vergraben, um kein Risiko einzugehen.

Verpasste Chance 

Er hat auf freudiges Anpacken verzichtet; auf Engagement und auf Einsatz. Er hat aus Angst, etwas falsch zu machen, darauf verzichtet sein Talent einzusetzen und verpasst die Chance, es zu mehren. Keine Initiative, kein Eifer – überhaupt keine Spur von Wertschätzung für seinen Herrn und das ihm entgegengebrachte Vertrauen. Da ist wohl etwas richtig, richtig schiefgelaufen.

Als der Herr dann plötzlich in der Tür steht, ist seine Zeit abgelaufen – er kann nichts mehr korrigieren. Doch das sollte uns nicht mutlos machen – im Gegenteil: Nutzen wir doch unsere Zeit! Vergessen wir nicht die Talente in unseren Händen zum Wohle einzusetzen und im Interesse des „Eigentümers“ zu mehren!

„Setzen wir die richtigen Prioritäten in unserem Leben?“

Teilen wir uns die Zeit wirklich gut ein? Setzen wir die richtigen Prioritäten in unserem Leben? Arbeiten wir konzentriert und geordnet? Was machen wir mit der uns gegebenen Zeit? Von vielen Heiligen können wir lernen, wie wichtig es ist, die Zeit richtig zu nutzen und genau das zu tun, was wir in der Gegenwart Gottes für angemessen halten und mit Herz und Verstand dabei zu sein.

Von den Heiligen lernen

Das kann auch bedeuten, je nach Situation, unsere Zeit auch mal richtig zu „vergeuden“, wenn wir zum Beispiel am Bett eines Kranken sitzen oder einer Freundin in Prüfungsnot helfen. In solchen Lagen ist es wichtig, vom „Programm“ abzuweichen, nicht wie eine Dampflock auf Schienen immer geradeaus zu brettern, sondern feinfühlig da hinzulangen, wo es nottut. Wo es heute nottut!

Wie oft muss sich Gott anhören: Ja klar...

Wie oft sagen wir zu anderen: „Ja klar, das mache ich, aber nicht gerade jetzt…“. Eine lästige Art im Prinzip „ja“ zu sagen, aber „nein“ zu meinen.
Was meinen Sie, liebe Schwestern und Brüder, wie oft Gott sich das schon hat anhören müssen?

Anpacken! 

Lassen Sie uns alle an die eigene Nase packen und schauen, was wir im direkten Umfeld, in der Gemeinde durch eigene Entschlossenheit verändern können! Damit signalisieren wir: Hier geht‘s zack, zack! Hier wird nicht auf die lange Bank geschoben oder in den Wind geredet! Hier wird gehandelt! Und hier wird mitangepackt! Und hier gibt es Menschen, auf die ich mich verlassen kann!

„Lassen Sie uns in diesem Sinne, die uns geschenkte Zeit – heute und an allen Tagen – mit Schwung und Tatkraft nutzen“

Wie wichtig Entschlusskraft und Zuverlässigkeit sind, zeigt sich ja täglich in der Weltpolitik: Wo bei Naturkatastrophen, Krieg und Gewalt die internationale Unterstützung schnell her muss oder, wenn wir am Grabe eines lieben Verstorbenen stehen und die Zeit versäumt haben, unser Verhältnis zum Guten zu wenden: zur Versöhnung, zu mehr Rücksicht oder zur guten Zusammenarbeit. Lassen Sie uns in diesem Sinne, die uns geschenkte Zeit – heute und an allen Tagen – mit Schwung und Tatkraft nutzen, um unserem Leben noch mehr Sinn und Fülle zu geben.

Ihnen allen wünsche ich mit diesen Gedanken einen wundervollen und entschlossenen Sonntag!


(radio vatikan - redaktion claudia kaminski)

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18. November 2023, 11:00