Suche

Blick auf die Frauenkirche in Dredsden Blick auf die Frauenkirche in Dredsden  (ANSA)

Dresdner Bischof: Bei geistlichem Missbrauch sofort aktiv werden

Zur Aufklärung und Vorbeugung von geistlichem Missbrauch müssen geistliche Gemeinschaften aus Sicht des Dresdner katholischen Bischofs Heinrich Timmerevers intensiver überwacht werden. Das sagte der Bischof von Dresden-Meißen dem Online-Portal „katholisch.de" (Sonntag). Anlass des Interviews war eine „Arbeitshilfe zum Thema geistlicher Missbrauch", die die deutsche Bischofskonferenz (DBK) im September nach ihrer Vollversammlung veröffentlicht hatte.

Sobald erste Meldungen „von irritierenden Aktionen, Reden oder Predigten eingehen" oder andere Ungereimtheiten aufträten, „müssen die dafür zuständigen kirchlichen Autoritäten auf jeden Fall aufmerksam und aktiv werden", so der Bischof von Dresden-Meißen wörtlich im Interview. Bischof Timmerevers hat die Arbeitshilfe der DBK zu geistlichem Missbrauch federführend ausgearbeitet. 

Gerade bei den geistlichen Gemeinschaften sei die Kontrolle mitunter schwierig, da oft die Verantwortungsstrukturen nicht klar seien. Zudem gebe es viele Gemeinschaften, die zwar einen „kirchlichen Charakter" ausstrahlten, aber keine offizielle Anerkennung hätten. „Wenn diese Gemeinschaften sich nicht in kirchlichen Räumen treffen und beispielsweise eine Stadthalle anmieten, um dort ihre Treffen abzuhalten, dann sind zunächst einmal der Diözesanbischof oder die Verantwortlichen vor Ort nicht involviert", warnte Timmerevers. „Sie haben ihre eigenen Strukturen und keine Einbindung in diözesane Gefüge. Das kann man dann nicht immer im Blick haben."

„Jeder Missbrauch geht in die Mitte einer Person und zerstört alles“

Entsprechend sei es auch ein Anliegen der aktuellen Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz, das Thema geistlicher Missbrauch „weiter in die Breite zu tragen und ins Bewusstsein zu rücken", sagte der Bischof. Die Erstellung sei mühsam gewesen, weil viele verschiedene Aspekte wie die Situation in den Pfarreien, den geistlichen Gemeinschaften und den kirchlichen Orden zusammengebracht werden mussten, so Timmerevers.

Für 2026 Analyse geplant

Bis zur für 2026 geplanten Evaluation gelte es nun, geeignete Ansprechpartner für Betroffene in den Bistümern zu finden und zu vernetzen. Zudem warnte der Bischof vor einem Vergleich von geistlichem und sexuellem Missbrauch. „Jeder Missbrauch geht in die Mitte einer Person und zerstört alles", betonte Timmerevers. Beim geistlichen Missbrauch spiele die Gottesbeziehung eine besondere Rolle, „weil der Gottesglaube zerstört werden kann. Aber man kann beide Formen nicht gegeneinander aufwiegen.

Hintergrund

Geistlicher Missbrauch ist ein bisher nicht klar definierter Sammelbegriff. Meist geht es um Missbrauch geistlicher Autorität oder Machtmissbrauch im religiös-spirituellen Zusammenhang. Gemeint ist, dass Personen aus Seelsorge, Religionsunterricht, geistlicher Begleitung oder Verantwortliche in Kirchen, Orden und geistlichen Gemeinschaften andere Menschen manipulieren und sie ausnutzen - vermeintlich im Namen Gottes oder der Religion. Die deutsche Bischofskonferenz hat nach ihrer Herbstvollversammlung 2023 eine Arbeitshilfe zu dem Thema veröffentlicht.

(katholisch.de/kna - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

05. November 2023, 14:10