Suche

Eine Delegation des US-Holocaust-Memorial Museums in Washington war bereits 2022 beim deutschsprachigen Priesterkolleg Santa Maria dell´Anima in Rom Eine Delegation des US-Holocaust-Memorial Museums in Washington war bereits 2022 beim deutschsprachigen Priesterkolleg Santa Maria dell´Anima in Rom 

Deutsche Gemeinde Rom: Bitte um Vergebung für Versagen Hudals

Wegen seiner Nähe zum Nationalsozialismus und der Tätigkeit als Fluchthelfer für NS-Angehörige und Kriegsverbrecher nach Ende des Zweiten Weltkriegs in Rom ist der aus Österreich stammende Bischof Alois Hudal (1885-1963) umstritten. Der aktuelle Nachfolger Hudals als Rektor des deutschsprachigen Priesterkollegs Santa Maria dell'Anima hat Holocaust Überlebende für Hudals Versagen um Vergebung gebeten.

„Hudal half den Henkern. Und so wurden Opfer wie Überlebende erneut missachtet und gedemütigt", sagte der Salzburger Priester Michael Max am Dienstagabend in der Anima bei einer Begegnung mit einer Delegation des Washingtoner „Holocaust Memorial Museums". Anlass für den Rom-Besuch der US-Delegation bot der Abschluss eines Kooperationsprojekts mit der Anima: Dabei wurden in den vergangenen sechs Monaten wichtige Archiv-Dokumente des römischen Priesterkollegs aus der Epoche des Nationalsozialismus umfassend digitalisiert. Die Dokumente des 2006 geöffneten sogenannten „Hudal-Archivs" der Anima mit der privaten und beruflichen Korrespondenz des von 1937 bis 1952 als Rektor amtierenden Bischofs wurden eingescannt und sind damit für die internationale Holocaust-Forschung und die weitere Aufarbeitung leicht zugänglich.

In den Dokumenten fänden sich Namen der schlimmsten Verbrecher am jüdischen Volk während des Holocaust, hielt „Anima"-Rektor Max bei dem Empfang am Dienstagabend fest. Die Archivalien zeigten, dass auch Hudal bei der Fluchthilfe tätig gewesen sei. „Spätestens nach dem Krieg hätte er erkennen müssen, welches verbrecherische Regime er versuchte, mit der katholischen Kirche zu versöhnen", sagte Rektor Max über Hudal. Die Nennung der Täter sei unausweichlich, wolle man den durch die NS-Täter ihrer Würde beraubten Opfern ein Stück ihrer Würde zurückgeben.

„Aufarbeitung führt zur Wahrheit. Wahrheit schenkt Freiheit und ermöglicht Versöhnung“

Hudal ab 1923 in der Anima tätig


Der aus der Steiermark stammende Hudal war ab 1923 in Santa Maria dell'Anima tätig und wollte sich in den 1930er-Jahren als „Brückenbauer" zwischen Rom und dem NS-Regime betätigen. Seine Vorgehen in der Fluchthilfe für NS-Angehörige nach Kriegsende begründete er als karitativen Akt für politisch Verfolgte. Unter anderen half er, wie bisherige Archivfunde zeigen, dem österreichischen SS-Führer Otto Wächter (1901-1949). Dieser versteckte sich bis zu seinem Tod mehrere Monate in Rom, war aber wohl nie persönlich im Priesterkolleg der Anima.

Hudal wusste, wem er half, sagte die US-Historikerin Suzanne Brown-Fleming im vergangenen Jahr in Rom bei der Unterzeichnung des Kooperationsabkommen zwischen dem „US Holocaust Memorial Museum" und der „Anima". Es sei aber denkbar, dass er in Anbetracht der jahrhundertelangen kritischen Haltung der Kirche gegenüber Juden vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) sich keiner Schuld bewusst gewesen sei. Brown-Fleming hielt gleichzeitig fest, es sei zu früh für Schlussfolgerungen. Die Dokumente zu Hudal müssten noch gründlich erforscht werden.

Wegen seines Engagements für Kriegsverbrecher soll der österreichische Bischof 1952 vom Vatikan gedrängt worden sein, als Rektor des Priesterkollegs zurückzutreten. Hudal war mit Eugenio Pacelli bekannt, dem späteren Papst Pius XII. (1939-1958), der ihn 1933 zum Bischof weihte.

(kap/vatican news - sst)

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

25. Oktober 2023, 14:36