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Wandervögel am Abendhimmel in Ägypten Wandervögel am Abendhimmel in Ägypten 

Hilfswerk kritisiert ungerechte Klimafinanzierung

Die weltweite Finanzierung der Klimafolgen ist aus Sicht von Brot für die Welt ungerecht verteilt. Staaten mit dem höchsten Risiko für Klimaschäden seien am stärksten unterfinanziert, heißt es im ersten „Klima-Anpassungsindex“, den das Hilfswerk am Mittwoch in Berlin vorstellte. Untersucht wurden für den Bericht 129 Länder vor allem im Globalen Süden im Zeitraum von 2014-2020.

Afghanistan, Südsudan, Niger, Sudan, Jemen und Uganda führten die Negativ-Liste an, hieß es. Sie seien am verletzlichsten bei den Folgen weltweiter Klimaveränderungen, erhielten aber keinen fairen Anteil von den Geberländern, kritisiert Brot für die Welt-Präsidentin Dagmar Pruin. Auch Somalia, Mali, der Irak, Äthiopien, Syrien, Mauretanien und Mosambik gehörten zu diesen am schlechtesten finanzierten Ländern. So führten Wetterextreme in Staaten mit niedrigem Einkommen zu mehr Opfern, den verhältnismäßig größten wirtschaftlichen Schäden und zu einer großen Zahl Vertriebener.

Die Referentin für Klimapolitik bei Brot für die Welt, Sabine Minninger, verwies darauf, dass afrikanische Länder insgesamt nur fünf Prozent der weltweiten Klimafinanzierung erhielten und auch nur elf Prozent der für sie benötigten Mittel. Zugesagt worden seien weltweit ab 2020 jährlich 100 Milliarden US-Dollar. Insgesamt seien aber nur 83 Milliarden US-Dollar von Geberländern bereitgestellt worden. 2021 seien es sogar nur 21 Milliarden US-Dollar gewesen. Der tatsächliche Bedarf sei weltweit 10 bis 18 mal höher, betonte Minninger. Daher seien auch geplante Haushaltskürzungen des Entwicklungsministeriums das falsche Signal.

Schleichende Folgen werden nicht berücksichtigt

Gut finanziert sind nach dem Anpassungsindex nur die Marshallinseln, Nauru und Tuvalu. Dort sei der Anteil der internationalen Klimafinanzierung größer als es dem Klimarisiko entspreche. Der Klimaindex berücksichtige nur Wetterextreme als Klimafolgen, keine schleichenden Folgen wie das Ansteigen der Meeresspiegel. Der positive Index-Wert sei bei diesen Inseln zudem darin begründet, dass die Klimahilfen pro Kopf berechnet würden, so dass diese Inseln mit geringer Einwohnerzahl besser abschnitten als einwohnerreiche Länder. Dies dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch diese Inseln sehr stark vor allem von schleichenden Klimafolgen betroffen seien, so Minninger.

Eine „angemessene Finanzierung“ sieht der Index in 17 der untersuchten Länder, unter anderem in Brasilien, Barbados und den Malediven. Die übrigen untersuchten Länder fallen demnach in die Kategorien „unterfinanziert“, „stark unterfinanziert“ und „extrem unterfinanziert“. Der Klima-Anpassungsindex sei ein Bewertungskriterium für die Klimaanpassungsfinanzierung, das aber noch ergänzt werden müsse, hieß es. So könne keine Aussage getroffen werden, welche absoluten Beträge erforderlich wären, um ein Land klimaresilient zu machen.

Deutschland und weitere Geberländer sollten sich als Hauptverursacher der Klimaveränderungen stärker für eine Verteilungsgerechtigkeit der Gelder einsetzen, forderte Brot für die Welt. Das Hilfswerk verlangte zudem, dass der Fonds für Klimaschäden, der bei der Weltklimakonferenz COP28 Anfang Dezember in Dubai eingerichtet werden soll, besonders vulnerable Gruppen und am stärksten betroffene Länder besser berücksichtigt als bisher.

(kna - cs)

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15. November 2023, 12:57