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Der Augsburger Bischof Betram Meier im Campo Santo Teutonico (2022) Der Augsburger Bischof Betram Meier im Campo Santo Teutonico (2022) 

Bischof Meier zu Weltsynode: „Hörschule der Weltkirche“

Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat vor extremen Haltungen bei der derzeit tagenden Weltsynode im Vatikan gewarnt. „Gerade wenn es um die Erneuerung der Kirche geht oder der Kurs zur Debatte steht, den die Kirche in Zukunft nehmen soll, ist das rechte Maß von großer Bedeutung", sagte Meier am Sonntag in seiner Predigt in der Kirche des Campo Santo Teutonico im Vatikan.

„Christen, die Missstände zu Recht anprangern und dagegen ankämpfen, können dazu neigen, zu Fanatikern zu werden", sagte der Bischof und warnte vor einem „Chauvinismus der Wahrheit". Christen dürften sich die Wahrheit nicht aufzwingen, sondern müssten einander „in den Mantel der Wahrheit" helfen.

In seiner Predigt im Rahmen einer Heiligen Messe in der Kollegskirche des Campo Santo Teutonico sagte er laut einer Pressemitteilung des Bistums: „Wir üben täglich, was es heißt, gut aufeinander zu hören und dabei vor allem den Heiligen Geist zu Wort kommen zu lassen.” Diese Hörschule sei ein Impuls zum Gegensteuern, „wenn es uns das Maß verzieht”.

„Wir üben täglich, was es heißt, gut aufeinander zu hören und dabei vor allem den Heiligen Geist zu Wort kommen zu lassen“

Eine Krise – sei es eine persönliche oder die der Kirche -, so der Bischof, sei immer auch eine Chance. Sie biete die Gelegenheit, die Kompassnadel des Lebens wieder dorthin auszurichten, worauf Gott sie eingestellt habe. Allerdings sei es eine Kunst, „die Mitte zu halten zwischen geistlichem Hunger und spiritueller Ubersättigung, zwischen Lauheit und Übereifer, zwischen Interesselosigkeit und Fanatismus.”

Wenn im Inneren der Kirche Polarisierungen den Gesprächsfaden abzuschneiden drohten, seien Menschen der „goldenen Mitte” gefragt. Sie seien wirklich Gold wert, weil sie sich zwischen Extreme stellten, es dort aushielten und mit viel Geduld womöglich Brücken bauten. Dabei hob er hervor, dass der Mensch zwar vieles in Konzepte fassen könne, um für Gemeinschaften und Bistümer eine sinnvolle Zukunft zu erschließen. Gleichzeitig müsse jedoch klar sein: „Wir sind nicht die 'Kirchenbastler', die sich das Haus Gottes nach selbst gemachten Plänen zurechtzimmern. Der Mensch denkt, und Gott lenkt."

„Wir sind nicht die 'Kirchenbastler', die sich das Haus Gottes nach selbst gemachten Plänen zurechtzimmern“

Bei den bisherigen Beratungen der Weltsynode habe es auch Spannungen und Kontroversen gegeben, die aber immer höflich ausgetragen worden seien, sagte Meier. Er selbst habe gelernt, dass sich die Geografie der Kirche wandele und sich die europäische Kirche relativiere. „Im Netz der Weltkirche ist die Kirche in Deutschland ein kleiner Knoten, der beachtet wird", hob er hervor. „Unsere Verantwortung liegt darin, uns einzubringen und in der Einheit zu bleiben."

„Unsere Verantwortung liegt darin, uns einzubringen und in der Einheit zu bleiben“

Hintergrund

Seit fast drei Wochen beraten im Vatikan mehr als 300 Mitglieder der Weltsynode über das Thema Synodalität in der katholischen Kirche und über die Zukunft der Kirche. Die Deutsche Bischofskonferenz hat ihren Vorsitzenden Georg Bätzing, Bischof von Limburg, sowie die Bischöfe von Augsburg, Bertram Meier, und Essen, Franz-Josef Overbeck, als Teilnehmer entsendet. Bischof Meier fehlte streckenweise wegen einer Corona-Infektion. Am Montag beginnt die vorerst letzte Woche der Beratungen; am 29. Oktober schließt die Weltsynode mit einem Gottesdienst ab. Im Oktober 2024 soll die Versammlung erneut im Vatikan beraten.

(pm/kna - sst)

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22. Oktober 2023, 15:58